Kelly Calèche 2007 Eau de Toilette

Kelly Calèche (Eau de Toilette) von Hermès
Flakondesign Philippe Mouquet
7.0 / 10 250 Bewertungen
Ein Parfum von Hermès für Damen, erschienen im Jahr 2007. Der Duft ist ledrig-blumig. Es wird noch produziert.
Aussprache

Duftrichtung

Ledrig
Blumig
Frisch
Pudrig
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GrapefruitGrapefruit NarzisseNarzisse MaiglöckchenMaiglöckchen
Herznote Herznote
RoseRose MimoseMimose TuberoseTuberose
Basisnote Basisnote
LederLeder IrisIris

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.0250 Bewertungen
Haltbarkeit
7.3186 Bewertungen
Sillage
6.3155 Bewertungen
Flakon
7.6165 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.526 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 26.03.2024.
Wissenswertes
Mit dem Namen seines ersten Damenduftes als Hausparfumeur für Hermès verweist Jean-Claude Ellena sowohl auf das wohl bekannteste Produkt des Hauses, die Kelly Bag, als auch die Hermès-Dufttradition („Calèche“) und damit weiterhin das Firmenwappen mit der Kalesche als traditionellem Symbol. Die zentrale Duftnote stellt ebenfalls einen Bezug her zu Hermès über dessen wichtigstes Material - Leder.

Rezensionen

22 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 20  
nur selten ohne diese Handtasche
Ich kann mich nicht erinnern, Fürstin Gracia Patricia von Monaco, die ehemalige Miss Grace Kelly, bei ihren öffentlichen Auftritten jemals ohne die, nach ihr benannten Lederhandtasche, gesehen zu haben; es sei denn, bei Bällen und anderen prunkvollen Anlässen.
Welchen Run löste sie unter der damaligen Damenwelt aus; jede Frau träumte davon, ein „Kelly-Bag“ zu besitzen!
Und nicht nur damals auch heute noch ist es ein Besitz fürs Leben: klassisch, elegant und beinahe unverwüstlich.
Diese Handtasche ist aber auch gleichzeitig praktisch; es passt etwas mehr hinein als nur ein feines Taschentüchlein und ein Lippenstift.

Daher ist es auch kein Wunder, dass Jean-Claude Elena für das Haus Hermès einen gleichnamigen Duft kreierte, bei dem auch der Ursprung, die Sattlerei des Thierry Hermès und somit Vorläufer der heutigen Lederwerkstätten, nicht unerwähnt bleibt:
„Kelly Calèche“!
Edles Lederhandwerk schmückt sich hier mit einem illustren Namen und dem eindrucksvollsten „Aushängeschild“, das diese Marke wohl jemals hatte.

Deshalb wurde wohl auch bei dieser Duftkomposition auf eine feine und doch gleichzeitig ausdrucksstarke Ledernuance zurückgegriffen.
Wer hat es schon gern, wenn das Leder der Handtasche so streng riecht, dass der Inhalt davon durchzogen wird?
Spätestens beim Taschentuch wäre ich nicht mehr erfreut; wer putzt sich schon gern die Nase mit dem Gefühl, ein Stück Lederzeug aus der Sattelkammer erwischt zu haben?

Ein leicht die Sinne streichelnder, fein animalischer Lederton dominiert dieses Duftkunstwerk, auch noch in der Eau de Toilette-Konzentration.
Den Sommer versprechende Blütendüfte begleitet ihn; ein „Handsträußchen“ für die Dame: gebunden aus Maiglöckchen, Narzisse und Mimose erinnern an die lange erwartete volle, lebendige Pracht des Frühlings, ehe Rose und Tuberose den Sommer mit samtig-reifen Tönen ankündigen.
Diese Blumenfülle, die doch nicht aufdringlich, sondern sehr dezent und elegant daherkommt, korrespondiert ausgezeichnet mit dem Lederaroma:
Hier findet eine gekonnte Vermählung der Duftnoten statt, zu der die klassische Iris ihren Segen pudert.

