Autoportrait 2011

Autoportrait von Olfactive Studio
Flakondesign Camille Toupet
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
7.5 / 10 318 Bewertungen
Ein Parfum von Olfactive Studio für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2011. Der Duft ist holzig-würzig. Es wird noch produziert.
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Holzig
Würzig
Harzig
Rauchig
Erdig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ElemiharzElemiharz BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
BenzoeBenzoe MoschusMoschus WeihrauchWeihrauch
Basisnote Basisnote
ZederZeder VetiverVetiver EichenmoosEichenmoos

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.5318 Bewertungen
Haltbarkeit
6.8242 Bewertungen
Sillage
6.0245 Bewertungen
Flakon
7.4220 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.447 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 21.01.2024.

Rezensionen

24 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Aava

50 Rezensionen
Aava
Aava
Top Rezension 36  
Therefore I am
Autoportrait ist Innenschau.
In mich selbst.
Mein Inneres,
meine Seele.

Nicht Selbstportrait, wie man es sich vorstellt, wenn ein Künstler sich selbst malt. Eher Auseinandersetzung mit dem eigenen Sein, mit allem Tief- und Abgründigen des eigenen Selbst. Mit der Schönheit hinter der Oberfläche.
I am! Ich bin! Ich bin ich selbst!

Dabei ist Auoportrait kein blumig süßer Kuschelduft, der ganz in rosa und auf vielen Wölkchen schwebend daher kommt. Auoportrait ist keine kitschbeladene Überhöhung des Selbst, sondern ein klarer und wirklichkeitsnaher Blick nach Innen. Vielleicht sogar ein einsamer Duft. Nur für mich selbst. Für meine ruhigen Momente. Für die lebensbejahende Stille. Die Nacht in wärmendem Licht. Vielleicht sogar bei Regen, mit einer Tasse heißem Tee und leiser Musik im Hintergrund. Vielleicht Tori Amos oder eine ruhige Jazznummer. Vielleicht die unglaubliche Ingrid Lukas oder ja, das Black Crow Cover von Diana Krall.

Autoportrait und das gesamte Dufterlebnis ist vollkommen eingebettet in eine warme und balsamisch weiche Harzigkeit. Leicht, hell, bernsteinfarben. Lieblich süß aber ebenso würzig zart und bodenständig. Der Auftakt riecht frisch, mit einer eher zurückhaltenden aber wunderschönen Bergamottenote, die dem Harz die Knarzigkeit nimmt und einem wunderbar würzigen, leicht pfeffrigen Gedanken Raum lässt.

Der Kopf ist klar, die Gedanken fließen, der Körper ist ruhig, die Emotionen sind greifbar. Zur Ruhe kommen. Nach dem Tag. Nach all den Menschen. Ich bin. Ich darf sein.

Die Herznote präsentiert sich lieblich süß, nicht klebrig-zäh, sondern balsamisch wärmend, pudrig weich und leicht holzig würzig. Sowohl die Benzoe- als auch die Weihrauchnote sind für mich hier eindeutig tonangebend. Benzoe in pudrig unsüßer Süße und Weihrauch in charakterstarker aber wohlwollender Holzigkeit.

Gelassenheit. Um mich und in mir ist Ruhe. Ein wenig Schwere. Ein bißchen Einsamkeit. Großes Glück und Neues. Aufbruch wird sein, Vergangenheit bleibt zurück, der Jetzt-Moment flüstert mir zu. Der Regen platscht an die Fensterscheibe.

In der Basis untrennbar miteinander verflochten sind Vetiver, Eichenmoos und Zeder. Leicht ätherisch, immer noch unsüß lieblich, holzig, allesamt geerdet. Rund. Hier lässt sich nichts auseinanderpflücken. Hier verbindet sich, was zusammen gehört. Ich bilde mir ein, die Verwandschaft zu Still life und Chambre noir zu erriechen. Ich hab Yuzu und ein wenig Sandelholz in der Nase.

In allen drei Düften von Olfactive Studio wird der besondere Moment gefeiert. Still Life - uneingeschränkt und unnachgiebig lebensbejahend. Der Moment, in dem das Leben selbst gefeiert wird. Chambre Noir, das nicht gelüftete Zimmer, in dem in der Nacht zuvor Worte und Körper hin und her geflossen sind. Der intime und geheime Moment der Zweisamkeit. Und Autoportrait?

