14.03.2015 - 10:29 Uhr

Yatagan
410 Rezensionen

Yatagan
Top Rezension
56
Zimmer mit Aussicht
Unkommentierte Düfte No. 58
Du stehst an einem Fenster mit Aussicht, dein Blick schweift in die Ferne. Im Hintergrund siehst Du die bewaldeten Hügel von Kyoto, Japans alter Kaiserstadt. Du hast dich schon lange innerlich auf diese Reise vorbereitet. Du kennst japanische Kultur, japanische Kunst, liebst japanischen Tee, Reiswein und weißt, dass japanische Küche nicht nur aus Sushi und Sashimi besteht.
Und doch bleibst Du in diesem faszinierenden Land ein Fremder, ein Gaijin (ein "Mensch von draußen"), der sich bemüht, alles zu erfassen und doch nicht wirklich versteht. Die Distanz vom Fenster zu den grünen Hügeln bleibt bewahrt, so als könntest Du dein Zimmer nicht verlassen und herüber laufen, so nah das alles zu sein scheint. Du bleibst im Kopf in Europa, so sehr Du mit dem Herzen in Japan bist.
So ging es mir vor vielen Jahren auf einer zweimonatigen Reise durch das Land der aufgehenden Sonne.
So mag es uns Europäern gehen, wenn wir Düfte kreieren, die eine japanische Anmutung haben sollen und doch europäisch bleiben. So ging es Olfactive Studio wohl auch mit ihrem neuesten Duft: Panorama.
Ist das schlecht?
Eigentlich nicht, denn auch der Blick aus der Distanz kann schön sein und kann gut sein, denn er eröffnet die Möglichkeit des objetikveren Schauens; Du bleibst nicht gefangen in der Innensicht.
Ganz offensichtlich stand hinter Panorama die Absicht, einen asiatisch-japanischen Duft zu (er)finden, denn eigenwillige Komponenten wie Wasabi (der extrem scharfe, grüne Meerettich aus Japan, den hier viele als Sushi-Beigabe oder Würze auf japanischen Kabbereien kennen) ist so typisch japanisch, dass er aus der Küche des Landes nicht wegzudenken ist und überdies in anderen asiatischen Küchen nicht auftaucht.
Japanische Küche unterscheidet sich so sehr von chinesischer oder thailändischer wie die deutsche von der italienischen oder spanischen.
Doch ist hier Wasabi zu riechen? Für mich ist er zunächst nicht erkennbar, obwohl er doch unter den Inhaltsstoffen gleich zu Anfang genannt wird und eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal für diesen Duft sein könnte. Tatsächlich gibt es Düfte, die erkennbar Wasabi enthalten, so z.B. Wasabi Shiso von DSH-Perfumes, einer innovativen, wenngleich gelegentlich auch etwas chaotisch agierenden amerikanischen Nischenmarke. Hier dagegen stellt sich erst mit der Zeit eine dezente Note in der Basis ein.
Panorama ist mir zu fruchtig, lieblich, weich, um wirklich einen scharfen Wasabi-Eindruck zu hinterlassen. Wenn er wirklich erkennbar sein sollte (und da bin ich auf die Eindrücke meiner Nachkommentatoren gespannt), dann ist er dezent, im Hintergrund, etwas blass, erst im Drydown vorhanden.
Viel eher kann ich hier das Feigenblatt erkennen, vielleicht auch das Bambusblatt, das mir gelegentlich in Düften begegnet ist. Aber auch andere Komponenten dieses Duftes verstecken sich hier hinter einer grün-wässrigen, ein wenig nach Grüntee duftenden Fruchtigkeit, die dennoch sehr angenehm ist, wenn auch wenig spektakulär.
Wo etwa ist das von mir geliebte Tannenbalsam, wo Patchouli (vielleicht in der Grundierung in der Basis spürbar), wo Labdanum und wo Galbanum? Harzigkeit, Schwere, Schwüle gehen dem Duft eher ab. Geschnittenes Gras dagegen, wo auch immer dieser Geruch herrühren mag, scheint hinter der o.g. freundlichen grünen Fruchtigkeit deutlich erkennbar.
Ein Duft zum Immertragen, der gefallen möchte, weniger exotisch ist als die Inhaltsstoffe glauben machen wollen und mir sympathisch ist, auch wenn ich ihn sicherlich nicht kaufen würde. Mit meiner großen Abfüllung bin ich erst einmal gut versorgt. Missen wollte ich sie allerdings derzeit nicht.
Einen herzlichen Dank an Cinemoenti, der mit seinem Sharing wieder einmal dafür gesorgt hat, dass dieser Duft so schnell in unserem Forum verfügbar war.
