Ohanami
21.12.2021 - 00:49 Uhr
11
Top Rezension
7
Preis
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Mojito-Vanille

Als bekennender Vanille-Fan war ich sehr froh, die Vanille-Kollektion im Rahmen eines Wanderbriefs testen zu können (vielen Dank an VentoAureo!). Bei "Valkyrie" dachte ich natürlich erst einmal an etwas Schweres und sehr Weibliches, immerhin sind die Walküren die nordischen Schildjungfern. Aber auch in anderer Hinsicht überraschte der Duft mich: Kenne ich Vanille-Düfte doch eher als wärmend, kuschelig, leicht pudrig oder gourmandig-backpulverig, schlägt dieser mir nach dem Aufsprühen erst einmal die volle Breitseite Zitrus entgegen, vermischt mit einer kleinen Ahnung von Vanille! Hier ist "Valkyrie" ein toller und außergewöhnlicher Duft, perfekt für den Sommer. Die Limette und die Minze erinnern an eine sommerliche Cocktail-Party mit eleganten weißem Dresscode: Die Luft ist schon leicht abgekühlt, schöne Menschen stehen mit Mojitos in der Hand um einen Swimming-Pool herum. Im Hintergrund läuft Bossa Nova. Die Sillage ist hier relativ stark.

Diese schöne, sommerliche Bild, was so gar nicht zu meiner allgemeinen Vorstellung eines Vanille-Dufts passen will, bleibt mir hier, im kalten Dezember etwa 1 1/2h Stunden erhalten. Der Duft wird schwächer, ist nur noch hautnah wahrnehmbar. Auftritt Galbanum: Der Duft verliert seinen Mojito-Flair und wird grüner, vielleicht auch etwas muffiger. Vanille rieche ich gar nicht mehr, der Duft ist hier fast etwas stechend und etwas rauchig. Wie der Geruch nach der Coktailparty: Die Limetten sind ausgesaugt, der Rum ist alle, ein wenig liegt noch der Rauch der Zigarren und der ausgegangenen Gartenlaternen über dem Rasen. Die Nacht weht den Duft des nahen Pinienwaldes herüber. Alles ist still.

Der Duft bleibt nun eine ganze Weile so, changiert immer wieder zwischen waldig-muffig-rauchig und limettig (das sind die übriggebliebenen Mojito-Limetten die ihren restlichen Saft verlieren).
Irgendwann kommt dann so etwas wie eine sehr verwaschene, süßlich-krautige Art von Vanille aus dem Morgendunst gekrochen. Sie wirkt etwas unausgeschlafen, noch leise, reibt sich die Augen, der Schädel brummt noch etwas von den Cocktails. Sie ist die Tochter der Besitzer der Hauses, blickt durch die offene Wohnzimmertür auf den noch aufzuräumenden Garten. Zum Frühstück isst sie einen Vanillepuddig (hier kommt tatsächlich ein ganz leichte Puddig-Note auf). Es riecht noch ein bisschen nach Schnaps in der Wohnung, hier haben sie Vaters guten schottischen Whiskey geplündert. Sie streckt sich noch einmal, dann cremt sie sich ein, mit einer teuren, holzigen Creme und legt sich wieder hin.

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Ein schöner Duft von Sylvaine Delacourte, nach dem testen von Vahina und Vanori mein Lieblingsduft aus der Kollektion. Wenn nur die schöne Kopfnote etwas länger bliebe und der Muff in der Herznote nicht wäre, ein Kaufkandidat. Haltbarkeit und Sillage befinden sich im Mittelfeld, nach der schönen Kopfnote wird der Duft aber schnell hautnah.
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