„Kelly Calèche“ als Eau de Toilette ist eine angenehm zu tragende Duftkomposition mit mehr Persönlichkeit als zuerst erwartet.
Der Lederton bleibt sanft und moderat; eben dem einer eleganten, meisterlich gefertigten Handtasche entsprechend.
Obwohl diesen Duft von Anfang an durchziehend, lässt er dem ihn begleitenden kleinen und doch eindrucksvollen Blumenarrangement Platz und Zeit sich voll zu entfalten; Zeit, die eigene und die Schönheit des Leders im Duftverlauf zu unterstreichen.

Für mich ist „Kelly Calèche“ Eau de Toilette ein wunderbar unaufgeregter Lederduft; wohl selbst an sehr warmen Sommertagen tragbar und nicht unangenehm auffallend.
Jean-Claude Elena gelingt es hier, ein charmante Duftkunstwerkes mit der Persönlichkeit dieser Frau verknüpfen.
Eine Verbeugung vor Frau, Künstlerin/Star und Fürstin!
8 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ronin

50 Rezensionen
Ronin
Ronin
Top Rezension 12  
Ach, Kelly, mit Dir würde ich gerne Pferde stehlen …
Ein anderer möglicher Titel wäre „J.-C. Ellena hat den Schalk im Nacken.“ gewesen. Kelly Calèche ist etwas hinterhältig. Ich denke, Monsieur Ellena hat so einige Male gegrinst bei der Entwicklung dieses Duftes. Möglicherweise sieht er sich auch berufen, etwas gegen die Kinderlosigkeit typischer Hermès-Kunden zu tun. Denn der Duft ist so sexy, da kann man(n) schon mal die Verhütung vergessen. Nein, so explizit wollte ich gar nicht werden. Sorry. Neuer Start.

Ich nehme mal das Bild auf, was Luxuskatze skizziert hat: Der wohlerzogene, brave Teenager aus gutem Hause bekommt von ihren Eltern Kelly Calèche geschenkt. Getestet auf Papierstreifen entwickelt er sich mit einer spritzigen Zitrusnote und dem Blütenakkord zu einem jungendlich-braven, edlen, etwas altmodischen Duft. Genau das richtige für die Tochter, denken die Eltern. Gekauft. Verschenkt am Geburtstag zusammen mit dem Voltigierkurs. Und so geht die Tochter jetzt jede Woche zur Reithalle – ich bin immer noch im Bild von Luxuskatze -, mit zum Pferdeschwanz streng zurückgekämmten Haaren und hoch geschlossener Bluse. Natürlich mit einem Hauch Kelly Calèche parfümiert. Was die Eltern nicht ahnen: Auf der Haut kommt nicht nur Kopf- und Herznote durch, sondern wird durch die Iris-Leder-Basisnote ergänzt (hmm, die ist so animalisch-tiefgründig, fehlt da etwas in der Duftpyramide?). Und der Blütenakkord, der vorher meinetwegen kindlich, meinetwegen altbacken erscheint, strahlt eine betörende Sinnlichkeit aus. Und zwar keine Morgens-die-Sonnenstrahlen-scheinen-aufs-Bett-ich-möchte-aber-noch-nicht-aufstehen-und-mich-an-meine-Liebste-kuscheln-Sinnlichkeit, sondern die der Nacht davor. Beim Voltigieren dürfte sich die Basisnote noch schneller entwickeln. Tja, und so wird regelmäßig die Reitstunde eher beendet, die Haare werden schon längst offen getragen und die Bluse ist auch nicht hoch geschlossen. Lange bleibt die leidenschaftliche Affäre der Tochter mit ihrem Reitlehrer den Eltern verborgen.
Reitlehrer? Erinnert Ihr Euch noch? Ein gewisser James Hewitt war der Reitlehrer von Lady Di. Während Prince Charles creedmüffelnd zu Hause saß, vergnügte sich seine Frau mit Mr. Hewitt. Möglicherweise kennt Camilla Parker Bowles erotische Creed-Düfte, Lady Di kannte sie nicht. Das war alles weit vor dem Entstehen von Kelly Calèche, so können wir hier J.-C. Ellena von jeder Schuld frei sprechen.
Zurück zum Duft: Ich möchte ihn nicht auf den erotischen Aspekt reduzieren, das wird ihm nicht ganz gerecht. Ich empfinde den Duft als elegant, die Kopf-, Herz- und Basisnoten ergänzen sich ausgesprochen schön, modern, aber nicht modisch (womit gewährleistet ist, dass er auch nicht so schnell altmodisch sein wird). Ich kenne Calèche nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass Kelly eine moderne Interpretation des Klassikers ist. Was sich mir aber aufdrängt ist der Verdacht (nein, die Ahnung), dass Monsieur Ellena (neben Déclaration) auch in diesem Duft eine Huldigung an Eau d'Hermès versteckt hat.
Dazu muss ich etwas ausholen: Ich habe jetzt mehrere Male Kelly Calèche auf der Haut gehabt, und er hat sich nicht immer gleich entwickelt. Meine Haut ist überdurchschnittlich warm, weiterhin eher trocken. Dementsprechend nehme ich Duftverläufe auf meiner Haut oft im Zeitraffer wahr im Vergleich zu Euren parfumo-Notizen. Oft überlagern sich Kopf-, Herz- und Basisnoten stärker als bei anderen, sind weniger getrennt wahrnehmbar (kein Triptychon, eher ein Mosaik; wenn es dumm läuft, braune Mischfarbe). Bei Kelly Calèche finde ich das ausgesprochen schön, es betont die Vielschichtigkeit. Der Blütenakkord ist immer schön eingefasst, zu Beginn von der Grapefruit, und bereits schnell kommen die Basisnoten hinzu, wie bereits ausführlichst erläutert. Einmal jedoch – keine Ahnung, was ich gegessen hatte oder was mit meinem Kreislauf war – nahm ich die Noten hintereinander, getrennt war. Und als ich bei der Basis angekommen war, hatte ich Eau d'Hermès ohne dessen Gewürzkopfnoten auf der Haut. Eine entfernte Ahnung des Blütenakkordes, ansonsten identisch. Zufall?

