18.02.2024 - 05:14 Uhr
SebastianM
46 Rezensionen
SebastianM
Top Rezension
10
Kontemplatives aus Fujian
Dies ist der erste einer Reihe von drei Teedüften, die Marc-Antoine Corticchiato für die neue Sepia-Kollektion von Olfactive Studios entwickelt. Auf Smoky Soul bin ich durch Augustos schöne Rezension neugierig geworden und bin jetzt sehr gespannt auf die nächsten beiden Parfüms der Reihe. Corticchiato ist einer meiner Lieblingsparfumeure. Er findet hier stilsicher zu einer Ausdrucksform, die völlig anders ist - weniger dicht, weniger strukturiert - als in den Parfüms seiner eigenen Marke Parfum d'Empire.
Bei Smoky Soul handelt es sich um einen eleganten, fruchtig-würzig-blumigen und luftigen Teeduft. Rauch gibt es nur am Anfang. Ich finde ihn deutlich, aber keineswegs erschreckend, dann zurückhaltend. Meine Nachbarin so: boah ist der rauchig, krass! Das kommt vom javanischen Vetiver. Zusammen mit der CO2-Extraktion des schwarzen Tees wird einem eine Tasse Lapsang Souchong serviert. Die Schwarzteenote ist ähnlich der in Russian Tea von Masque Milano, also wirklich überzeugend, nur gehört Smoky Soul zu einer völlig anderen Duftrichtung. Den von Augusto beschriebenen kampherartigen Eindruck habe ich auch. Den Osmanthus finde ich nicht ledrig, sondern süß, fruchtig und vielschichtig, die Rose wunderzart, den Pfeffer warm, nicht scharf. Der Algenextrakt ist anscheinend eine Lieblingszutat von Corticchiato. (Deutlich riecht man ihn z. B. in Acqua di Scandola.) Er bewirkt eine belebende Luftigkeit und eine sehr dezente Wässrigkeit. Sein Einsatz hier erinnert mich an die virtuose Handhabung von Calone beispielsweise durch Edmond Roudnitska (Ocean Rain!) oder Patricia de Nicolaï (Riviera Verbena), nur eben mit natürlichen Stoffen.
Trotz seiner Zartheit ist der Duft nicht sanft, sondern in den ersten Stunden sogar steinig. Abgesehen davon, dass der Rauch schwächer, die süße Aprikose stärker und der ganze Duft weicher wird, ändert sich nicht viel. Das empfinde ich nicht als Mangel, denn wenn ein Duft in sich stimmig ist, vermisse ich eine Entwicklung nicht unbedingt. Smoky Soul hat gerade eben noch genug Komplexität, um interessant für mich zu sein, aber nicht mehr. Zusammengefasst: eine in Kontemplation verbrachte Teestunde mit Rauch an einem hellen Tag.
Zu dieser Stimmung passt die angenehm geringe Abstrahlung, nachdem sich alles eingeschwungen hat. Man kann Smoky Soul, obwohl es in Extrait-Konzentration mit 22% Parfümölanteil vorliegt, ruhig hoch dosieren. Ich nehme ihn bei 4 - 5 Sprühern gut 5 Stunden wahr, dann noch eine Weile dicht an der Haut.
Die Präsentation wirkt ausgesprochen hochwertig: Der Flakon erinnert an eine in geprägtes und genähtes Leder eingeschlagene analoge Kamera. Die Farben, die Typographie, die Gestaltung der Verschlusskappe mit leicht erhabenem, semi-transparentem Auslöser, alles erscheint durchdacht. Und es gibt eine Refill-Version ohne diese Ausstattung, die ca. 15% günstiger ist.
Nichts für Leute mit Osmanthose. Aber ich bin sehr angetan.
Bei Smoky Soul handelt es sich um einen eleganten, fruchtig-würzig-blumigen und luftigen Teeduft. Rauch gibt es nur am Anfang. Ich finde ihn deutlich, aber keineswegs erschreckend, dann zurückhaltend. Meine Nachbarin so: boah ist der rauchig, krass! Das kommt vom javanischen Vetiver. Zusammen mit der CO2-Extraktion des schwarzen Tees wird einem eine Tasse Lapsang Souchong serviert. Die Schwarzteenote ist ähnlich der in Russian Tea von Masque Milano, also wirklich überzeugend, nur gehört Smoky Soul zu einer völlig anderen Duftrichtung. Den von Augusto beschriebenen kampherartigen Eindruck habe ich auch. Den Osmanthus finde ich nicht ledrig, sondern süß, fruchtig und vielschichtig, die Rose wunderzart, den Pfeffer warm, nicht scharf. Der Algenextrakt ist anscheinend eine Lieblingszutat von Corticchiato. (Deutlich riecht man ihn z. B. in Acqua di Scandola.) Er bewirkt eine belebende Luftigkeit und eine sehr dezente Wässrigkeit. Sein Einsatz hier erinnert mich an die virtuose Handhabung von Calone beispielsweise durch Edmond Roudnitska (Ocean Rain!) oder Patricia de Nicolaï (Riviera Verbena), nur eben mit natürlichen Stoffen.
Trotz seiner Zartheit ist der Duft nicht sanft, sondern in den ersten Stunden sogar steinig. Abgesehen davon, dass der Rauch schwächer, die süße Aprikose stärker und der ganze Duft weicher wird, ändert sich nicht viel. Das empfinde ich nicht als Mangel, denn wenn ein Duft in sich stimmig ist, vermisse ich eine Entwicklung nicht unbedingt. Smoky Soul hat gerade eben noch genug Komplexität, um interessant für mich zu sein, aber nicht mehr. Zusammengefasst: eine in Kontemplation verbrachte Teestunde mit Rauch an einem hellen Tag.
Zu dieser Stimmung passt die angenehm geringe Abstrahlung, nachdem sich alles eingeschwungen hat. Man kann Smoky Soul, obwohl es in Extrait-Konzentration mit 22% Parfümölanteil vorliegt, ruhig hoch dosieren. Ich nehme ihn bei 4 - 5 Sprühern gut 5 Stunden wahr, dann noch eine Weile dicht an der Haut.
Die Präsentation wirkt ausgesprochen hochwertig: Der Flakon erinnert an eine in geprägtes und genähtes Leder eingeschlagene analoge Kamera. Die Farben, die Typographie, die Gestaltung der Verschlusskappe mit leicht erhabenem, semi-transparentem Auslöser, alles erscheint durchdacht. Und es gibt eine Refill-Version ohne diese Ausstattung, die ca. 15% günstiger ist.
Nichts für Leute mit Osmanthose. Aber ich bin sehr angetan.
7 Antworten