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17.06.2018 - 05:17 Uhr
FvSpee
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Die Erben des Spiridione Calabrese
Um diesen interessanten, aber nicht weltbewegenden Duft zu würdigen, hätte mir an sich ein Statement genügt. Als ich vor dem Schreiben dann aber hier bei Parfumo recherchierte, stellte ich fest, dass von der mir bis dato unbekannten Marke "Rudy Profumi" zwar etliche Parfüms gelistet sind (allerdings nicht alle, die es gibt, ich habe gestern welche nachgemeldet), einige ganz aktuelle und einige von 1940 (?!?), dass aber praktisch noch keine Kommentare vorhanden sind. Neugierig geworden, dehnte ich meine Internetrecherche aus und stelle hier einige der gewonnenen Erkenntnisse vor, bevor ich danach diesen Duft selbst vorstellen werde.
Rudy Profumi ist nicht, wie ich zuerst dachte, ein misslungenes Pseudonym, bei dem "Profumi" dann der Nachname wäre. Die Marke und die dahinterstehende Firma heißen eigentlich "Rudy", und dem hat man zur Verdeutlichung das Wort "Profumi" (Düfte) beigestellt. Es verhält sich also so, als ob die Marke "Mercedes" zu "Mercedes Autos" verdeutlicht worden wäre. Rudy ist tatsächlich eine alte Marke. Gründer war 1920 Spiridione Calabrese, entgegen seinem auf Süditalien hindeutenden Nachnamen Mailänder. Bereits vor 1920 war er im Schönheitsgeschäft tätig und erfand angeblich den Lippenstift; bis dahin existierte Lippenfarbe nur in Form von Tiegeln, aber nicht in der Stiftform. 1920 dann entschloss er sich, ins Parfümgeschäft einzusteigen und gründete eine Luxusmarke "Rudy" (wie er auf den Namen kam, wird nicht mitgeteilt) und eine Alltagsgebrauchsmarke "Ubery". Berichtet wird sodann von der Fortentwicklung der Firma unter Calabreses Sohn Antonio und von der Berühmtheit der Marke und einiger ihrer Düfte in den 30-er, 40-er und möglicherweise auch 50-er Jahren. Heute wird die Firma von der dritten und vierten Generation der Familie geleitet. Da sich zu den 60-er bis 00-er Jahren auf der Homepage der Firma keine Angaben finden, möchte ich freilich nicht ausschließen, dass "Rudy", wie so viele kontinentale Dufthäuser, nach dem Krieg irgendwann seine Tore geschlossen hat und die Kinder und Enkel, die noch die alten Rezepte, Geräte und vor allem die Namensrechte im Schrank hatten, irgendwann in den letzten Jahren beschlossen, neu anzufangen, dabei aber, um des besseren weil älteren Images willen, an die ehrwürdige Tradition anknüpfen und nur so tun, als ob es eine ununterbrochene Tradition gäbe. So oder so gibt es bei mir Sympathiepunkte dafür, dass hier noch ein traditionelles, selbstständiges Familienunternehmen am Markt ist. Mir scheint, dass Italien generell ein Land ist, dessen Wirtschaftsstruktur von traditionsreichen, aber ebenso modernen und beweglichen kleinen und mittleren Unternehmen am Laufen gehalten wird; vielleicht ähnlich wie Deutschland, wenn auch in anderen Branchen. Gerade bei den Düften scheint es mir in Italien noch oder wieder viele kleine erfolgreiche Familienunternehmen zu geben.
Die heutige Firma "Rudy", die sich rascher Expansion und einer Präsenz in mehr als 30 Staaten berühmt, hat mit Luxusprodukten indes, wie mir scheint, nichts mehr zu tun. Die Enkel und Urenkel des Gründers haben sich, wer wollte es ihnen verdenken, auf einen massentauglichen, dabei aber ja nicht unbedingt schlechten Ansatz fokussiert. Der Internetseite sind sechs Produktrichtungen oder Duftfamilien zu entnehmen, davon ist eine "Italian Fruits", spezialisiert auf fruchtige Düfte. Dann gibt es eine Cologne-Familie und vier blumige und aromatherapeutisch-natürlich daherkommende Familien. Innerhalb jeder Familie gibt es eine Handvoll Einzeldüfte, so ist "Citrus Fruits" einer der Düfte der "Italian Fruits"-Familie. Und für jeden Einzelduft gibt es wieder ein halbes Dutzend Einzelprodukte, man kann also von den "Citrus Fruits" außer dem hier gelisteten EdT auch Flüssigseife, Haarshampoo und allerlei sonstigen cricri erwerben. Das ganze wird - wie in Italien glücklicherweise üblich - mit einem gelungenen, etwas verspielten Design und ordentlicher PR verbunden. Einer anderen Quelle konnte ich entnehmen, dass Rudy daneben auch Hundepflegemittel anbietet. Das würde ins "massentaugliche" Bild passen, es ist aber anzunehmen, dass die Betreiber ihr Image damit nicht verhunzen wollen und diese Linie daher gesondert und nicht über ihre Haupt-Internetseite bewerben.
