Private Blend: Atelier d'Orient

Plum Japonais 2013

Sleepflower
19.09.2017 - 11:08 Uhr
33
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Perfektion

Wenn man mich fragt, warum ich so gerne Düfte trage, mich sogar ein wenig verloren fühle, falls ich (sehr selten kommt das vor) morgens mal vergesse, einen Duft aufzusprühen, dann hat das einen ganz einfachen Grund.

Parfum ist für mich wie eine Schicht Kleidung, die man nicht sehen oder anfassen kann, aber die für mich wahrnehmbar und auch notwendig ist. Parfum ist der letzte Schliff; so wie für andere die richtige Tasche oder das richtige Accessoire, macht für mich der richtige Duft das Äußere komplett. Nicht unbedingt meine Kleidung, aber sehr wohl mein Duft verrät, ob ich mich an einem Tag öffnen und nach außen wenden kann, ob ich mich wohl fühle, ganz bei mir selbst bin, herausfordernd auftreten will oder zurückgezogen bin.

Kein Duft konnte mein Äußeres je so sehr vervollständigen wie Plum Japonais das kann. Ich finde den Pflaumengeruch grundsätzlich spannend in Düften, doch bislang hat es noch kein Pflaumenduft zu mir geschafft. Fast jede Abfüllung - sei es Chambre Noire, Andy Warhol, Assenzio oder Midnight Rain - musste weiter ziehen. Plum Japonais hingegen ist sofort, ohne mit der Wimper zu zucken, in meinem Einkaufsbeutel gelandet. Und nein, ich bin kein Typ für spontane Parfum-Einkäufe für 200€.

Plum Japonais ist für mich absolut perfekt austariert. Er riecht intensiv pflaumig, ohne dabei an Essbares zu erinnern. Die Oud-Begleitung fängt das zu Saftige, zu Süße der Pflaume ein, hält diesen Aspekt des Geruchs eher am Boden. Man könnte fast sagen, das Oud "erdet" diese Komponente; fast so, wie Patchouli es gelegentlich kann. Das ist noch weniger nachvollziehbar, da der Duft - wahrscheinlich durch Benzoe - einen Hauch schokoladigen Beigeschmacks enthält, ein wenig Zimt durchklingt und auch die Vanille, wenn auch ganz subtil, zu erahnen ist. Doch wahrscheinlich ist es diese Subtilität der Nuancen, die den Duft nicht in eine Richtung kippen lässt. Auf der Gegenseite der Gourmand-Nuancen stehen holzige Anklänge; und irgendwo in dieser Mitte befindet sich Plum Japonais. Er ist kraftvoll und weich zugleich; er ist würzig, aber gleichzeitig auch unglaublich geschmeidig; er ist zutiefst sinnlich, ohne anbiedernd oder gar sexy sein zu wollen. Er hat etwas Dunkles, gleichzeitig aber auch etwas Strahlendes an sich. Er hat eine gute Projektion; doch die eigentliche Subtilität der Komposition, die bleibt ganz bei seinem Träger.

Ob man einen Parfumnamen treffend findet oder nicht, hat sicherlich in erster Linie mit den eigenen Assoziationsketten zu tun. Für mich passt dieser Name hervorragend; denn einen Duft, der so sehr die Balance halten kann, verbinde ich durchaus mit japanischer Ästhetik.

Plum Japonais ist wie ein Wollschal, der das Rauhe aus einem Herbsttag nimmt; wie eine Tasse Tee, die einem hilft, bei sich selbst zu sein; wie die Worte eines nahestehenden Menschen, die Licht in dunkle Momente bringen. Plum Japonais ist eine Schicht, die mehr aus einem macht.
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