Ich bin. Ganz. Geerdet.
Ich weiß um mich, um das was vor mir liegt. Glück und Trauer. Schmerz und Freude. Sinhaftigkeit und Unfassbares. Kraft und Schwäche. Mut und Mutlosigkeit. Liebe und Hass. All das bin ich, all das möchte ich sein. All das ist mein Selbst.

Therefore I am!

---

Für Nanu
18 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Chizza

332 Rezensionen
Chizza
Chizza
Top Rezension 26  
Was lange währt, wird endlich gut
Olfactive Studio ist eine dieser Marken, welche nie negativ auffällt, dafür aber auch selten herausragend wirkt. Trotzdem schätze ich diese Marke denn die Düfte sind immer solide bis gut und man erkennt die Qualität an. Ein Parfum hat mich allerdings dann doch für sich gewinnen können. Vorausgegangen war ein mehrere Monate andauerndes Testen; zu Beginn für mich mehr Raumduft und mit gut bewertet aber ohne den entscheidenden Impuls.
Retrospektiv betrachtet hatten sicherlich die zahlreichen, lauten Tests zu dieser Zeit damit zu tun, denn so ging dieser feingliedrige Zedernduft schlicht unter. Zwei Tagestests später in mittlerweile ruhigeren Zeiten was das ausgiebige Testen angeht (raus aus dem Corona- und Arbeitstief) und ich war überzeugt. Für mich besitzt Autoportrait eine ähnliche Aura wie Royal Oud nur etwas lockerer. Royal Oud trage ich zum Anzug gerne (ok, mache ich auch mit Beaufort so, geht aber mehr um die Veranschaulichung), was auch mit Autoportrait geht. Zum einfachen Polo mit Chinos und Chucks auf der Arbeit, wenn kein Kundentermin ansteht, würde ich vermutlich eher zu Autoportrait greifen, da er vielseitiger wirkt und nicht diesen extrem erhabenen Flair wie beispielsweise Royal Oud in sich trägt.
Neben meinem bekannten Lederfaible reizt mich auch häufig die Zeder. Sie wirkt erfrischend auf eine gehobene Art und Weise. Royal Oud war hier vermutlich mein erster Nischenduft, der mir diese Duftrichtung aufzeigte. Lange kam dann nichts bis ich mich für Cedro di Taormina begeistern konnte und nun eben für Autoportrait.
Doch wie duftet Autoportrait eigentlich? Und was sagt das Selbstbildnis über einen bei Gefallen aus? Tatsächlich ist die Zeder für mich dominierend. Das wird einem jedoch nicht direkt bewusst, da die frische Bergamotte und das würzige Elemiharz eine Art Schleier über die Zeder legen und man sich an dieser Kombination erfreut und das Hintergründige, was Elemiharz und Bergamotte zusammenhält, lobt, ohne sich darüber näher Gedanken zu machen.
So geht es dann auch weiter, denn ein zarter Weihrauch, welcher nicht auf Räuchern oder Kirchenbesuch aus ist, umspielt die Zeder. Plötzlich wird es wärmer und leicht süßlich; das Benzoe tritt hervor. Hier droht der Duft einen aus seinem Bann zu entlassen, diese Phase ist nämlich mitunter inkonstant und kippt für Sekunden zu sehr Richtung Benzoe. Gen Ende geht die Rechnung aber auf, alles gut.
Erst jetzt kommen wir zur reinen Zeder mit fast stiller Entourage und da die Zeder für mich eine entspannende Duftnote ist, habe ich aufgrund der vorherigen Phasen Autoportrait immer als eine Art Wohlfühlduft im Sinne eines Raumduftes gesehen. Autoportrait ist nicht laut oder auffällig sondern besitzt Stil, ist raffiniert ausgestaltet und benötigt Zeit. Gewissermaßen entschleunigt er und das gefällt mir, erschwert natürlich aber auch so den Zugang zum Parfum.
Ich empfinde solche Düfte als gelungene Abwechslung denn es muss nicht immer ein Überfallkommando aus dem Hause Beaufort sein. Manchmal darf es sachte zugehen. Und ist nicht das eine Art Selbstbildnis? Die Erkenntnis dass einem Vielseitigkeit gut tut? Dass man sich nicht nur auf gewisse Duftrichtungen eingrenzen sollte ergo nicht engstirnig agieren sollte?
Was man vermutlich auch allgemeiner und abstrakter auf alles beziehen kann und ich durch mein finales Gefallen an der besprochenen Duftkreation bejahen möchte.
17 Antworten
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Mefunx

13 Rezensionen
Mefunx
Mefunx
Top Rezension 20  
Ein Duft am Abgrund
Man könnte "Autoportrait" als ziemlich harmlosen Duft beschreiben, oder als alltagstauglich, als einen Duft, bei dem man nichts wagen muss. Dennoch trage ich ihn mit einer gewissen Spannung.

