Portraits - Clandestine Clara 2017

Plaza
09.06.2017 - 11:52 Uhr
11
Sehr hilfreiche Rezension
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Petronella Augustina

Meine Kusine und ich führen schon seit etlichen Jahren einen Familienstammbaum. Heutzutage muss man dafür Gott sei Dank nicht mehr etliche Rollen Pergament beschriften und auch keine dicken Wälzer in muffigen Bibliotheken durchforsten, sondern es geht alles ganz einfach im Internet. Dort kann man dann nebst Personen auch Fotos hinzufügen, Lebensereignisse markieren oder Verwandten digital zu jeglichen Jubiläen gratulieren. Über die Jahre hinweg haben sich mittlerweile knapp 1800 Personen angesammelt. Je weiter es zeitlich zurückgeht, desto schwieriger wird’s natürlich auch, verlässliche Informationen zu finden. Unser Ziel ist es natürlich, mindestens bis zu Jesus oder Kleopatra zurückzukommen ;) Leider wird’s aber schon ab dem 18. Jahrhundert schwierig, denn oftmals wird ein und dieselbe Person in unterschiedlichen Datenbank unter verschiedenen Namen geführt.

Nichtsdestotrotz kämpfen wir uns wacker weiter durch und letzten Monat haben wir einen besonderen Fund gemacht: Petronella Augustina E… . Sie ist in unserem Stammbaum jetzt die Familienangehörige, deren Geburtsdatum am weitesten zurückliegt. Sie lebte zwischen 1738 und 1790, stammte aus einer gut situierten Familie und gebar ca. 9 Kinder, eventuell auch mehr. Glücklicherweise haben sie und ihr Mann anscheinend damals genug Vermögen gehabt, um sich portraitieren zu lassen und heute können wir davon profitieren. Das Portrait zeigt eine pausbäckige Frau Mitte bis Ende 20 und ihren etwas mürrisch dreinblickenden Gatten. Petronella, die links im Bild sitzt, hat im Gegensatz zu ihrem Mann einen ziemlich herausfordernden Blick und ein dazu im Gegensatz fast schon fröhliches Lachen aufgelegt, wie ich finde, was eher ungewöhnlich ist für diese Zeit. Sie sitzt vollkommenden aufrecht in ihrem langen Kleid, was ihr gut steht, ist nicht herausragend schön, aber hübsch und hat eine strenge, aber trotzdem nicht bieder wirkende Frisur. Übermäßig schick wirkt sie nicht, sie trägt kaum Schmuck und wirkt auf jeden Fall nicht aufgetakelt, jedoch scheint sie ihre Prinzipien zu haben und vor allen Dingen zu wissen, was sie will. Das zeigt ihr Blick sofort. Ich wüsste auch gerne, ob sie damals schon geritten ist oder ähnliche „unartige, nicht damenhafte Dinge“ gemacht hat, das würde wirklich zu ihr passen. Meine Kusine und ich sind mittlerweile der Meinung, dass wir genau wissen, wer dort in der Familie heimlich die Hosen anhatte ;)

Ich finde, dass ihr Clandestine Clara gut gestanden hätte. Süßlich und verspielt, aber auch herausfordernd und offensiv. Clara präsentiert sich gerne, hält jedoch auch vieles im Geheimen! Zu Beginn rieche ich einen stark gesüßten Rum, der jedoch mit der Zeit abflacht. Der Duft bekommt nach einigen Stunden einen deutlichen Vanilleeinschlag, wird jedoch nicht anbiedernd süß oder pudrig, sondern bleibt immer noch zurückhaltend und geheimnisvoll. Es ist meines Erachtens schwierig, sämtliche Duftnoten zu erkennen, bis jetzt konnte ich zum Beispiel noch nicht viel Zimt wahrnehmen und ich trage ihn nun schon beinahe 8 Stunden. Die Umwelt bekommt auch einiges mit und es gab schon einige Komplimente, sogar in der Uni. Clara wird wahrgenommen, und die Haltbarkeit ist wirklich tiptop, da kann man absolut nicht meckern. Falls ich ihn morgen früh noch rieche, bekommt er noch eine bessere Bewertung als er jetzt schon hat.
Über den Flakon kann ich noch nicht viel sagen, sieht aber schonmal ganz schön schick aus. Den werd ich mir beizeiten mal ansehen, wenn nicht sogar zulegen müssen, um mich immer an meine weit entfernte Vorfahrin und ihren – trotz der sicherlich schwierigen Zeiten damals – zufrieden aussehenden und mutigen Blick erinnern zu können.

Danke an ClarasTante (welch gelungener Namenszufall!) für die Abfüllung!
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