Bois de violette 1992

Daisy
19.03.2011 - 13:35 Uhr
24
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft

Veilchen à la Lutens

Veilchen – zierliche Blümchen mit samtigen, leuchtend-lilablauen Blütenblättern, dessen Anblick mich in Verzückung zu versetzen vermag und dessen frische, helle Duftnote in mir eine vergnügliche Stimmung aufkommen lässt.

Niemand, der den einen oder anderen Duft aus dem Hause Lutens kennt, wird erwarten, hier einen ganz gewöhnlichen Veilchenduft vorzufinden. Völlig zu recht, denn rein gar nichts an dieser Komposition ist so, wie man es in vielen solifloralen Veilchendüften antrifft: Sie wirken artig, schüchtern, sanft und stellen manchmal eine langweilige Biederkeit zur Schau. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Allerdings habe ich noch keinen Einzigen getroffen, der so aus der Masse hervor sticht, wie Bois de Violette.

Dieses Veilchen hier ist kein zartes, liebliches Blümelein, sondern ziemlich selbstbewusst und beinahe kess. Seinen imposanten Auftritt verdankt es nicht zuletzt einem Ensemble aus nicht näher bestimmbaren blumigen Noten. Wilde Vermutungen spare ich mir, denn ich könnte keine Einzige mit Gewissheit benennen. Egal welche blumigen Noten unser Veilchen zum Strahlen bringen, es ist prächtig in Szene gesetzt. Sein helles Leuchten schwebt über allem.

Was den Duft für mich so anziehend macht, ist dieser gewisse „Wald“-Akkord, dem ich schon bei einigen Lutens-Düften (z. B. Bois et Fruits und Féminité du Bois) begegnet bin und der mir jedesmal größtes Wohlbehagen bereitet. Mir kommt es vor wie ein Mix aus Gehölz, feuchtem Laub, Harz und trockener Erde. Hier schafft er angenehme Tiefe, nicht erdrückend oder dominant, sondern lässt dem Veilchen stets genügend Raum.

Im Vergleich hierzu wirkt das Eau de Violette de Parme von Rancé 1795 luzide und frisch und präsentiert das sanfte Grün der Veilchenblätter auf einem weich gepolsterten, dennoch sehr holzig anmutenden Fond. Nicht vergessen will ich das entzückende Borsari-Veilchen, dessen Liebreiz durch einen zarten pudrig-holzigen Fond unterstrichen wird. Jeden finde ich auf seine Weise eindrucksvoll.

Bois de Violette ist ein wunderbarer Veilchenduft, für mich der Schönste seiner Art. Er lässt sich prima im Urlaub auf Reisen tragen und wirkt auch im Büro nicht deplatziert. Den edlen Glockenflakon, der in der fürsorglichen Obhut einer lieben parfumo-Freundin den Weg aus Paris zu mir gefunden hat, und seinen kostbaren duftenden Inhalt habe ich fest ins Herz geschlossen.
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