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Sehr hilfreiche Rezension
Heideröslein
"La fille de Berlin" ist eine Hommage an das alte Berlin der 20er und 30er Jahre. Ich muss gestehen, dass meine erste Assoziation mit der Tochter aus Berlin nicht im Entferntesten die deutsche Hauptstadt, sondern ein Gedicht von Goethe war: "Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, war so jung und morgenschön [...]". Im Grunde wenig verwunderlich, da "La fille de Berlin" hauptsächlich aus Rosen besteht. Die Rose ist hier das dominante Thema. Der Geruch der Rose ist reichhaltig und hat grüne Untertöne. Im ersten Eindruck riecht "La fille de Berlin" wie eine lebendige, echte Rose - mit der Ausnahme, dass ich in der Natur noch nie eine Rose gerochen habe, die so vollmundig duftet! Das klingt widersprüchlich, aber man kann es kaum anders beschreiben. Der hier von vielen beschriebene "metallische" Eindruck riecht meines Erachtens wie eine Verbindung zwischen Rosen und Zitronengras (Ich weiß, dass es nicht als Zutat gelistet ist). Eine kühle und unnahbare Frau! "Knabe sprach: ich breche dich, Röslein auf der Heiden! Röslein sprach: Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich [...]". Die Rose gewinnt an Klarheit, ist taufrisch und grün. Zwar ist Pfeffer mit dabei, aber es ist kein Pfeffer wie man ihn aus der heimischen Küche oder vom Gewürzmarkt kennt, wo er in der Nase kitzelt. Der Pfeffer hier hat mehr eine chilli- oder zimtartige Qualität. Er erinnert mich in Verbindung mit der Rose an Brandykirschen oder an ein gutes Gläschen edlen Rotweins. Die Klarheit weicht im weiteren Verlauf einem amber- und moschusartigen Geruch. Zwar bleibt der grüne Rosenduft, aber gleichzeitig entwickelt sich der Duft weiter in Richtung warm, hölzern und pudrig. Es entbrennt fast ein Kampf zwischen den beiden Richtungen. Da sich die Zusammensetzung des Duftes einfach liest, wurde ich von der Duftentwicklung und Komplexität völlig überrascht. Das Parfüm hat eine ganz bezaubernde, anziehende Qualität. Es macht mich benommen und ich kann es mir dadurch sehr gut für Valentinstag bzw. ein romantisches Date am Abend vorstellen. Nicht nur für die Nacht, sondern auch für nasskaltes Wetter eignet sich "La fille de Berlin", denn die leichte Pudrigkeit in der Basis gibt mir Wohlbehagen und Komfort. Trotz der leichten Süße, ist es definitiv ein unisex Duft und kann ohne Bedenken auch von einem Mann getragen werden.
Fazit: "La fille de Berlin" ist einer der komplexesten und wandelbarsten Rosendüfte, ich je gerochen habe und damit kein Duft für jeden Tag, sondern definitiv etwas für besondere Anlässe. Diese Berliner Tochter trägt Dornen und fürchtet sich nicht, sie auch einzusetzen. Wie Goethes Gedicht ausgegangen ist, wissen wir: "[...] Und der wilde Knabe brach's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach [...]".
Fazit: "La fille de Berlin" ist einer der komplexesten und wandelbarsten Rosendüfte, ich je gerochen habe und damit kein Duft für jeden Tag, sondern definitiv etwas für besondere Anlässe. Diese Berliner Tochter trägt Dornen und fürchtet sich nicht, sie auch einzusetzen. Wie Goethes Gedicht ausgegangen ist, wissen wir: "[...] Und der wilde Knabe brach's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach [...]".
6 Antworten
Der Duft scheint mir noch um einiges wehrhafter als das Heideröslein. Aber wie gesagt: ich muss ihn noch ein paar Mal tragen. "Harmlos" ist er jedenfalls nicht.
Deine Duftbeschreibung aber kann ich durchaus nachvollziehen.