Richard James Savile Row 2003

Hordak
19.07.2015 - 22:00 Uhr
12
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Tuberös

In letzter Zeit rieche ich mich vermehrt durch viele der klassischen Damendüfte. Wie sich einige, die meinen Geschmack vielleicht schon kennen denken können, konzentiere ich mich dabei zuerst auf die Zeitperiode der 70er und 80er Jahre. Ähnlich wie mit meinen Lieblingsherrendüften, ist die Chance, dort einen für mich wohlriechenden Duft blind zu kaufen recht hoch. Und ich lerne jede Menge neuer Noten kennen, von denen ich viele aufgrund meiner bisherigen Fixierung auf Herrenparfums noch nicht kannte.

Während dieser olfaktorischen Odyssee, ist mir eine Note besonders in der Nase haften geblieben. Die Tuberose!
Fleischig, cremig, schwülstig und schwer. Wer hätte es gedacht? Sie ist sofort zu einer meiner Lieblingsnoten avanciert. Der Duft, der mich in Bezug auf diese Note sofort verführen konnte, war Balenciagas Michelle. Hier ist die Tuberose das Fleisch, welches das Skelett der restlichen Noten schmückt. Sie dominiert bis zum Ende.

Nun kommt endlich der Wendepunkt zu Richard James Savile Row. Hier ist die Tuberose auch recht deutlich zu erkennen, von Anfang bis zum wohligen Ende. Im Gegensatz zu Balenicagas bombastischen Michelle, bildet sie hier nicht das Fleisch, sondern das Skelett, auf dem Muskeln aus Patchouli, Sehnen aus Lavendel, Bindegewebe aus leicht süsslichem Wildleder, und ein nach Sandelholz duftendes Blutgefässystem lagern. Der fleischliche Aspekt, welche die Tuberose als Hauptnote oft hat, fehlt hier. In Savile Row sorgt sie für einen cremigen und wundervollen floralen Effekt, welcher den aus verschiedenen Gewebe bestehenden Körperschichten eine elegante und symmetrische Form gibt. Ich bin begeistert! Ein orientalischer Duft, der sich in seiner Aura in Nähe zu Tiffanys Herrenklassiker, Yves Saint Laurents Opium pour Homme, oder Aramis JHL bewegt.

Leider ist die Produktion eingestellt, eine Feststellung, die ich viel zu oft in meinen Kritiken machen muss, aber hier, oh Wunder, hat der Herr der Düfte, bzw Richard James mich scheinbar erhört. Im amerikanischen Basenotes Forum wurde schon vor einiger Zeit angekündigt, daß seine Duftlinie wieder aufersteht. So gut es geht, unverändert in derselben visuellen Form des schönen, handschmeichlerischen Flakons, und hoffentlich auch im olfaktorischen Sinne.

Zum Preis kann ich leider nichts sagen. Haltbarkeit und Sillage sind in meiner alten Version, welche ich hier stolz in den Händen halte, sehr gut.

Freunde orientalischer, floraler und natürlich eigenständiger Düfte sollten einen Test wagen. Es wird sich lohnen.
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