MissPiggy
06.10.2016 - 14:07 Uhr

Schwindelerregender Wirbel aus Birnen und Orangen

So. Soso. DAS ist nun mal die Sorte "Wummser", die ich von Jugend (70er...80er) an gewohnt war und bin. Zarte, transparente Blütenwässerchen sind nicht meins - genausowenig wie filigraner Schmuck.Bin auch keine Elfe, eher ne Zwölfe. Aber das nur nebenbei.

Erster Sprüher haut mich voll um. Wiedergeburt des Parfums ? Eine opulente, leuchtende Wolke aus Orangensaft und Orangenöl steigt auf, gleich dazu die Orangenblüten,und nicht das Oma-Neroli aus 4711, sondern die extra Qualität - das cremige Weiss der Blüten vor dem Hintergrund von grünglänzenden Blättern und orangen (!!) Orangen ist ja auch nicht durchsichtig, dezent - sondern komplementär und kräftig.
Dicht an einer Grenze zur Betäubung, aber eben nur dicht dran. Immer noch köstlich, aber herzhaft. Cremig aber präsent. Hell aber strahlend.
So der Duft - der aufsteigt wie ein Rauchopfer für ferne Göttinnen.

Und ja, die Birne. Ich liebe Birnen. Jeder Art - körnig, saftig, schlürfig, herb, buttrig - wie sie alle sind, Von unreif bis hyperreif - von roh vom Baum bis in Butter gedünstet und mit Creme Brulée serviert.
Und diese Birnen alle, sozusagen die Kondensation der Birne per se, gesellt sich olfaktorisch zu dem Neroli.
Beides zusammen macht mich schwindelig. So ein Traum von Wohlgeruch, so ein Reichtum an feinen Molekülen steigt hoch zu meinen Geruchszellen und lässt mich von Festen träumen, von Gelegenheiten, sich mit diesem Duft zu schmücken. Ich träume von üppiger Kleidung, Satin, Samt, schicker Schnitt - körpernah.

Und ja, der gehört ins Dekolletée - damit ein Wölkchen davon immer kurz unter dem Kinn schwebt :)
Kein Duft, der un"hörbar" ist - nichts für Schattenpflanzen. Ein Statement. Will getragen werden, nicht einfach am Menschen "hängen". Dieser Duft unterstreicht eine Allüre, eine Inszenierung meiner selbst.

Ich habe lange was von der Birne - nach einer Stunde ist sie zu einem zarten Birnensirup eingekocht - und der Ylang gesellt sich dazu. Super cremig, sahnig, sinnlich. Streicheln mit vanillefarbenen Daunen - luftig leicht und im Konzert mit den anderen Noten einfach ein Gedicht.

Die Orangenblüten übernehmen definitiv die Führung im ganzen Duftverlauf - wer das also nicht mag - weitergehen....Für mich ist die Iris nicht herausmerkbar - aber später kommt noch mal eine Portion frischer O-Saft mit Vanille, wärmendem Amber und einer papierdünnen Holzigkeit vom Sandel. Das bleibt und bleibt und wird mitgenommen in meine Träume.Und ist hautnah, sanft und sehr cremig-sahnig. Bei kleinen Bewegungen des Körpers steigt ab und an nochmal eine kleine, flatternde Fahne von kompletter Orangenherrlichkeit auf.

Was für ein Duft - meine Empfehlung für die, die einen auffallenden Duft mit Alleinstellungsnote
tragen möchten.
M.E. hat er nicht die Spur einer Ähnlichkeit mit Classique von Gaultier, aber das empfindet jeder anders.

Für mich ist er unique - ganz besonders.
6 Antworten