Man könnte von "Autoportrait" auch sagen, dass er nicht sonderlich originell ist, weder der einzige noch der erste seiner Art ist, dennoch bewerte ich ihn hoch und zähle ihn zu meinen Lieblingen.

Manche Düfte empfinde ich als „robust“. Dabei denke ich nicht notwendigerweise an den Grad Ihrer Komplexität oder an das Maß ihrer kompositorischen Raffinesse. Ich meine damit meinen Geschmack, und wie nah am Rand meines Geschmacksspektrums sich ein Parfum befindet. Bei manchen Düften kann ich mir vorstellen, dass, würde die Parfümeurin oder der Parfümeur an einem Rad drehen und die eine oder andere Komponente anders gewichten, ich diese Düfte trotzdem noch gerne tragen würde – diese Düfte befinden sich gewissermaßen in einer subjektiven Safe Zone, tief in jenem Bereich angesiedelt, der mich anspricht.

Und dann gibt es Düfte wie "Autoportrait", die gerade noch in diesem Kreis stehen, schon in den Abgrund blicken. Würde "Autoportrait" nur einen Tick anders sein als er ist, würde ich ihn nicht mögen, wahrscheinlich sogar ablehnen.

"Autoportrait" steht auf tönernen Füßen.

Grund dafür ist ein Dreiklang von asphaltgrauer (Iso-)Zeder + hellem Vetiver (Vetiverylacetat) + pfeffrig-dillkrautigem Harz (Elemi o. Ä.), den dieser Duft mit einigen anderen teilt: mit jenen im näheren Verwandtenkreis – der hier zu Genüge bereits beschrieben wurde – aber auch mit entfernter stehenden Zeitgenossen wie "Terre d'Hermès" und weiteren Ellenas ("Eau de Pamplemousse Rose"). In "Autoportrait" nehme ich diesen Akkord anfangs deutlich wahr, er tritt dann aber bald in eine allgemeine Cremigkeit zurück, mit der ich gut leben kann. Das ist eine neue Erfahrung für mich und ich schätze "Autoportrait" sehr dafür.

"Autoportrait" erfahre ich also als holzig und cremig, die Bergamotte bringt eingangs Frische, die dann durch die zitrischen Aspekte der Harze aufgegriffen und bis zum Ende weitergetragen wird. Hartes Holz und aromatische Harze: darum kreist dieser Duft. Die Harze wirken leicht terpentinartig, fast fruchtig, dann wiederum rauchig. Und der Weihrauch ist es auch, der sich mit dem Moschus zu diesem zart cremigen Wölkchen verbindet, das ich als Textur sehr reizvoll finde. Das Fundament für dieses Gerüst: Vetiver. Ausgekleidet wird der Duft dann noch durch Pfeffer und eine dillartige Krautigkeit, beides Facetten von Elemi. Immerhin und glücklicherweise: das Dillkraut kommt hintergründiger als in "Carbone" und der Rauch lässt mich nicht an Fleisch denken. Auch darum ist er für mich der feinste seiner Art: die verfeinerte Version seiner Vorgänger, urban und zeitgemäß.

"Autoportrait" war kein Duft, von dem ich dachte, ich würde ihn besitzen (oder kommentieren), er ist für mich problematisch, aber auch reizvoll, weil er es schafft, einen mir eigentlich nicht angenehmen Akkord tragbar zu machen. Das bringt Extrapunkte, epigonale Komposition oder nicht. Mit Blick auf meine Umwelt empfinde ich ihn gleichzeitig als so wenig offensiv, dass ich in ihm eine sichere Wahl für meine Arbeitsumgebung sehe, wenn das mal aus pragmatischen Gründen notwendig sein sollte.

