Tea Rose 1972 Eau de Toilette

Ttfortwo
17.08.2023 - 09:22 Uhr
18
Top Rezension
10
Preis
4
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Fahrstuhl in die 80er

Bämm, da sind sie wieder. Die Jahre, in denen ich auch äußerlich jung war, München Anfang der 80er und ich Landei mittendrin, frisch an der Uni eingeschrieben, Wackersdorf-Demos und heißer-Pershing-Herbst. Freddy Mercury und das Mrs. Henderson und das Spatzl und durchgerauchte Nächte in der Unterfahrt. Im Café Extrablatt war ich allerdings - aus Protest übrigens! - nie.

Und dieser eine Duft, der alles begleitet hat: Das Teerosen-Parfumöl vom Body Shop.

So – genauso duftet dieses Eau de Toilette in den ersten ein, eineinhalb Stunden: Kühl, betaut, straight, nach Rose, nach Rose und nur nach Rose. Nach Heckenrose genaugenommen. Soliflor und damit auch ein bißchen eindimensional und unfaßbar authentisch. Rose in a bottle. Und ein wenig Blattgrün und Stengel.

Nach Pfingstrose (nach ein wenig Lieblichkeit also und einem Hauch sanften Leuchtens) riecht hier übrigens gar nichts. Schade – oder auch wieder nicht, der Duft bleibt sich treu, gnadenlos.

Nach knapp zwei Stunden hat sich der Eindruck ein wenig geändert: Auf der Haut geht es jetzt gesittet seifig zu, der Duft einer hochwertigen italienischen Rosenseife, immer noch kühl und grünstengelig, aus der Kleidung aber steigt eine aparte, zart pudrige und sanftere Version des Duftes auf, mit einem Hauch von Blütensüße, runder, weicher – für mich die schönste Zeit in der Entwicklung.

Ein Sprüher genügt, der Duft ist laut. In den ersten Minuten sehr laut, auch nach zwei, drei, vier Stunden sitze ich immer noch mitten im Rosenfeld, mühelos puffen bei jeder Bewegung kleine Rosenwölkchen auf. Ich bin eine Rosenprinzessin!

So etwas wie eine Basis rieche ich ebenfalls nicht. Zeder? Keine Ahnung, ja, doch, vielleicht. Aber auch nur, wenn man es sich deshalb einbildet, weil man die Pyramide gelesen hat.

Meister Turin hat diesen Duft in seiner Rezension als den ersten Nischendüfte bezeichnet und dies - mit etwas Augenzwinkern - damit begründet, daß „Perfumer‘s Workshop“ nichts als Düfte gemacht habe, davon aber sehr wenig, daß man nur recht schwer rankäme an das Zeuch und mit der Existenz einer hartgesottenen Gruppe unerschütterlicher und hingebungsvoller Fans. Immerhin hat er ihn aber auch mit vier Sternen bewertet, was in Parfumo übersetzt irgendwas um die acht Zähler gäbe.

Da sehe ich ihn auch. Ich finde ihn außergewöhnlich - so riecht man heute nicht mehr, so straight und ungezuckert und glasklar - und auf die allerschönste Art altbacken. Mit einem Sprüher ist man einen ganzen Arbeitstag (ein solcher kann ja ganz furchtbar lang werden!) auf ernsthafte Art rosig beduftet.
**Nachtrag:** 285 Parfumos besitzen diesen Duft! Ich finde das unglaublich viel - für einen Duft, von dem ich bis vor kurzem noch überhaupt nichts gehört hatte. A hidden gem offensichtlich.

**Und noch ein Nachtrag:** Es sind noch nicht einmal drei Monate vergangen und die Anzahl der Besitzer hat sich auf über 300 erhöht. Die Gemeinde wächst...
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