Ich schreibe schon viel zu viel, aber wenn ich schon zu Eau d'Hermès gekommen bin, kann ich ja auch noch das Thema anschneiden, für wen Kelly Calèche geeignet sein könnte. Bitte, bitte, Luxuskatze, überlege es Dir gut, ob Du diesen Duft wirklich Deiner Tochter im Teenageralter zukommen lassen willst. Wie DieNase könnte ich mir den Duft eher an Frauen ab 25 vorstellen, eine gewisse Souveränität im Umgang mit der eigenen Person scheint mir schon vonnöten. Eine obere Altersgrenze sehe ich natürlich nicht. Tja, an Frauen mag ich den Duft sehr. Auch an Männern? An mir eher nicht. Der Blütenakkord ist mir zu … weiblich.
So stellte sich für mich die Frage, ob ich den Duft layern könnte. Ich hätte es vorher wissen müssen, der Duft ist viel zu subtil zum layern, ich wollte es trotzdem ausprobieren, die Blüten „einzufangen“: „Infusion de Vétiver“ hat auch eine Grapefruitnote, die deutlich persistenter ist. Hätte ja die Frucht betonen können und die Vetivernote hätte ich mir als Kontrast in der Herznote vorstellen können. Konjunktiv … Nein, der Prada-Duft geht völlig unter, Kelly Calèche wirkt höchstens etwas verwaschener.
Wer noch Ideen hat, den Duft auf Unisex zu trimmen – gerne. Monsieur Ellena erfährt ja nichts von unserem kleinen Sakrileg.
7 Antworten
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
pudelbonzo

2368 Rezensionen
pudelbonzo
pudelbonzo
Top Rezension 16  
schöneres Accessoire
Heute entdeckte ich auf den bunten Flakontischen bei meinem Duftdealer : Kelly.