(Wie bei allen Düften des Hauses bleibt das begleitende Foto – ohnehin eine etwas bemühte Marketingstrategie – weit hinter dem Duft zurück.)
8 Antworten
6
Preis
4
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Zauber600

49 Rezensionen
Zauber600
Zauber600
Top Rezension 21  
Introvertierter, meditativer Weihrauchduft
Ich zitiere mal ALzD:
'Intimes und abgründiges Parfüm - „Autoportrait“ ist ein Parfum, das man für sich selbst, als Resonanz der eigenen Harmonie trägt.
Ein Begleiter, ein Spiegelbild deiner Selbst, vertraut und warm, in welchem man seinen eigenen Geist und innere Gelassenheit wiederfindet.
Die Seele der hölzernen Noten freigelegt. Eine beruhigende Dosis Natur und betörender Harze. Atemberaubend in seinen vielen Facetten, die sich mit Bedacht enthüllen. „Autoportrait“ offenbart sich ganz in seinem Kielwasser …absolut süchtig-machend!'

Das triffts ziemlich genau. Ein Duft, der einen zur Ruhe und Selbstbesinnung bringt, eine andere Sehweise hervorbringen kann und mental außerordentlich ausgleichend wirkt.

Daher kann ich die vielfach geäußerte Meinung 'ähnlich wie "Carbone de Balmain"' nicht teilen. CdB ist für mich ein MainstreamDuft mit ähnlichen Zutaten aber ohne diese meditative Komponente.

Autoportrait startet mit einer Aufmerksamkeit erweckenden Mischung aus herber Bergamotte und weichen Elemiharz.

Dann geht dieser wundervolle (im wahrsten Sinn des Wortes) Duft über in eine Klarheit schaffende Phase mit Benzoeharz, hier mit kühlen Weihrauch und wärmenden Moschus unterlegt.

Der Übergang von der Herznote zur Basisnote ist sehr spannungsreich von leicht nach schwer gestaltet.

Die Ruhe vermittelnde Basis wird aus Eichenmoos, Zedernholz und tief braunen Vetiver gebildet, die sehr entspannend und positiv stimmend wirken.

Genre: Meditativer Weihrauchduft

Für: Damen und Herren, Freizeit und Business

Silage und Haltbarkeit: Mittel/eher körpernah und 8 Stunden

Status: Gut um die eigene Mitte zu finden/zu spüren

KOMMT LIEBE WIRKLICH AUS DEM HERZEN?
"Wenn du zum vierten Zentrum aufsteigst, das heißt, zum Herzen, wird dein ganzes Leben zu teilnehmender Liebe. Das dritte Zentrum hat einen Überfluss an Liebe geschaffen. Wenn du in der Meditation das dritte Zentrum erreichst, entsteht ein solcher Überfluss an Liebe und Mitgefühl, den du mit anderen teilen möchtest. Das geschieht im vierten Zentrum, im Herzen.
Deshalb glaubt man selbst in der normalen Welt, dass Liebe aus dem Herzen kommt. Diese Leute wissen es nur vom Hörensagen. Sie haben es nur gehört, wissen es aber nicht, denn sie haben nie ihr Herz erreicht. Aber wer meditiert, kommt schließlich in sein Herz. Wenn er die Mitte seines Wesens, das dritte Zentrum erreicht hat, erlebt er plötzlich eine so starke Explosion von Liebe und Mitgefühl, von Freude, Glück und Segen, die das Herz trifft und das Herz öffnet sich. Das Herz ist genau in der Mitte deiner sieben Zentren: drei Zentren sind darunter, drei darüber. Du bist genau in der Mitte angelangt."
Credits to Osho

Buchempfehlung über die Liebe:
OSHO: Sprich uns von der Liebe

Buchempfehlung über Chakren:
OSHO: Das Chakra Buch - Energie und Heilkraft der feinstofflichen Körper
2 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Stefanu155

