Izia La Nuit 2021

Parfümlein
18.01.2024 - 12:56 Uhr
6
Hilfreiche Rezension
7
Preis
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Sommer im Wienerwald

Johannisbeeren und Rosen! Mir fällt kaum eine Kombination ein, die sommerlicher ist als diese - vorausgesetzt, man imaginiert einen mitteleuropäischen Sommer, in Deutschland oder wie in meinem Fall: in Österreich. Einen Garten, unendlich groß für eine Achtjährige, mit ständig neuen Geheimnissen, versteckten Ecken, verborgenen Gängen, mit Bäumen, so riesig, dass darunter genug Schatten ist, um die Juli-Hitze zu ertragen, mit Gänseblümchen, mit einem weißen Staketen-Zaun, der Sicherheit und Schutz suggeriert, Grenzen, innerhalb derer man sich ganz den immer neuen Entdeckungen, den vielen verschiedenen Blumen, den kleinen Insekten und dem ganzen, vollen Sommervergnügen hingeben kann. Und vor diesem Zaun: Johannisbeerbüsche, riesenhaft, mit prallen roten Beeren, und dazwischen voll erblühte Rosen, die noch nicht vor der Hitze schlapp machen, denn dieser Kindheitstraum erzählt von längst vergangenen Tagen. Das Naschen der recht sauren Beeren, das Vergnügen, sie von den Rispen zu streichen, die Nase in eine kühle, samtig-weiche Rose zu stecken... und dann das völlig entspannte Liegen auf der karierten Decke, mitten im Gras, das große Stück süße Wassermelone, das genussvolle Hineinbeißen genau in die Mitte der halbmondförmigen Scheibe, das Surren von Bienen, das Flattern von Zitronenfaltern... welch ein Paradies, ein Gartentag im Hochsommer im Wienerwald.
Ich denke gern an diese Zeit zurück, und ich tue es immer, wenn ich Izia la Nuit trage. Sofort bin ich dann zurück im Garten der Freundin meiner Mutter und genieße noch einmal diese langen, hellen Tage voller Muße, voller Leichtigkeit. Izia La Nuit macht es mir leicht: Die saftige, fruchtige Johannisbeere zu Beginn, die nach wenigen Minuten die volle, dunkle Rose durchschimmern lässt, um von da an mit ihr gemeinsam in vollkommener Harmonie einen Reigen zu tanzen, lässt mich sofort an den Duft dieses Gartens denken, in welchem Johannisbeeren und Rosen sich abwechselten. Ein wundervolles Parfum, das eine außergewöhnlich schöne Komposition präsentiert. Was mir so besonders gefällt: Die herbstlichen Noten von Labdanum und Patchouli, die sanft nach einiger Zeit durchklingen, nehmen dem Duft die rein fruchtige Süße und erden ihn im wahrsten Sinne des Wortes, machen ihn erwachsen. Für mich sehr erfreulich ist, dass Patchouli nicht allzu stark auftritt, nicht zu charakteristisch eingesetzt wurde, das wird mir oft zuviel. Hier ist es wunderbar dezent verwoben, grenzt den Duft aber somit von einem Gourmand deutlich ab. Insgesamt ein wahnsinnig schöner, heiterer, voller und eleganter Duft, den ich nicht unbedingt mit der Nacht verbinde, aber auch nicht wirklich dem Sommer zuordnen würde, das verhindern die erdigen Noten. Es ist der perfekte Herbstduft, der die Süße des Sommers noch einmal evoziert, aber auch nicht verschleiert, dass alles Schöne vergänglich ist, dass die hellen Tage enden und die Zeit der Ernte beginnt. Pantha rei - perfekt verkörpert in Izia La Nuit.
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