UnicoRN98

UnicoRN98

Rezensionen
UnicoRN98 vor 3 Jahren 28 3
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Oh My Love, Oh My Love..
Der allseits bekannte Naxos ist einer der ersten Nischendüfte, die ich testen durfte und auch gleichzeitig derjenige, der mich mit Abstand am meisten begeistert hat. Vom ersten Moment an war ich völlig hin und weg. Er hat es geschafft, mich in einen Gefühlszustand der unbefangenen Leichtigkeit zu versetzen, was ihn zum perfekten mood booster für triste Tage macht. Um es bereits vorweg zu nehmen, ist es Xerjoff gelungen, eine Punktlandung, nahe der Perfektion, auf den Markt zu bringen.

Durch den Lavendel in der Kopfnote eröffnet Naxos sehr aromatisch bis leicht scharf. Von der von vielen Leuten beschriebenen Zitrik bekomme ich persönlich kaum etwas ab. Wer einen zitrisch-frischen Duft möchte, sucht bei Naxos ergo vergebens. Bergamotte und Zitrone mögen dem Duft einen Hauch von spritzig-prickelndem Auftakt geben, verschwinden aber genauso schnell, wie sie wahrzunehmen sind. Hauptakteur ist zweifelsohne der Honig, welcher sich von Anfang bis Ende wie eine Blase um den Träger legt. Untermalt wird dieser von einer dezent abgestimmten Zimtnote, die zusammen mit dem Tabak für einen würzigen Twist als Kontrast zur Süße des Honigs fungiert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Tabak nur unterschwellig zum Tragen kommt und keineswegs eine aufdringliche Rolle einnimmt. Auch handelt es sich nicht um einen „dreckigen“ Zigarettentabak, wie man ihn meiner Meinung nach in TF - Tobacco Vanille vorfindet. Vielmehr ist der Tabak als solcher gar nicht richtig zu identifizieren. Er verleiht dem Duft eine gewisse Tiefe und trägt zum aromatisch-rauchigen Gesamteindruck auf einer unauffälligen Art und Weise bei. Demnach kann Naxos selbst von Leuten getragen werden, denen tabaklastige Düfte zuwider sind. Das ersetzt natürlich in solch einer Preisklasse kein Ausprobieren. Auch wenn der Duft durchaus das Potenzial hat, ein Blindkaufkandidat zu sein, rate ich dennoch hiervon ab. Naxos endet in der Basis mit einem feinen Tonkabohne-Vanille-Mix, der dem Ende des Duftverlaufes einen fast schon cremigen Charakter verleiht. Schlussendlich ist und bleibt es ein sehr süßer Alltagsbegleiter. Würze kommt hier nur bedingt zum Vorschein, weshalb man schon süße Düfte lieben und wertschätzen muss, um Naxos tatsächlich zu mögen.

Auch wenn mich die Aufmachung der reinen Verpackung zumeist kalt lässt und mich nicht ansatzweise in meiner Bewertung beeinflusst, so muss ich trotzdem zugeben, dass sich hier richtig ins Zeug gelegt wurde. Eingebettet in einer hochwertigen Lederschatulle war es eine Freude, den Duft aus der fast schon als eine Art Sarg anmutenden Verpackung zu entnehmen. Die Verarbeitung des Flakons ist als durchweg hochwertig zu beschreiben - Gefühlt kein Plastik, sehr schwer und einfach schön anzusehen. Dementsprechend ist auch der Preis angesiedelt, wobei man, heruntergebrochen auf die Füllmenge, berechtigterweise darauf hinweisen muss, dass Naxos zu den günstigsten Düften aus dem Hause Xerjoff gehört. Preis-leistungstechnisch würde ich ihn aus diesem Grund als „gut“ bewerten.

