Nubian Musk 2017

Serenissima
04.09.2022 - 08:41 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

noch eine Überraschung

Drei Duftproben von Sana Jardin legte mir Meggi ins Päckchen; zwei konnte ich inzwischen testen und bin angenehm überrascht von den liebevoll und tragbar komponierten alltäglichen Begleitern, die sich nicht aufdrängen, aber trotzdem mit ihrer jeweiligen Persönlichkeit schmeicheln.
„Tiger by her Side“ erfreut mich mit seiner goldenen, warmen Würze, wogegen „Berber Blond“ die vielseitige Einsetzbarkeit der Pomeranze in einer sommerlichen Duftkreation aufzeigt.

Übrig bleibt nun „Nubian Musk“: Was werden wir beide erleben?
Mit zunehmendem Alter hat sich meine Vorliebe für Moschusdüfte nach und nach gelegt; auf meiner hormonfreien Haut erscheinen sie oft sehr erdrückend:
So, als würde ich einen zu schweren Mantel tragen, der mir lästig ist.
Deshalb blieb diese Probe wohl auch bis zum Schluss liegen.

Um es vorwegzunehmen: Sie hat es nicht verdient!
„Nubian Musk“ ist eine erneut mit viel Fingerspitzengefühl kreierte Duftumarmung, die Erinnerungen weckt an vergangene Zärtlichkeiten, an vielleicht bereits erloschene Leidenschaften; sich dabei aber nicht aufdrängt, sondern das Warme, Sinnlich-Verführerische in Form eines Moschus-Vanille-Duftkokons genießen lässt.
Zu Unrecht ans Ende der Pyramide gestellt, begrüßen beide Duftnoten sofort eindrucksvoll und beziehen in dieses herzliche Willkommen auch zauberhafte Duftrosen- (man sieht ihre blühenden Felder, wenn man ihre Düfte atmet) und fein animalische Jasmin-Aromen mit ein.
Es entsteht ein außerordentliches Duftgewebe aus warmen, formgebenden Moschus- und Vanillesträngen, von eben diesen Rosen- und Jasmin-Duftfäden schmückend durchzogen.
Sandelholz edelt diese handwerklich jetzt schon lobenswerte Komposition, auch wenn sie den klassischen Aufbau der Duftpyramide durchschüttelt: Es entsteht so etwas Unerwartetes und Schönes.
Die ungewöhnliche Grapefruit-Blüte mit ihrem lieblichen und doch starken Duft thront über der bisherigen Schöpfung.
Aber einige Komponenten der klassischen Basisnoten haben sich doch an den ihnen seit Ewigkeiten zugeordneten Plätzen gehalten.
Entweder sind sie nicht abenteuerlustig oder sie wissen um ihre Wirkung vor Ort.
So treffen wir die feuchten goldbraunen Erdennoten von Vetiver und Patchouli, die Cypriol in ihre Mitte nehmen.
Auf dieser Basis ruht nun dieses interessante Duftgebilde, das anfangs alle Regeln der Parfumkunst zu sprengen schien.

Der Erfolg heiligt hier die Mittel und „Nubian Musk“ stellt somit die dritte Überraschung dar.
Statt der befürchteten dunklen Moschusmacht, die vielleicht sogar zusammen mit dem Rosenreichtum in Konkurrenz zum beliebten Rosen-Oud treten will, treffe ich einen hellen und dennoch reichhaltig warmen und weichen Moschusduft, der versteht, sich mit lächelndem Charme zu präsentieren und so auch für sich einnimmt.

Auch hier finde ich eine mir angenehme Sillage und Haltbarkeit; es muss nicht immer von allem zu viel sein: Ein gesundes Duft-Mittelmaß kann gerade im Alltag sehr tragbar sein und anmutig begleiten.
Auch „Nubian Musk“ erfüllt dieses, für mich manchmal sehr wichtige Kriterium.

So kann ich Meggi nur danken für drei außergewöhnliche Dufterlebnisse.
Sana Jardin hat mich mit ihren Kreationen überzeugt.
Auch wenn sie die leiseren Töne bevorzugt: Alle drei machen sich sympathisch bemerkbar!
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