Amber pour Homme (Eau de Toilette) von Prada

Amber pour Homme 2006 Eau de Toilette

DerDefcon
16.06.2019 - 17:18 Uhr
8
4Duft 9Haltbarkeit 6Sillage 8Flakon

Er gerät in Vergessenheit

Spricht man Prada in Kobination mit Parfüm an, so kommt man, zumindest ergeht es mir so, unweigerlich auf die sehr erfolgreiche "L'Homme"-Reihe, bei der es aktuell immer mehr und mehr Varianten zu geben scheint. Der normale "L'Homme", den ich unbedingt noch testen muss, soll mit einer gepflegten Sauberkeit daherkommen, während der "L'Homme Intense" als böser starker Bruder auch in schwierigen Zeiten zu bestehen weiß - nämlich dann, wenn die Tage kürzer, dunkler, kälter und generell ungemütlicher werden und der kleine Schönwetterbruder ihm das Feld überlässt.
Der Erfolg beider Düfte sorgt subjektiv dafür, dass den älteren Prada-Kreationen immer weniger Aufmerksamkeit zu Teil wird. Zurecht etwa? Schauen wir uns mal "Amber pour homme" an, der immerhin vor 13 Jahren erschien.

"Amber pour homme" scheint im Vergleich deutlich komplexer aufgebaut zu sein als die neueren Prada-Düfte. Zumindest könnte man dies vermuten, wenn man sich von der bloßen Zahl verwendeter Duftstoffe in Kopf-, Herz- und Basisnote täuschen lässt. Dass die Menge an Zutaten kein Indikator für eine olfaktorische Wohlfühlathmosphäre sein muss, zeigt "Amber pour homme" eindrucksvoll. Alles beginnt hier mit einem hellen und dezent fruchtigen Kick, der durch die Mandarine und die Bergamotte hervorgerufen wird und nach nur wenigen Sekunden von Neroli Untermalung erfährt, wodurch die Kopfnote durch Blumigkeit ergänzt wird. Mit Blumen geht es in der Herznote weiter. Hier wird die Komposition durch die Rosengeranie sowie die Orangenblüte ergänzt. Vom erfrischenden Vetiver nehme ich bedauerlicherweise gar nichts wahr. Er wäre aber dringend nötig, denn schon jetzt drückt die sehr starke und in meinen Augen leider auch unnatürliche Blumigkeit in der Nase. Vetiver gibt Düften immer einen schönen frischen und vor allem grünen Anstrich. Fehlt dieser Anstrich, kann so mancher Blumenduft, gerade dann, wenn er so schon unnatürlich wirkt, ausgesprochen unangenehm sein.
Ein fehlender grüner Anstrich ist hier aber nicht das einzige Problem. Sprach ich soeben von einer drückenden Blumigkeit, tut sich parallel dazu eine muffige, unappetitiliche und irgendwie schwer zu definierende Note hervor. Könnten das etwa die sogenannten Nirvanolide sein, die sich laut Parfumo "moschusartig, fruchtig, pudrig mit laktonischen Nuanzen" äußern? Sollten sie es sein, so sind sie für mich weder fruchtig noch pudrig, sondern für diesen Duft unangemessen schweißig und irgendwie auch animalisch und das auf eine unangenehme Art und Weise. Ich weiß, dass Moschus durchaus animalisch wirken soll und kann, aber es gibt zum einen die Düfte, bei denen das gut umgesetzt ist und wo es in das Gesamtbild passt und dann gibt es jene, die sich Derartiges einfach sparen können, weil es schlicht und ergreifend unangebracht ist. Zur zweiten Kategorie zählt unser Testkandidat definitiv, denn diese animalische Schweißnote ergibt in Kombination mit der unatürlichen Blumigkeit, die krampfhaft versucht, Sauberkeit vorzutäuschen, aber dennoch kein bisschen frisch und sauber ist, eine für meine Nase nicht annehmbare Brühe, die dann bitte auch wirklich, zumindest bei mir, nun in Vergessenheit geraten darf. Von einem Dufterlebnis, bei dem die einzelnen Elemente durch Authentizität zu glänzen wissen, sind wir hier nämlich sehr weit entfernt.
2 Antworten
Fresh21Fresh21 vor 6 Jahren
Da bin ich ganz bei dir, nur noch schlimmer. Musste ihn abwaschen ...
FlirtyFlowerFlirtyFlower vor 7 Jahren
Huch, das schien ja wie ein Dufterlebnis aus der Gruft. Muffig und nur *lach* vorgetäuschte Sauberkeit *super* Pokal für dich