20
Top Rezension
The Lady of Shalott
'On either side the river lie
long fields of barley and of rye,
that clothe the wold and meet the sky;
and thro' the field the road runs by
to many-tower'd Camelot.
And up and down the people go,
gazing where the lilies blow
round an island there below,
the island of Shalott.'
So beginnt sie, Alfred Tennysons berühmte Ballade über die Dame von Shalott - auch bekannt als Nimue, Viviane oder die Dame vom See. Verwunschen ist sie, in einem Turm gefangen auszuharren - mitten in einem Fluss, mit einem Zauberspiegel als einziger Verbindung zur Außenwelt, dessen Bilder sie in einen endlosen Teppich weben muss. Als sie den Ritter Lancelot eines Tages darin erblickt, tritt sie verbotenerweise an ihr Fenster, um ihn näher anzuschauen - der Spiegel bricht klirrend entzwei, und der Fluch erfüllt sich. Sterbend steigt sie in ein Boot, das sie an des Königs Hof bringen soll, nach Camelot.
Tennysons Ballade ist - Lancelot und Camelot deuten darauf hin - der Artussage entlehnt, in der englischen Literaturgeschichte gleichsam das Pendant zum deutschen Nibelungenlied. Penhaligon's Bluebell wiederum, das ist ein Duft, der englischer nicht sein könnte - in seinen Komponenten, seinem ganzen Arrangement. Die namengebende 'Bluebell' - auf Deutsch Hasen- oder Blauglöckchen - ist eine niedrigwachsende Hyazinthenart und typisch für englische Gärten im April oder im Mai. Gemeinsam mit dem Maiglöckchen bildet sie den zentralen, überaus akzentuierten Akkord dieses Duftes - nicht zart und schüchtern, sondern kraftvoll, fast betäubend. Es tritt dann in der Basisnote etwas Harziges und Herbes zu den Blumen - Gewürznelke deutlich präsenter als der Zimt - die der Süße etwas Bitteres verleiht, sie gleichermaßen eintrübt wie auch pointiert.
Bluebell hat etwas Schwermütiges an sich. Sein jugendlicher Auftakt - die unvermeidliche englische Zitrusnote - verweht binnen Sekunden, ihm folgen der betörend süße Blütenduft und schließlich rauchige, fast etwas finstere Gewürze nach - wie Nimue, die Lancelot in ihrem Spiegel sieht und aufwallender Liebe folgend sich ans Fenster stürzt - und den Fluch dadurch erfüllt:
'She left the web, she left the loom,
she made three paces thro' the room,
she saw the water-lily bloom,
she saw the helmet and the plume.
She look'd down to Camelot.
Out flew the web and floated wide;
the mirror crack'd from side to side;
'The curse is come upon me', cried
the Lady of Shalott.'
Fazit: kurz war ich in Versuchung, statt der nur zwei gleich alle zwanzig Strophen von Tennysons Ballade hier hineinzukopieren, aber: nein. Wer es nachlesen oder seine herrlich lyrische Vertonung von Loreena McKennitt anhören möchte, findet in beiden eine wundervolle Viertelstunde Poesie. John William Waterhouse hat sie zauberhaft gemalt, die Lady von Shalott - und in Penhaligon's Bluebell hat sie einen ihr wesensnahen Duft.
long fields of barley and of rye,
that clothe the wold and meet the sky;
and thro' the field the road runs by
to many-tower'd Camelot.
And up and down the people go,
gazing where the lilies blow
round an island there below,
the island of Shalott.'
So beginnt sie, Alfred Tennysons berühmte Ballade über die Dame von Shalott - auch bekannt als Nimue, Viviane oder die Dame vom See. Verwunschen ist sie, in einem Turm gefangen auszuharren - mitten in einem Fluss, mit einem Zauberspiegel als einziger Verbindung zur Außenwelt, dessen Bilder sie in einen endlosen Teppich weben muss. Als sie den Ritter Lancelot eines Tages darin erblickt, tritt sie verbotenerweise an ihr Fenster, um ihn näher anzuschauen - der Spiegel bricht klirrend entzwei, und der Fluch erfüllt sich. Sterbend steigt sie in ein Boot, das sie an des Königs Hof bringen soll, nach Camelot.
Tennysons Ballade ist - Lancelot und Camelot deuten darauf hin - der Artussage entlehnt, in der englischen Literaturgeschichte gleichsam das Pendant zum deutschen Nibelungenlied. Penhaligon's Bluebell wiederum, das ist ein Duft, der englischer nicht sein könnte - in seinen Komponenten, seinem ganzen Arrangement. Die namengebende 'Bluebell' - auf Deutsch Hasen- oder Blauglöckchen - ist eine niedrigwachsende Hyazinthenart und typisch für englische Gärten im April oder im Mai. Gemeinsam mit dem Maiglöckchen bildet sie den zentralen, überaus akzentuierten Akkord dieses Duftes - nicht zart und schüchtern, sondern kraftvoll, fast betäubend. Es tritt dann in der Basisnote etwas Harziges und Herbes zu den Blumen - Gewürznelke deutlich präsenter als der Zimt - die der Süße etwas Bitteres verleiht, sie gleichermaßen eintrübt wie auch pointiert.
Bluebell hat etwas Schwermütiges an sich. Sein jugendlicher Auftakt - die unvermeidliche englische Zitrusnote - verweht binnen Sekunden, ihm folgen der betörend süße Blütenduft und schließlich rauchige, fast etwas finstere Gewürze nach - wie Nimue, die Lancelot in ihrem Spiegel sieht und aufwallender Liebe folgend sich ans Fenster stürzt - und den Fluch dadurch erfüllt:
'She left the web, she left the loom,
she made three paces thro' the room,
she saw the water-lily bloom,
she saw the helmet and the plume.
She look'd down to Camelot.
Out flew the web and floated wide;
the mirror crack'd from side to side;
'The curse is come upon me', cried
the Lady of Shalott.'
Fazit: kurz war ich in Versuchung, statt der nur zwei gleich alle zwanzig Strophen von Tennysons Ballade hier hineinzukopieren, aber: nein. Wer es nachlesen oder seine herrlich lyrische Vertonung von Loreena McKennitt anhören möchte, findet in beiden eine wundervolle Viertelstunde Poesie. John William Waterhouse hat sie zauberhaft gemalt, die Lady von Shalott - und in Penhaligon's Bluebell hat sie einen ihr wesensnahen Duft.
5 Antworten


Angeblich war Penhaligon's Bluebell der Lieblingsduft von Lady Di.
Nein, süß wird er auf meiner Haut ganz sicher nicht.
Ich mag die Glöckche gern, auch wenn ich die Einzige bin. :-)