Zibeline 1927

Version von 1927
SebastianM
12.11.2023 - 12:23 Uhr
14
Top Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Dämmerungsaktiv

Zibeline wurde seit seinem Erscheinen oft reformuliert. Ich weiß nicht, von wann die Inkarnation stammt, die ich von Symphorosa76 geschenkt bekommen habe. Es handelt sich um eine sehr dunkle Flüssigkeit in einem Flakon mit Glasstopfen. Es kann sein, dass dieser Flakon aus den 40er oder 50er Jahren stammt, denn er sieht genau so aus und hat dieselbe Typographie wie der Originalflakon, der auf Parfumo für das 1945 erschienene Antilope Parfum abgebildet ist. Die jüngste Variante stammt anscheinend aus dem Jahre 2010, als die drei Parfums Rêve, Secret und Zibeline überarbeitet und in einer Kollektion namens "Les Merveilles de Weil" zusammengefasst wurden, um das 100-jährige Bestehen der Marke zu feiern. Diese neue Version scheint aber bereits ein ganz anderes Parfüm zu sein, bei dem laut Hersteller nur "die Grundstruktur" erhalten wurde, was immer damit gemeint sein mag.

Mein Zibeline beginnt stark animalisch, das gibt sich aber bald, danach sind Moschus und Zibet angenehm untergründig präsent. Ich rieche in der Kopfnote keine ausgeprägte Zitrik, nur eine kurze Ahnung davon - vielleicht ist meine Probe so alt, dass die Kopfnote nicht mehr ganz da ist. Auch Kräuter kommen auf meiner Haut kaum zur Geltung, auf meiner Kleidung jedoch schon, da riecht es deutlich kräutrig. (Estragon mag sein, Koriander finde ich nicht.) Außerdem rieche ich lauter Dinge, die bei Parfumo gar nicht in der Pyramide aufgeführt sind, zum Beispiel etwas Fruchtiges am Anfang (kommt das durch die Aldehyde?), danach hätte ich eher auf Orangenblüte als auf Jasmin getippt, und ein paar Gewürze sind auch dabei, aber ohne dass hier eine typisch florientalische Würzigkeit entstünde. Im Vordergrund stehen die blumigen und balsamischen Elemente. Tonka, Ylang und Sandelholz ergeben eine schmelzend-weiche Basis. Ich meine, dass es auch nach Opoponax duftet (vielleicht nur deswegen, weil ich den kürzlich pur unter der Nase hatte) und es kommt noch trockenes Holz hinzu. Bevor der Duft verschwindet, nehme ich eine leicht medizinisch wirkende, helle Note war. Alles ist dicht verwoben, nichts ist scharf konturiert, sondern ist in der Art sehr alter Düfte verwischt und weichgezeichnet, und zwar hier ohne viel Puder. Vollkommene klassische, französische Parfümerie.

Als Farbe wäre Zibeline für mich schwarz-braun, eben wie das Zobelfell. Es ist ein weiches, unbeschreiblich wohlriechendes Parfüm, von dem ich gar nicht genug haben kann. Es duftet wunderbar auf Kleidung, und fühlt sich dabei selbst wie ein warmer Pelzmantel an, der mich umhüllt. Rieche ich diesen Duft, gibt er mir gleichzeitig Energie und Ruhe.
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