Womöglich ist es meiner Haut oder aber meiner Nase geschuldet, die es mir nicht erlaubt, Düfte länger als acht Stunden wahrzunehmen. Dass der Duft also, wie von einigen Leuten beschrieben, zwölf Stunden plus hält, kann ich so nicht bestätigen. Die Haltbarkeit ist dennoch überdurchschnittlich und dem Preis angemessen, um nicht zu sagen „sehr gut“. Interessanterweise strahlt Naxos mehr als ordentlich ab, während man selbst den Duft nur hin und wieder wahrnimmt. In unregelmäßigen Zeitabständen meldet er sich beim Träger à la „Ich bin noch da. Dachtest du etwa, du hast über 200 Euro ausgegeben, um mich nach 3 Stunden nicht mehr wahrzunehmen? Du bist lustig.“ Wer also auf der Suche nach einem starken Duft ist, der sich und sein Umfeld mit einer unverkennbaren Süße in den Bann zieht, derjenige sollte, egal ob Männlein oder Weiblein, definitiv zum Naxos greifen. Ich möchte auch gar nicht weiter ausführen, in welcher Situation man ihn zu tragen hat, sondern formuliere es ebenso banal wie genial: Tragt ihn, wann und wo ihr Bock habt - Vielleicht nicht an extrem heißen Sommertagen über 30 Grad Celsius, aber ansonsten bitte nach Belieben.

Abgesehen von der Tatsache, dass ich der Meinung bin, dass man Düfte nach persönlichen Vorlieben und nicht nach denen seines Umfeldes auftragen sollte, kann man sich einer Sache gewiss sein: Der generelle Dufteindruck wird allemal im Kreise derer, die sich nur oberflächlich mit Düften beschäftigen, einen bleibenden und, mit großer Wahrscheinlichkeit, positiven Eindruck hinterlassen. Ob dieses nahezu perfekt vollendete Meisterwerk am Ende auch nur im Entferntesten etwas mit der griechischen Insel, die als Namensgeber für den Duft diente, gemein hat, sei einmal dahingestellt, but: Who actually cares?!

EDIT: Der Name „Naxos“ entspringt einer Stadt, die ehemals als griechische Kolonie auf der heute zu Italien gehörenden Insel Sizilien gegründet wurde. Genau genommen hat der Name demnach seinen Urursprung tatsächlich in der gleichnamigen griechischen Insel. Ich gehe aber davon aus, dass sich Xerjoff als italienisches Dufthaus auf die einstige Kolonie, welche seit 1861 zum geeinten Italien gehört, bezieht. Die Frage, ob einem der Duft am Ende gedanklich wirklich ins wunderschöne Italien versetzt, bleibt allerdings bestehen.

Danke an Ponticus für den Hinweis ! :)
3 Antworten
UnicoRN98 vor 3 Jahren 15 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Wie besonders bist du mittlerweile noch?
Als erster Nischenduft hat es der Layton, nachdem ich unterschiedlichste Düfte des Nischensegments getestet habe, in meine Sammlung geschafft. Wer auf Parfumo unterwegs ist und sich die Sammlungen der Mitglieder hin und wieder anschaut wird schnell feststellen, dass sich der Layton zu einem festen und ernst zu nehmenden Bestandteil der Community etabliert hat. Früher oder später stellt sich einem natürlich die berechtigte Frage, ob darunter nicht die Uniqueness als Resultat der augenscheinlich allgegenwärtigen Präsenz des Duftes leidet.

