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Top Rezension
Strenge Opulenz
Der Eingang eines eleganten Hotels oder eines Teesalons - vielleicht in New Yorks Upper East Side, in Kensington oder Omotesando. Mittig steht ein runder Tisch aus dunkelpoliertem, intarsiertem Holz oder an der Stirnseite eine Marmorkonsole vor einem übermannshohen Spiegel - und wiederum darauf eine riesenhafte Vase in Pokalform aus geschliffenem Kristall oder aus Porzellan mit einem umlaufenen Relief. In dieser Vase thront - in Ehrfurcht gebietender Perfektion und Symmetrie - ein Blumenarrangement so breit wie eines Mannes Armspannweite. Nur großen Blüten allenthalben, jede einzelne von ihnen makellos, kaum Blattgrün ist dabei - blühende Magnolienzweige in Strahlendweiß und seltsam bleichem Rosa, Jasmin dazwischen in Blasselfenbein. Fremde Blüten leuchten in betörender Farbigkeit - sind das wirklich Orchideen?
Tom Fords Velvet Orchid ist - für mich bzw. in meiner Wahrnehmung - überraschend anders. Anders als vielen seiner Brüder - seien es Signature oder Private Blends - fehlen ihm das Dunkle und das geheimnisvoll Janusköpfige, imponiert er stattdessen mit seiner großen Akkuratesse und Geradlinigkeit. Ein Blütenduft ist er - überaus kraft- und prachtvoll - der Reife und Präsenz gleichermaßen bietet wie auch einfordert von seinem Träger, seiner Trägerin. Die ganze Kraft des Blühenden wird gleichsam präsentiert wie auch sofort wieder gezähmt - es ist nichts Wildes oder Wollüstiges an ihm, und weniges ist zart, ist duftig. Seine Blüten sind schon lange keine Knospen mehr und doch noch weit entfernt von ihrem Verblühen - ein Duft ist er ganz für den Augenblick, das schöne, wahre Hier und Jetzt. Die nichtblühenden Ingredienzen treten zurück hinter das florale Thema, geben ihm nur einen Rahmen und ein gefälliges Cachet, betonen seine Extravaganz und seine Klasse - und das Selbst- und Statusbewusstsein dieses schönen Dufts.
Fazit: jenseits der Ähnlichkeit in Name und Flakon nur kaum Verwandtschaft mit Black Orchid. Ein kultivierter Blumenduft, ausgesucht arrangiert und überaus kunstvoll präsentiert. Nicht hell, nicht dunkel, sondern - sehr überzeugt und entsprechend überzeugend - mittelhell.
Tom Fords Velvet Orchid ist - für mich bzw. in meiner Wahrnehmung - überraschend anders. Anders als vielen seiner Brüder - seien es Signature oder Private Blends - fehlen ihm das Dunkle und das geheimnisvoll Janusköpfige, imponiert er stattdessen mit seiner großen Akkuratesse und Geradlinigkeit. Ein Blütenduft ist er - überaus kraft- und prachtvoll - der Reife und Präsenz gleichermaßen bietet wie auch einfordert von seinem Träger, seiner Trägerin. Die ganze Kraft des Blühenden wird gleichsam präsentiert wie auch sofort wieder gezähmt - es ist nichts Wildes oder Wollüstiges an ihm, und weniges ist zart, ist duftig. Seine Blüten sind schon lange keine Knospen mehr und doch noch weit entfernt von ihrem Verblühen - ein Duft ist er ganz für den Augenblick, das schöne, wahre Hier und Jetzt. Die nichtblühenden Ingredienzen treten zurück hinter das florale Thema, geben ihm nur einen Rahmen und ein gefälliges Cachet, betonen seine Extravaganz und seine Klasse - und das Selbst- und Statusbewusstsein dieses schönen Dufts.
Fazit: jenseits der Ähnlichkeit in Name und Flakon nur kaum Verwandtschaft mit Black Orchid. Ein kultivierter Blumenduft, ausgesucht arrangiert und überaus kunstvoll präsentiert. Nicht hell, nicht dunkel, sondern - sehr überzeugt und entsprechend überzeugend - mittelhell.
3 Antworten
Venusia vor 6 Jahren
Sehr akkurater Kommentar zu diesem wunderschönen Duft. Dunkellila Pokal!
Hyazinthe vor 10 Jahren
Strenge Opulenz!
Esther19 vor 11 Jahren
Guter Kommentar. Und ich habe festgestellt: Meine Orchidee blüht jetzt zum dritten Mal: Ignorieren hilft;)

