Pure XS Rabanne 2017

'XS' kann ja mehrerlei bedeuten. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Marketingverantwortlichen von Paco Rabannes Pure XS bei seiner Benennung die Aussprache im Sinn hatten, denn 'XS' (phonetisch: 'ekses') klingt im Englischen wie 'Excess' = 'Exzess, Ausschweifung, Maßlosigkeit', also Pure XS = 'pure(r) Exzess, Ausschweifung, Maßlosigkeit', ein verdammt cooler Name für einen verdammt coolen Kerl. Darüber hinaus ist 'XS' aber nun mal auch die Größenbezeichnung für 'extra small', also Pure XS= 'total extraklein', was für Paco Rabannes neueste Duftkreation irgendwie genauso gut, wenn nicht sogar viel besser passt.

Nun bin ich - wie mutmaßlich alle anderen, die hier schon mehr oder weniger gehässig auf ihn eingedroschen haben - so gar nicht die Zielgruppe von Pure XS. Dennoch sind es - mal wieder - die rauschhafte Unverschämtheit - alleine schon im Namen, wie oben dargelegt - und das Missverhältnis dieser Unverschämtheit mit der tatsächlichen Performance, die ein ums andere Mal ärgerlich sind bei Parfums von Paco Rabanne. Hier ist ein weiteres Zuckerwasser von der Hintergründigkeit einer Kirmestrompete, das wohl in die Kategorie 'Schlüpferstürmer' fällt (neben 'Burtzeltag' und 'Stößchen' übrigens eins meiner ganz persönlichen Unwörter).

Die Herangehensweise 'Ich suche einen Duft, bei dem die Chicas gaga gehen' ist mir grundsätzlich fremd. Ich suche einen Duft, bei dem ich selber gaga gehe - dann strahle ich das von ganz alleine auch auf andere aus, bin ich zumindest überzeugt. Und ist diese mutmaßlich unterirdisch auf Stahlwolle gezüchtete Fabriksüße tatsächlich das, was Chicas gaga gehen lässt? Was sind denn das für Chicas? Ich habe ja immer gefunden, dass - wenn denn die anderen als erheblich empfundenen Attribute nicht als passend eingeschätzt werden, also Kopfstück, Bizeps, Kontostand, meinetwegen Charakter - auch ein Parfum nur begrenzt weiterhelfen kann.

Ich wünschte sehr, ich fände irgendwas der in der Pyramide so vollmundig aufgezählten Ingredienzen tatsächlich wieder - grünen Pflanzensaft, Myrrhe, Leder, ganz egal. Den einleitenden Ingwer mag man noch entdecken, aber jenseits davon ist nur noch erstickend brünftige Testosteron-Zuckrigkeit - so wie ein juveniler Keiler, der noch Frischlingsstreifen auf dem Rücken hat, in seinem ersten Frühling auf die Vorderbeine geht, um seine Markierung am nächsten Baum möglichst hoch zu platzieren und dann im hohen Bogen daneben schießt. Wie Paco Rabannes Pure XS, der riesig dick die Backen aufbläst und doch eigentlich ganz extraklein ist.

Fazit: das Gegenteil von aufregend. Und dafür mal wieder ganz schön selbstbewusst.