Zum Duft selbst: Nach einem scharf alkoholischen Start begegnen uns (wenig überraschend) kräftige zitrische Noten, die allerdings nicht bitter oder herb imponieren, sondern eher zitronisch-säuerlich, vor allem aber cremig abgedimmt und etwas süßlich. Jetzt wie auch in der Folge ist da stets etwas prickelndes, meine Schleimhäute reizendes im Spiel, was ich gestern beim Testen nicht identifizieren konnte. Jetzt, beim erneuten Versuch würde ich sagen, "it's the aldehyde, stupid". Ich war da nicht drauf gekommen, weil es nicht in der Duftpyramide steht, halte es jetzt aber für ausgemacht, dass diese Zitrusfrüchte ein sehr stark aldehydlastiges Elixier sind. Im weiteren Verlauf dreht sich das zitrische in einen eindeutig blumigen (und dann ziemlich feminin wirkenden) Mittelteil und klingt nach etwa 5 Stunden, schon sehr hautnah, warm und weich aus. Ganz am Ende, wenn schon fast nichts mehr da ist, kommen witzigerweise die zitrischen Noten noch mal raus (scheint mir jedenfalls so), und zwar dann ganz uncremig, ein wenig bitter und fast männlich.
Gestern habe ich bei Research eine Änderung von weiblich in unisex vorgeschlagen und bleibe auch dabei, denn ich erkenne nicht, dass der Duft speziell für Damen konzipiert worden wäre oder für Damen beworben wird. Auch halte ich ihn für Männer durchaus tragbar. Von der Komposition her, mit den Blüten, Aldehyden und der weichen Basis ist es allerdings, wie ich zugeben muss, schon ein eher femininer Duft; also ihr Research-Mitarbeiter, wenn ihr meinen Änderungsvorschlag hier ablehnt, nehme ich es euch nicht übel.
Dem Spender der Probe herzlichen Dank und den Erben Spirdiones viel Erfolg!
Rudy Profumi ist nicht, wie ich zuerst dachte, ein misslungenes Pseudonym, bei dem "Profumi" dann der Nachname wäre. Die Marke und die dahinterstehende Firma heißen eigentlich "Rudy", und dem hat man zur Verdeutlichung das Wort "Profumi" (Düfte) beigestellt. Es verhält sich also so, als ob die Marke "Mercedes" zu "Mercedes Autos" verdeutlicht worden wäre. Rudy ist tatsächlich eine alte Marke. Gründer war 1920 Spiridione Calabrese, entgegen seinem auf Süditalien hindeutenden Nachnamen Mailänder. Bereits vor 1920 war er im Schönheitsgeschäft tätig und erfand angeblich den Lippenstift; bis dahin existierte Lippenfarbe nur in Form von Tiegeln, aber nicht in der Stiftform. 1920 dann entschloss er sich, ins Parfümgeschäft einzusteigen und gründete eine Luxusmarke "Rudy" (wie er auf den Namen kam, wird nicht mitgeteilt) und eine Alltagsgebrauchsmarke "Ubery". Berichtet wird sodann von der Fortentwicklung der Firma unter Calabreses Sohn Antonio und von der Berühmtheit der Marke und einiger ihrer Düfte in den 30-er, 40-er und möglicherweise auch 50-er Jahren. Heute wird die Firma von der dritten und vierten Generation der Familie geleitet. Da sich zu den 60-er bis 00-er Jahren auf der Homepage der Firma keine Angaben finden, möchte ich freilich nicht ausschließen, dass "Rudy", wie so viele kontinentale Dufthäuser, nach dem Krieg irgendwann seine Tore geschlossen hat und die Kinder und Enkel, die noch die alten Rezepte, Geräte und vor allem die Namensrechte im Schrank hatten, irgendwann in den letzten Jahren beschlossen, neu anzufangen, dabei aber, um des besseren weil älteren Images willen, an die ehrwürdige Tradition anknüpfen und nur so tun, als ob es eine ununterbrochene Tradition gäbe. So oder so gibt es bei mir Sympathiepunkte dafür, dass hier noch ein traditionelles, selbstständiges Familienunternehmen am Markt ist. Mir scheint, dass Italien generell ein Land ist, dessen Wirtschaftsstruktur von traditionsreichen, aber ebenso modernen und beweglichen kleinen und mittleren Unternehmen am Laufen gehalten wird; vielleicht ähnlich wie Deutschland, wenn auch in anderen Branchen. Gerade bei den Düften scheint es mir in Italien noch oder wieder viele kleine erfolgreiche Familienunternehmen zu geben.