Es hat nicht lange gebraucht, bis sich die Sympathie zwischen Layton und mir eingestellt hat. Die eher schlicht gehaltene Verpackung offenbart einen Flakon, der meiner Meinung nach zwar ebenso schlicht daherkommt, in Bezug auf Qualität und Verarbeitung aber seinesgleichen sucht. Bereits die Kappe, welche gefühlt genauso schwer ist wie der Rest des Flakons (Verletzungsgefahr!), mutet hochwertig und dem Preis entsprechend an. Nach dem ersten Sprühstoß empfängt einem eine fruchtig-frische Kopfnote, begleitet von einer dezenten Mandarine, die aber aufgrund des präsenteren Apfels im Hintergrund gehalten wird. Das Opening ist an eine leichte, dem weiteren Duftverlauf jedoch nicht störende Synthetik geknüpft. Schon nach 5 Minuten folgt ein erbitterter Kampf zwischen der den Duft bestimmenden Giganten Apfel und Vanille. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich die „Apfel-Vanille-Kuchen-Assoziationen“ nachvollziehen kann, ich den Layton aber nicht als reinen Gourmand-Duft einstufen würde. Hier fehlt es ihm einfach an zusätzlicher Süße und anderen Komponenten, die einem à la „Ich will dich Essen!“ ins Gesicht schlagen. Letztendlich muss sich nach ein paar Stunden der Apfel als frische Komponente endgültig geschlagen geben und macht Platz für eine unglaublich verführerische, sexy Vanille, die nun ihre Qualitäten voll ausspielen kann. Im Dry-Down gesellt sich eine unterschwellige Würze, vermutlich geschuldet der Pfeffer-Kardamom-Kombination, hinzu und sorgt für einen angenehmen Gegenspieler zur lieblich-süßen Vanille. Ich würde den Duftverlauf als etappenweise linear beschreiben, da der Duft meiner Meinung nach die drei eben genannten Entwicklungsstufen recht schnell durchläuft und dazwischen nicht wirklich viel passiert. Mitunter gibt es Düfte, die sich im Verlauf ständig ändern und immer andere Ingredienzen zum Vorschein bringen. Dies ist beim Layton nicht der Fall, was ihn aber keineswegs langweilig oder gar eintönig macht. Interessanterweise differiert er nach jedem Aufsprühen auf meiner Haut in seinem Duftverlauf leicht. Mal kommt die Herznote schneller zum Vorschein, mal bleibt die Kopfnote ungewöhnlich lange bestehen, was den Layton für mich umso spannender macht. Die Haltbarkeit bewegt sich auf einem eher hohen Niveau und macht, wenn überhaupt, ein täglich einmaliges Nachsprühen des Duftes nötig. Je nach Anlass, Laune, Tageszeit, Jahreszeit oder sonstigen Gegebenheiten reichen 3 Sprühstöße aus, um den Duft nach 8 Stunden auf der Haut immer noch wahrzunehmen. Die Sillage ist in den ersten Stunden stark und sorgt dafür, dass man durch den ganzen Raum wahrgenommen wird, ohne zu aufdringlich daherzukommen. Nach 4 Stunden beginnt die Phase, in der der Duft allmählich hautnaher wird und nicht mehr im anfänglichen Maße projiziert.

Zweifelsohne ist der Layton darauf ausgelegt, eine sehr breite Zielgruppe zu bedienen. Parfums de Marly hat es hier geschafft, einen Duft auf den Markt zu bringen, der durchweg gefällig ist und weder spaltet noch polarisiert. Aus diesem Grund ist für mich die oft anzutreffende „Kritik“, es handle sich um einen Designer unter den Nischendüften, zumindest nachvollziehbar, jedoch nicht wirklich angebracht. Es mag sein, dass die Duft-DNA nicht allzu „nischig“ daherkommt und dem Layton somit das letzte i-Tüpfelchen fehlt. Er hält allerdings, zumindest aus meiner Sicht, die perfekte Balance zwischen absoluter Alltagstauglichkeit und extremer Anlassbezogenheit. Ich kenne nach jetzigem Stand keinen (Nischen-)Duft, der sich derart vielen Anlässen und Tragemöglichkeiten zuordnen lässt. Der Layton deckt tatsächlich (erschreckend) viele Settings, angefangen vom Büro, über Freizeitaktivitäten bis hin zu Dates und Disco-Abende ab, was vermutlich maßgeblich zu seinem Ruf als waschechter Crowd Pleaser und Compliment Getter beigetragen hat. Nicht zuletzt ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass man(n) hier einen Duft bekommt, der geschlechtsübergreifend auf großen Zuspruch stößt. Er ist maskulin und zugleich leicht, bedingt durch die Gesamtkomposition der Duftnoten, feminin, ohne Gefahr zu laufen, irgendwie irgendwo irgendwann anzuecken.

Die eingangs gestellte Frage lässt sich demnach wie folgt beantworten:

Ja - Du bist nach wie vor etwas Besonderes, eignest dich tatsächlich perfekt als Einstieg in die Nischenwelt und bist zudem in einem, meiner persönlichen Meinung nach, gerade so noch erschwinglichen Preissegment angesiedelt. Gibt es Dupes? Womöglich. Gibt es (günstigere) Düfte, die dir in deiner DNA zumindest ähnlich sind? Wahrscheinlich ja. Betrachtet man hier aber das Gesamtpaket wird man schnell feststellen, dass du dich auf keinen Fall vor der Konkurrenz aus anderen Häusern verstecken musst und auch heute noch zu den beliebtesten Nischendüften ever gehörst. Die Frage nach dem Preis relativiert sich dadurch und steht, wenn überhaupt, nur noch bedingt im Raum.
1 Antwort