Testen ist nicht beim Trödel - dort kauft man gezielt, oder wagt einen Blindkauf.

Doch ich erinnere den Duft noch als sehr stimmig an meiner Ma - von daher hatte ich eine leise Ahnung von dessen angenehmer Wirkung.
Und meine Erinnerung trog mich nicht.

Anziehend leicht und schwebend erreichen mich Narcisse und Maiglöckchen, gebettet in weiches, pastellfarbenes Wildleder.
Die elegante Rose erscheint samten und rose, wie das Kartönchen.
Voll, doch unbeschwert steht ihr die Tuberose zur Seite - immer noch vor dem dezenten Lederhintergrund.

Der Duft verkörpert gut die etwas distanzierte, und leicht kühle Schönheit von Grace Kelly - die einen aber trotzdem für sich einnimmt.

Ich freue mich über den gelungenen " Halb - Blind Kauf ", denn ich empfinde den Duft als ein viel schöneres Accessoire als die begehrte Kelly Bag.
3 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
DieNase

169 Rezensionen
DieNase
DieNase
Top Rezension 16  
Ein Hammer-Duft
Mit dieser Kreation Ellenas als EdP lasse ich mich in wenigen Tagen zum Geburtstag beschenken. Um ganz sicher zu gehen, habe ich mir vorher noch eine Miniatur besorgt und es ein paar Mal getragen, vor allem tagsüber.
Wo meine letzte Errungenschaft, das intensive "Sensuous Noir", einen Anlass braucht und zumindest nichts für tagsüber und alle Tage ist, ist Kelly Calèche ein Duft für alle Gelegenheiten, ohne dabei ein Leichtgewicht oder belanglos zu sein.
Ich rieche in erster Linie Rose und Leder. Kein männlich-herbes Leder, sondern sanftes, edles Leder. Leder einer Tasche, vielleicht auch eines Pferdesattels. Ja, eher Pferdesattel. Es ist ein natürlicher Geruch, auch Lederfett ist dabei (Bienenwachs??).
Ich erwähnte bereits an anderer Stelle, dass ich blumige Düfte nicht so gern habe, zumindest nicht, wenn sie in erster Linie blumig sind. "Kelly Calèche" ist blumig aber durch das Leder nicht blümchen-brav oder gar kitschig, sondern sexy-verrucht. Etwas süßlich und im Abgang pudrig, aber durch das Leder ist irgendwie immer ein Kern da. Obwohl sexy, ist dieser Duft auch gut für die Arbeit geeignet (sowie für den Abend und überhaupt immer). Er riecht edel und besonders. Ich würd sagen, für Frauen ab 25-30, die wissen was sie wollen und die Zügel gern in der Hand halten. Er gibt ein Gefühl von "ich fühl mich sexy und bekomme, was ich will (den Job, die Gehaltserhöhung, den Kerl dahinten, ...)".
Die Haltbarkeit würde ich als gut bezeichnen. Einen Arbeitstag übersteht der Duft. Der Duft stand nicht im Raum (ok, eine Frage der Dosierung), aber ich habe ihn immer wieder an mir wahrgenommen (Luftzug, Bewegung) und immer lockte er mir ein Grinsen auf die Lippen. Ein Duft fürs Selbstbewusstsein. Ein heißer Anwärter als mein Signaturduft - außer vielleicht für den Hochsommer.
Ach ja, und den Flakon finde ich auch sehr gelungen. Ich finde, er passt zum Duft. Minimalistisch, edel, weiblich - aber nicht lieb. Ein Duft, mit dem ich mich identifizieren kann.
6 Antworten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Pradia

6 Rezensionen
Pradia
Pradia
Top Rezension 15  
Die Ausnahme
Es hat ja jeder so seine Duftnoten, die er einfach „nicht abkann“, die einem den schönsten Duft verleiden können und schon beim Studium der Duftpyramide eines verheißungsvollen Testkandidaten zur Vorsicht wappnen und den Enthusiasmus merklich schwinden lassen.
Für mich ist Maiglöckchen ein solches rotes Tuch, sobald es eine gewisse Intensität überschreitet. Diese Abneigung ist so stark, dass ich noch nicht mal eines längeren Parfumostudiums bedurfte, um diese zu identifizieren, Maiglöckchen und ich – nö.