Ich schließe das Fenster, habe die Aussicht genossen und reise zurück nach Europa: mit schönen Erinnerungen an meine Zeit in Japan im Geiste.
Du stehst an einem Fenster mit Aussicht, dein Blick schweift in die Ferne. Im Hintergrund siehst Du die bewaldeten Hügel von Kyoto, Japans alter Kaiserstadt. Du hast dich schon lange innerlich auf diese Reise vorbereitet. Du kennst japanische Kultur, japanische Kunst, liebst japanischen Tee, Reiswein und weißt, dass japanische Küche nicht nur aus Sushi und Sashimi besteht.
Und doch bleibst Du in diesem faszinierenden Land ein Fremder, ein Gaijin (ein "Mensch von draußen"), der sich bemüht, alles zu erfassen und doch nicht wirklich versteht. Die Distanz vom Fenster zu den grünen Hügeln bleibt bewahrt, so als könntest Du dein Zimmer nicht verlassen und herüber laufen, so nah das alles zu sein scheint. Du bleibst im Kopf in Europa, so sehr Du mit dem Herzen in Japan bist.
So ging es mir vor vielen Jahren auf einer zweimonatigen Reise durch das Land der aufgehenden Sonne.
So mag es uns Europäern gehen, wenn wir Düfte kreieren, die eine japanische Anmutung haben sollen und doch europäisch bleiben. So ging es Olfactive Studio wohl auch mit ihrem neuesten Duft: Panorama.
Ist das schlecht?
Eigentlich nicht, denn auch der Blick aus der Distanz kann schön sein und kann gut sein, denn er eröffnet die Möglichkeit des objetikveren Schauens; Du bleibst nicht gefangen in der Innensicht.
Ganz offensichtlich stand hinter Panorama die Absicht, einen asiatisch-japanischen Duft zu (er)finden, denn eigenwillige Komponenten wie Wasabi (der extrem scharfe, grüne Meerettich aus Japan, den hier viele als Sushi-Beigabe oder Würze auf japanischen Kabbereien kennen) ist so typisch japanisch, dass er aus der Küche des Landes nicht wegzudenken ist und überdies in anderen asiatischen Küchen nicht auftaucht.
Japanische Küche unterscheidet sich so sehr von chinesischer oder thailändischer wie die deutsche von der italienischen oder spanischen.
Doch ist hier Wasabi zu riechen? Für mich ist er zunächst nicht erkennbar, obwohl er doch unter den Inhaltsstoffen gleich zu Anfang genannt wird und eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal für diesen Duft sein könnte. Tatsächlich gibt es Düfte, die erkennbar Wasabi enthalten, so z.B. Wasabi Shiso von DSH-Perfumes, einer innovativen, wenngleich gelegentlich auch etwas chaotisch agierenden amerikanischen Nischenmarke. Hier dagegen stellt sich erst mit der Zeit eine dezente Note in der Basis ein.
Panorama ist mir zu fruchtig, lieblich, weich, um wirklich einen scharfen Wasabi-Eindruck zu hinterlassen. Wenn er wirklich erkennbar sein sollte (und da bin ich auf die Eindrücke meiner Nachkommentatoren gespannt), dann ist er dezent, im Hintergrund, etwas blass, erst im Drydown vorhanden.
Viel eher kann ich hier das Feigenblatt erkennen, vielleicht auch das Bambusblatt, das mir gelegentlich in Düften begegnet ist. Aber auch andere Komponenten dieses Duftes verstecken sich hier hinter einer grün-wässrigen, ein wenig nach Grüntee duftenden Fruchtigkeit, die dennoch sehr angenehm ist, wenn auch wenig spektakulär.
Wo etwa ist das von mir geliebte Tannenbalsam, wo Patchouli (vielleicht in der Grundierung in der Basis spürbar), wo Labdanum und wo Galbanum? Harzigkeit, Schwere, Schwüle gehen dem Duft eher ab. Geschnittenes Gras dagegen, wo auch immer dieser Geruch herrühren mag, scheint hinter der o.g. freundlichen grünen Fruchtigkeit deutlich erkennbar.
Ein Duft zum Immertragen, der gefallen möchte, weniger exotisch ist als die Inhaltsstoffe glauben machen wollen und mir sympathisch ist, auch wenn ich ihn sicherlich nicht kaufen würde. Mit meiner großen Abfüllung bin ich erst einmal gut versorgt. Missen wollte ich sie allerdings derzeit nicht.
Einen herzlichen Dank an Cinemoenti, der mit seinem Sharing wieder einmal dafür gesorgt hat, dass dieser Duft so schnell in unserem Forum verfügbar war.
Ich schließe das Fenster, habe die Aussicht genossen und reise zurück nach Europa: mit schönen Erinnerungen an meine Zeit in Japan im Geiste.
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