Versace Man 2003 Eau de Toilette

Schallhoerer
30.11.2021 - 14:51 Uhr
9
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Die Guten gehen immer zu früh

Viele Düfte gehen einfach zu früh von uns. Der Gucci Pour Homme 2 wurde uns zum Beispiel viel zu früh genommen. Dann trauert die Gemeinde auch immer noch über das viel zu frühe Ableben vom Dior Fahrenheit Absolute. Und dann gibt es Düfte die uns genommen werden, bei denen es die meisten gar nicht mitbekommen haben das sie weg sind.

Der Versace Man ist so einer dieser Kandidaten. 2003 erstmals erschienen und dann ungefähr 15 Jahre später eingestellt. Hat die Parfümwelt hier aber wirklich einen schweren Verlust erlitten? Wir finden es zusammen raus.

Versace ist bei mir vor allem durch mainstreamige und oftmals auch relativ preiswerte Düfte bekannt geworden. Der Dylan Blue fällt mir da ein. Oder ein Versace Eros. Das diese Marke aber auch ein Händchen für ausgefallene Duft hat, zeigte man spätestens mit dem "The Dreamer".
Der Versace Man ist eine dieser großartigen Ausnahmen. Wir haben hier einen orientalischen Tabakduft, der in seiner Komposition eindeutig eher dem Nischenbereich zugeordnet werden müsste. Der Duft startet mit einer schön spritzigen und frischen Bergamotte und einer guten Portion an schwarzem Pfeffer. Der Pfeffer verleiht der Bergamotte neben dem zitrischen Aspekten auch eine gewisse Schärfe und Profil. Im Herzen kommt dann der orientalische Einschlag eindeutig zum Vorschein. Mit Kardamom, der hier ebenfalls wieder eine grundlegende Würze mit einbringt haben wir vor allem den Safran, der den Versace Man in eine deutlich orientalische Richtung schiebt. Ich bekomme zusätzlich ab der Mitte des Duftes eine Assoziationen zu Traubensaft, der sich wunderbar mit den würzigen Aspekten des Duftes verbindet. Interessant ist übrigens, dass der Versace Oud Noir (der oft im Atemzug mit Tom Fords Oud Wood genannt wird) sich eindeutig an der Grund DNA des Versace Man bedient. Wenn man beide Düfte nebeneinander riecht, merkt man relativ schnell die Ähnlichkeiten. In beiden Düften ist der Safran in Kombination mit dem Kardamom taktangebend. Während der Oud Noir aber viele Jahre später (2013 um genau zu sein) einen leicht anderen Weg in eine holzigere und oud-inspirierte Richtung geht, haben wir beim Versace Man im Drydown einen erstklassigen Tabakduft. Der Tabak wird hier von minimal rauchigem Labdanum unterstützt. Der Versace Man driftet trotz des Ambers in der Basis nie in eine zu süße oder gefällige Richtung ab. Während viele aktuelle Tabakdüfte die Tendenz zu immer mehr Süße und einem Gefühl von Weihnachtsmarkt gehen, bleibt der Versace Man absolut stilsicher und erinnert eher an eine ältere Lounge, wo man in bequemen Sesseln zu gutem Jazz lauscht und den Tag ruhig ausklingen lässt.

Einen Duft wie den Versace Man hätte ich von einem Haus wie Versace nicht erwartet. Dafür riecht dieser einfach zu erwachsen, fast schon zu nischig und definitiv teurer als man vermuten würde.

Die Haltbarkeit ist mir circa. 7h auf einem soliden Niveau für einen "Designer Duft".

Mit der Verfügbarkeit sieht das leider anders aus. Die einzige Quelle für Flakons sind entweder Gruppen in sozialen Netzwerken, wo Düfte getauscht oder verkauft werden, oder der Umweg über Ebay, wo die Flakons mittlerweile für um die 100€ weggehen. Angesichts der Qualität des Duftes und seines eher außergewöhnlichem Duftprofil würde ich diesen Preis aber immer noch als gerechtfertigt bezeichnen.

Ich würde die am Anfang gestellte Frage daher mit einem klarem JA beantworten. Mit dem Versace Man wurde uns tatsächlich ein ausgezeichneter Duft genommen, der so in dieser Art und Weise von Versace wohl nicht mehr zu erwarten ist.
3 Antworten