Lightscape 2012

Pradia
30.07.2023 - 13:56 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
7
Sillage
8
Duft

Nomen est Omen

Kann man einen Duft nur wegen seines Namens kaufen?

Aus irgendeinem rätselhaften Grund bin ich der festen Überzeugung, dass ich Düfte mit Alpenveilchen mag. Und ein paar Suchparameter sind beim Browsen durch das Parfumo-Universum ja mehr als hilfreich, an dem Tag also Stichwort „Alpenveilchen“.
So stieß ich auf „Lightscape“ und war sofort fasziniert. Was für ein Wort, „Lichtlandschaft“, vor meinem inneren Auge bauten sich sekundenschnell wunderbare Berge von Wolken in einem unendlich weiten, gelb schimmernden Himmel auf, leicht, unbeschwert, sorgenfrei... Es ist schon merkwürdig, welche Assoziationen ein einziges Wort, das man zudem gerade zum ersten Mal hört (liest ), auslösen können.

Natürlich habe ich dann NICHT gleich als nächstes den Duft gekauft sondern doch erstmal angeklickt und nachgelesen, worum es denn wirklich geht. Wolken erschienen mir dann doch zu unwahrscheinlich. Allerdings reichten dann die Schlagworte Galbanum, Alpenveilchen und Veilchen tatsächlich aus, einen selbstredend sofortigen, dringenden Testwunsch zu manifestieren und die weniger vielversprechenden Inhaltsstoffe, wie Kaschmirholz und Zedernholz als vernachlässigbar einzustufen. (Ein Leichtsinn, der auch öfter mal nach hinten los geht, aber das sei nur am Rande erwähnt.)

Dank ALzD konnte ich den Duft dann auch alsbald testen und manchmal passt eben die Vorstellung dann auch zur Realität. Somit ist also tatsächlich ein Flakon bei mir eingezogen. Wegen seines Namens, und weil er einfach gut riecht.

Da es sich hier um eine Parfumrezension handelt, wäre es natürlich ungünstig, jetzt schon den Schlusspunkt zu setzen. Wonach duftet Lightscape nun also?
Diese Frage lässt sich für mich gar nicht mal so einfach beantworten, da ich Lightscape irgendwie als Gesamtheit wahrnehme, was sicher auch am nicht sehr ausgepägten Duftverlauf liegt.

Ich möchte erstmal damit anfangen, wonach er nicht riecht: kein Weichspüler, kein frisch-geduscht, kein frisch-gecremt, nicht aquatisch, nicht zitrisch und (Gottseidank) nicht holzig.
Am ehesten würde ich Lightscape als kühlen Winterblumenduft bezeichnen. Der Duft eines Alpenveilchens auf der kühlen Fensterbank, bildlich gesprochen.
Ich nehme an, dass Galbanum, (Alpen)Veilchen und Iris hier die Hauptakteure sind, welche diesen kaltblumigen Akkord kreieren. Rose kann ich nicht wahrnehmen. Die weiteren in der Duftnotenaufzählung angeführten gehaltvolleren Bestandteile, wie Moschus, Ambrette, Tonka etc bilden den fein verwobenen Background und steuern Wärme bei, die im Zusammenspiel mit den kühlen Blumen eine sehr ausgewogene Duftkomposition ergibt.

Insgesamt ist Lightscape ein leichter Duft, wie der Name schon erwarten lässt, der im englischen für die Illumination einer (zb Park-)Landschaft oder gar reine Kreation einer Lichtwelt aus vielen kleinen Lämpchen verwendet wird.
Er ist ein Duft, der einen wie eine wohlriechende Aura umgibt, ohne dabei in Sauberduft-Vibes abzudriften.
Ich trage ihn hauptsächlich für mich selbst zu Hause, vorrangig am Wochenende, er ist genau der „heute-mal-kein-Parfum“-Duft, den ich lange gesucht habe.
Natürlich kann man Lightscape auch außerhalb der eigenen vier Wände tragen ;-)
Bewährt hat er sich auch an den Über-30Grad-Tagen letztens, wo (mir) jeder stärkere Duft zuviel gewesen wäre.

Ich halte den Duft für ganzjahrestauglich (wobei er jetzt im Sommer doch etwas weicher wirkt als in der kalten Jahreszeit) und für absolut unisex tragbar.

Noch ein Wort zum Flakon. Dieser ist überraschend leicht (Plexiglas?) und Flakon-Aficionados wird er in seiner schlichten Erscheinung sicherlich nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Aber man kauft einen Duft doch auch nicht wegen seines Flakons. Oder? ;-)

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