Kelly Caleche habe ich gleich zum Beginn meiner Parfumozeit unter die Nase bekommen. Ich weiß nicht mehr, ob ich die Probe bewusst erstanden oder als Beigabe erhalten habe, ich weiß aber noch genau, dass nach dem ersten Test für mich sofort feststand, dass dieser Duft definitiv nichts für mich ist. Maiglöckchen-Overkill, da konnte die Rose danach so schön sein wie sie wollte – einfach nö.

Damit könnte der Kommentar jetzt zu Ende sein, ist er aber nicht.

Denn die Probe landete natürlich nicht im Müll, sondern in der - wohl in jedem Parfumohaushalt zu findenden – Probenkiste. Sammelort für alles, was einem an Proben und Abfüllungen so ins Haus kommt und auf wenig bis gar keine Begeisterung oder zumindest Indifferenz stößt. In reichlich unregelmäßigen Abständen packt es mich dann, die Kiste wird einmal „durchgeramscht“ und ich gebe einigen Düften eine zweite Chance. Obwohl, da es den Düften wohl ziemlich egal ist, ob ich sie gut finde oder nicht, gebe ich in dem Fall wohl eher mir eine zweite Chance.

So geriet mir auch Kelly nach längerer Zeit mal wieder unter die Nase, aber mit dem gleichen Ergebnis – geht gar nicht - nö bleibt nö.

Vor einiger Zeit nun habe ich meinen Testfokus auf Leder gelegt. Dass knarziges Sattelleder frisch vom Gerber nicht mein Ding ist, wird und muss sich auch nicht ändern, aber ein Wildlederschätzchen zu finden, wäre doch schön. Und so erschien beim Durchforsten der Parfumoseiten nach dem Best-of-best-of-Wildleder zwangsläufig auch Kelly Caleche wieder auf dem Radar. („Hatte ich da nicht noch eine Probe? Das war doch das Zeug, das gar nicht ging. Andererseits, wenn die noch da ist, was solls.... „) In der Tat, die Probe war noch da. Und in der Tat, es gibt eben immer mal eine Ausnahme von der Regel.
Denn diesmal – nein, fand ich den Duft nicht sofort supertoll, nein, diesmal fand ich die Kopfnote gar nicht so unerträglich. Eigentlich eher interessant. Durchaus interessant. Und vor allem ja doch recht kurz und ab der Herznote entwickelte sich diese tolle Rose. Frisch, aber nicht kalt. Ein wirklich warmer Rosenduft, der dennoch ohne Oud oder Vanille daherkommt, keine Patchoulikeule schwingt und kein bisschen (zu) reinlich wirkt.

War jetzt die Probe gekippt? Oder meine Nase?
Hier musste definitiv eine Abfüllung her. Murphy`s Gesetz zum Trotz („Es sind nie die Düfte im Souk erhältlich, die man doch gerade jetzt dringend testen MUSS“), habe ich von einer netten Parfuma auf Anfrage eine Abfüllung erhalten (vielen Dank noch mal an dieser Stelle!).
Und der darauf folgende intensive Test ergab, dass zum einen die Probe tatsächlich an Spritzigkeit eingebüßt hatte aber dass sich zum anderen wohl auch meine Nase durchaus mit Maiglöckchen arrangieren kann. Genau genommen, verloren die Maiglöckchen mit jedem weiteren Test an Dominanz, inzwischen nehme ich die Kopfnote ganz anders wahr. Hier also "die Wahrheit" über Kelly Caleche:

Der Duft startet cyphrig-bitter, in dem Sinne sehr erwachsen und für einen kurzen Moment auch recht intensiv. Der leicht bittere Grundton (dürfte die Grapefruit sein) ist deutlich wahrnehmbar, jedoch als angenehmer Kick, ein „Hinriecher“, sozusagen. Auf mich wirkt diese bittere Note – sei es nun Grapefruit oder nicht – auch hier schon wildledrig.