Die heutige Firma "Rudy", die sich rascher Expansion und einer Präsenz in mehr als 30 Staaten berühmt, hat mit Luxusprodukten indes, wie mir scheint, nichts mehr zu tun. Die Enkel und Urenkel des Gründers haben sich, wer wollte es ihnen verdenken, auf einen massentauglichen, dabei aber ja nicht unbedingt schlechten Ansatz fokussiert. Der Internetseite sind sechs Produktrichtungen oder Duftfamilien zu entnehmen, davon ist eine "Italian Fruits", spezialisiert auf fruchtige Düfte. Dann gibt es eine Cologne-Familie und vier blumige und aromatherapeutisch-natürlich daherkommende Familien. Innerhalb jeder Familie gibt es eine Handvoll Einzeldüfte, so ist "Citrus Fruits" einer der Düfte der "Italian Fruits"-Familie. Und für jeden Einzelduft gibt es wieder ein halbes Dutzend Einzelprodukte, man kann also von den "Citrus Fruits" außer dem hier gelisteten EdT auch Flüssigseife, Haarshampoo und allerlei sonstigen cricri erwerben. Das ganze wird - wie in Italien glücklicherweise üblich - mit einem gelungenen, etwas verspielten Design und ordentlicher PR verbunden. Einer anderen Quelle konnte ich entnehmen, dass Rudy daneben auch Hundepflegemittel anbietet. Das würde ins "massentaugliche" Bild passen, es ist aber anzunehmen, dass die Betreiber ihr Image damit nicht verhunzen wollen und diese Linie daher gesondert und nicht über ihre Haupt-Internetseite bewerben.
Zum Duft selbst: Nach einem scharf alkoholischen Start begegnen uns (wenig überraschend) kräftige zitrische Noten, die allerdings nicht bitter oder herb imponieren, sondern eher zitronisch-säuerlich, vor allem aber cremig abgedimmt und etwas süßlich. Jetzt wie auch in der Folge ist da stets etwas prickelndes, meine Schleimhäute reizendes im Spiel, was ich gestern beim Testen nicht identifizieren konnte. Jetzt, beim erneuten Versuch würde ich sagen, "it's the aldehyde, stupid". Ich war da nicht drauf gekommen, weil es nicht in der Duftpyramide steht, halte es jetzt aber für ausgemacht, dass diese Zitrusfrüchte ein sehr stark aldehydlastiges Elixier sind. Im weiteren Verlauf dreht sich das zitrische in einen eindeutig blumigen (und dann ziemlich feminin wirkenden) Mittelteil und klingt nach etwa 5 Stunden, schon sehr hautnah, warm und weich aus. Ganz am Ende, wenn schon fast nichts mehr da ist, kommen witzigerweise die zitrischen Noten noch mal raus (scheint mir jedenfalls so), und zwar dann ganz uncremig, ein wenig bitter und fast männlich.
Gestern habe ich bei Research eine Änderung von weiblich in unisex vorgeschlagen und bleibe auch dabei, denn ich erkenne nicht, dass der Duft speziell für Damen konzipiert worden wäre oder für Damen beworben wird. Auch halte ich ihn für Männer durchaus tragbar. Von der Komposition her, mit den Blüten, Aldehyden und der weichen Basis ist es allerdings, wie ich zugeben muss, schon ein eher femininer Duft; also ihr Research-Mitarbeiter, wenn ihr meinen Änderungsvorschlag hier ablehnt, nehme ich es euch nicht übel.
Dem Spender der Probe herzlichen Dank und den Erben Spirdiones viel Erfolg!
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