The Metallics

Pegasus 2011

Wombat81
10.01.2022 - 09:34 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
8
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Werkstatt-Romantik, die mich an Zuhause erinnert

Pegasus ist für mich ein besonderer Duft, ein Duft, den ich nicht mehr missen möchte, weshalb er hiermit auch meine erste umfassende Rezension bekommt.

Dabei war ich von Pegasus bei der ersten Begegnung gar nicht mal so beeindruckt: Seltsam unnahbar, trocken, widerspenstig. Ich wollte die Probe bereits wieder im Souk veräußern, doch irgendetwas motivierte mich dazu, den Duft immer wieder aufzutragen. Er faszinierte mich. Da war diese Note, die ich nicht zu fassen bekam. Normalerweise kann ich allen Noten ein bestimmtes Bild oder eine Stimmung zuordnen: Hell oder dunkel, warm oder kalt; Winter oder Sommer - ihr kennt das sicherlich. Bei Pegasus wollte mir das aber einfach nicht gelingen. Von allem etwas, sowohl warm als auch kalt, sowohl Winter als auch Sommer. Feminin oder maskulin? Schwer zu sagen!

Wie sahen das denn die anderen? Eine Assoziation, die hier auf Parfumo immer und immer wieder hergestellt wird und die der Ästhetik des Flakons entspricht: Metallisch, er riecht metallisch. Aber wie riecht Metall? Metall ist für mich eigentlich nichts, das ich mit einem bestimmten Duft in Verbindung bringe - außer es ist stark oxidiert und dann möchte ich eigentlich nicht nach Metall riechen. Eine Analyse der Duftpyramide hat mich irgendwann zum Heliotrop gebracht: Der soll ein bisschen nach Vanille, Mandel, aber auch pudrig und gleichzeitig trocken und ein bisschen zitrisch riechen. Von allem etwas. Eine Weile lang habe ich mich mit diesem Erklärungsansatz begnügt - Heliotrop war meine Erklärung für den Geruch von Metall.

Und so habe ich Pegasus die letzten Monate getragen, er wurde so etwas wie mein Winter-Signature. Und dann, über die Weihnachtstage, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, oder besser gesagt von der Nase; plötzlich hatte dieser Duft ein Bild und das sieht folgendermaßen aus: Mein Vater ist ein Heimwerker. Einer von der Sorte, die ein renovierungsbedürftiges Haus gekauft und es in jahrzehntelanger Arbeit in ein unverkennbares Zuhause verwandelt haben. Über diese Zeit hat er sich im Keller unseres Hauses eine Werkstatt eingerichtet, die immer weiter wuchs und gedieh. Als Kind war ich immer gerne dort, und ich habe den Ort immer mit einem sehr markanten Geruch verbunden: Benzol, Schmierfett, Holz, Sägespäne und viele andere Gerüche, die sich zu einem Eindruck verbanden. Wer gerne Garagen riecht, kann sich sicher vorstellen, was ich meine. Nicht jede Facette dieses Dufts ist angenehm - andere aber machen süchtig, besonders dann, wenn sie an Erinnerungen gekoppelt sind.

Das ist für mich Pegasus. Der verklärte Geruch nach heimischer Werkstatt, minus all die penetranten Noten, minus das Dreckige und Unangenehme. Er ist das Angenehme, das bleibt. Kein Duft, der so plakativ ist, dass er an ein romantisiertes Gemälde oder eine Szene aus einer schlechten Schmonzette erinnert, sondern etwas ausgesprochen Individuelles und Besonderes. Er ist der Duft meines Vaters. Er erinnert mich an zuhause. Mittlerweile bin ich im mittleren Alter, mein Vater aber heimwerkert immer noch, so gut er eben kann. Nicht mehr so intensiv und ausdauernd wie früher. Aber der Geruch ist derselbe geblieben. Und er begleitet mich nun. Auch wenn ich mittlerweile eine eigene Familie, ein eigenes Zuhause habe.

Danke, PdM!
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