1861

Naxos 2015

UnicoRN98
19.07.2021 - 17:14 Uhr
28
Top Rezension
7
Preis
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Oh My Love, Oh My Love..

Der allseits bekannte Naxos ist einer der ersten Nischendüfte, die ich testen durfte und auch gleichzeitig derjenige, der mich mit Abstand am meisten begeistert hat. Vom ersten Moment an war ich völlig hin und weg. Er hat es geschafft, mich in einen Gefühlszustand der unbefangenen Leichtigkeit zu versetzen, was ihn zum perfekten mood booster für triste Tage macht. Um es bereits vorweg zu nehmen, ist es Xerjoff gelungen, eine Punktlandung, nahe der Perfektion, auf den Markt zu bringen.

Durch den Lavendel in der Kopfnote eröffnet Naxos sehr aromatisch bis leicht scharf. Von der von vielen Leuten beschriebenen Zitrik bekomme ich persönlich kaum etwas ab. Wer einen zitrisch-frischen Duft möchte, sucht bei Naxos ergo vergebens. Bergamotte und Zitrone mögen dem Duft einen Hauch von spritzig-prickelndem Auftakt geben, verschwinden aber genauso schnell, wie sie wahrzunehmen sind. Hauptakteur ist zweifelsohne der Honig, welcher sich von Anfang bis Ende wie eine Blase um den Träger legt. Untermalt wird dieser von einer dezent abgestimmten Zimtnote, die zusammen mit dem Tabak für einen würzigen Twist als Kontrast zur Süße des Honigs fungiert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Tabak nur unterschwellig zum Tragen kommt und keineswegs eine aufdringliche Rolle einnimmt. Auch handelt es sich nicht um einen „dreckigen“ Zigarettentabak, wie man ihn meiner Meinung nach in TF - Tobacco Vanille vorfindet. Vielmehr ist der Tabak als solcher gar nicht richtig zu identifizieren. Er verleiht dem Duft eine gewisse Tiefe und trägt zum aromatisch-rauchigen Gesamteindruck auf einer unauffälligen Art und Weise bei. Demnach kann Naxos selbst von Leuten getragen werden, denen tabaklastige Düfte zuwider sind. Das ersetzt natürlich in solch einer Preisklasse kein Ausprobieren. Auch wenn der Duft durchaus das Potenzial hat, ein Blindkaufkandidat zu sein, rate ich dennoch hiervon ab. Naxos endet in der Basis mit einem feinen Tonkabohne-Vanille-Mix, der dem Ende des Duftverlaufes einen fast schon cremigen Charakter verleiht. Schlussendlich ist und bleibt es ein sehr süßer Alltagsbegleiter. Würze kommt hier nur bedingt zum Vorschein, weshalb man schon süße Düfte lieben und wertschätzen muss, um Naxos tatsächlich zu mögen.

Auch wenn mich die Aufmachung der reinen Verpackung zumeist kalt lässt und mich nicht ansatzweise in meiner Bewertung beeinflusst, so muss ich trotzdem zugeben, dass sich hier richtig ins Zeug gelegt wurde. Eingebettet in einer hochwertigen Lederschatulle war es eine Freude, den Duft aus der fast schon als eine Art Sarg anmutenden Verpackung zu entnehmen. Die Verarbeitung des Flakons ist als durchweg hochwertig zu beschreiben - Gefühlt kein Plastik, sehr schwer und einfach schön anzusehen. Dementsprechend ist auch der Preis angesiedelt, wobei man, heruntergebrochen auf die Füllmenge, berechtigterweise darauf hinweisen muss, dass Naxos zu den günstigsten Düften aus dem Hause Xerjoff gehört. Preis-leistungstechnisch würde ich ihn aus diesem Grund als „gut“ bewerten.

Womöglich ist es meiner Haut oder aber meiner Nase geschuldet, die es mir nicht erlaubt, Düfte länger als acht Stunden wahrzunehmen. Dass der Duft also, wie von einigen Leuten beschrieben, zwölf Stunden plus hält, kann ich so nicht bestätigen. Die Haltbarkeit ist dennoch überdurchschnittlich und dem Preis angemessen, um nicht zu sagen „sehr gut“. Interessanterweise strahlt Naxos mehr als ordentlich ab, während man selbst den Duft nur hin und wieder wahrnimmt. In unregelmäßigen Zeitabständen meldet er sich beim Träger à la „Ich bin noch da. Dachtest du etwa, du hast über 200 Euro ausgegeben, um mich nach 3 Stunden nicht mehr wahrzunehmen? Du bist lustig.“ Wer also auf der Suche nach einem starken Duft ist, der sich und sein Umfeld mit einer unverkennbaren Süße in den Bann zieht, derjenige sollte, egal ob Männlein oder Weiblein, definitiv zum Naxos greifen. Ich möchte auch gar nicht weiter ausführen, in welcher Situation man ihn zu tragen hat, sondern formuliere es ebenso banal wie genial: Tragt ihn, wann und wo ihr Bock habt - Vielleicht nicht an extrem heißen Sommertagen über 30 Grad Celsius, aber ansonsten bitte nach Belieben.

Abgesehen von der Tatsache, dass ich der Meinung bin, dass man Düfte nach persönlichen Vorlieben und nicht nach denen seines Umfeldes auftragen sollte, kann man sich einer Sache gewiss sein: Der generelle Dufteindruck wird allemal im Kreise derer, die sich nur oberflächlich mit Düften beschäftigen, einen bleibenden und, mit großer Wahrscheinlichkeit, positiven Eindruck hinterlassen. Ob dieses nahezu perfekt vollendete Meisterwerk am Ende auch nur im Entferntesten etwas mit der griechischen Insel, die als Namensgeber für den Duft diente, gemein hat, sei einmal dahingestellt, but: Who actually cares?!

EDIT: Der Name „Naxos“ entspringt einer Stadt, die ehemals als griechische Kolonie auf der heute zu Italien gehörenden Insel Sizilien gegründet wurde. Genau genommen hat der Name demnach seinen Urursprung tatsächlich in der gleichnamigen griechischen Insel. Ich gehe aber davon aus, dass sich Xerjoff als italienisches Dufthaus auf die einstige Kolonie, welche seit 1861 zum geeinten Italien gehört, bezieht. Die Frage, ob einem der Duft am Ende gedanklich wirklich ins wunderschöne Italien versetzt, bleibt allerdings bestehen.

Danke an Ponticus für den Hinweis ! :)
3 Antworten