Relativ schnell blendet die Intensität der Kopfnote auch wieder aus und geht als (ledrig empfundener) Grundton in die Herznote über. Hier dominiert für meine Nase eindeutig die Rose, wie schon erwähnt, frisch, unseifig und kein bisschen zickig-unterkühlt, wie frische Rose für mich auch oft sein kann. Ich nehme an, dass die in der Duftpyramide erwähnten Tuberose und Mimose für die Hintergrundwärme sorgen, die mich an dem Duft so besonders fasziniert. Direkt herausriechen kann ich diese beiden jedoch nicht.

Ein direkter Übergang zur Basis findet nicht statt, die Rose blendet sich so nach und nach aus und überlässt dem Wildleder den Vorrang. Iris kann ich in der Basis nicht erkennen, jedenfalls keine Iris der üblichen frischen oder gar möhrigen Art. Ich empfinde die Basis als Wildleder pur im schönsten Sinne und als sehr langanhaltend.

Die Sillage dürfte – abhängig von der Sprühmenge – im eher mittleren Bereich liegen. Für mein Empfinden ist Kelly ein Duft, den man für sich selbst und seine Nächsten trägt, kein Partyknaller. Ein Duft, der einen in eine warme wohlriechende Aura hüllt, jedoch keinen Schleier über vier Etagen hinterlässt. Aufgefallen ist mir, dass auf meiner Haut das Wildleder stärker hervortritt, auf Kleidung dagegen die Rose.

Die Haltbarkeit ist mit ca. 4 h bis Basis-Grundton für ein EdT sehr ordentlich, man kann den Duft an sich selbst lange wahrnehmen und langsam ausklingen lassen oder auch problemlos nachsprühen, ohne dass es zu unerwünschten „Doppelungseffekten“ kommt.

Kelly Caleche ist mit Sicherheit ein Duft, der in Erinnerung bleibt, sich definitiv vom aktuellen süß-oudig-essbaren Duftschema abhebt und durchaus das Zeug zum Signaturduft hat.

Geeignet und tragbar ist Kelly meiner Meinung nach für alle Gelegenheiten und auch jahreszeitenübergreifend. Ob auch im Hochsommer, werde ich noch herausfinden.
Denn Kelly Caleche ist inzwischen als Flakon bei mir eingezogen. Das war ich ihr schuldig ;)
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

17 kurze Meinungen zum Parfum
SchalkerinSchalkerin vor 2 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Bittere Grapefruit spendet Schatten,
für den Garten voller Blumen.
Die Dame mit ihrer Kelly Bag aus feinem Leder
steht da und geniesst.
45 Antworten
MelodyMelody vor 3 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Anno 1885: der Duft ihres zarten Lederhandschuhs und des Blumenbouquets an ihrem Rüschenkragen streifen seine Nase, als er ihre Hand küsst.
7 Antworten
GrenouillaGrenouilla vor 8 Jahren
Eigenwilliger Charakter-Duft auf hohem Niveau. Für unabhängige Frauen, die nicht von Jedem geliebt werden müssen. Einfach toll!
1 Antwort
SinaWSinaW vor 3 Jahren
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Für mich, ein ganz besonderer Duft. Zitrisch/herb, ledrig, warm, rosig, pudrig/seifig..cremig.
Sehr erwachesener Duft. Oh wow!
2 Antworten
SeeroseSeerose vor 8 Jahren
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Typischer Elléna-Duft, würzig, aquatisch, grün, etwas ledrig, aber nicht zu stark, guter Duft. Die Blüten leicht, hell, sanft duftend.
0 Antworten
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StellaMarisStellaMaris vor 12 Jahren
Damen-Parfum
Kelly Calèche
StellaMaris:was ihr von EdP haltet und inwieweit es sich vom EdT unterscheidet. Hab den heute auf die Schnelle leider nirgends entdecken können und leider gibt...

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