71 Rezensionen
Stefanu155
Stefanu155
Top Rezension 13  
Selbstportrait in Öl. Noch feucht.
Ich weiß, dass sich die Düfte von Olfactive Studio eher auf Aspekte des Fotoateliers und damit verbundene Assoziationen beziehen. Ich weiß auch, dass hier ständig von Bleistiften die Rede ist (zuviel Carbon jedenfalls…). Und ich weiß, dass Nathalie Lorson die Schöpferin einiger großartiger Düfte ist (Dieses hier dauernd zitierte „Carbone de Balmain“ und „Encre Noire“ und einige, nicht nur hier, hoch und höchst bewertete Düfte gehören dazu.).
Ich finde aber, dieses Selbstporträt ist kein Meisterwerk.
Ich kann Vieles von dem, was in den Kommentaren anklingt, nachvollziehen, ich kann das Meiste davon auch geruchlich erhaschen - es gefällt mir trotzdem nicht.
Vorurteile, Idiosynkrasien, ist schon recht.
Aber etwas darüber hinaus gibt es schon zu sagen. Dass Frau Lorson erstmal einen Duftzwilling ihrer eigenen Kreation erzeugt, ist nicht überraschend. Ich halte ihr auch zugute, dass das möglicherweise mehr mit „Handschrift“ als mit Absicht zu tun hat und ihr selbst diese Ähnlichkeit vielleicht gar nicht deutlich bewusst war oder ist.
Zur konzeptuellen Idee des Fotoateliers: Wenn das die Richtung vorgeben soll, dann wurde das Thema verfehlt. Das macht eigentlich gar nichts, zumal auch bei einem Duft nur das Ergebnis zählt, egal, was auf dem Etikett steht, aber ich denke bei diesem Geruch an ein Malatelier. Genau genommen erinnere ich mich an den Geruch in der Akademie, wenn man an einem Wintertag die Studentenateliers überheizt hatte und der mulmig-harzige Geruch der Ausdünstungen der Ölfarben eine Geruchswelt erzeugten, die für mich immer das Gegenteil von geistiger Klarheit darstellte, nämlich eine Art von Betäubung. Hält man sich in Räumen auf, die ständig nach 19. Jhdt (oder älter) riechen, wie soll man dann im Geist jemals in der Gegenwart ankommen? Ein Besuch im Baumarkt mag zwar weniger romantisch, dafür aber wirklichkeitsnaher sein.
Ja, natürlich ist da die Bergamotte zu Anfang spürbar, aber kaum erscheint sie, wird sie in meiner Nase sofort regelrecht erstickt von diesem ölig-harzigen, irgendwie muffligen Geruch, diesem Harzding (Du Elemi, du!), der sich sofort wie ein gilbender Firnis über alles legt, was es wagt, sich zu bewegen und sich vorlaut oder farbig aus dem Gesamtbild heraus zu heben. Eine Mischung aus Orangenterpentin und Leinöl. Wo bitte ist da ein Bleistift? Ich kann an Bleistiften riechen, ich kann vor allem lange auf ihnen herumkauen, ich kann sie in manchen Whiskys schmecken, hier rieche ich nur so einen mulmig-süßlichen Harz, eher den Lack des Bleistifts. Ich mag Harz, aber er muss etwas deutlicher ausgesprochen werden und nicht wie eine alte, viel zu schwere Decke alles ersticken. Dieser leicht süßliche Harz macht, dass alle anderen Duftnoten nurmehr wie Insekten in zähem Bernstein mit verlangsamten Bewegungen ihren Todeskampf kämpfen und nicht einmal Vetiver, Weihrauch und Zeder können ihre Stimmen erheben - sofort bekommen sie diesen ölgetränkten Lappen ins Maul gestopft.
Die eingeölte Bergamotte wimmert immer noch leise vor sich hin. Dieses Drama spielt sich in der Öffentlichkeit ab, wenn ich mich mit "Autoportrait" hinaus begebe. Man kann damit auch ins Kino und dem Nachbarn mit seinem "Eau Sauvage" zeigen, was eine Harke ist, denn ein Tropfen Öl verdirbt tausend Liter Wasser...
Ich habe ja tatsächlich ein Atelier. Wenn ich mal wie ein Künstler "von Früher" riechen will, weiß ich jetzt, wie man das macht.
Es geht auch viel einfacher: Man nehme einen alten Lappen, etwas Orangenterpentinöl, etwas Ölfarbe (Kadmiumgelb ist empfehlenswert), Leinöl. Die rechte Mischung ist schnell gefunden. Man stecke sich diesen Lappen ins Hemd oder eine andere Tasche und gebe ihm die richtige Umgebungstemperatur. Dann kann man den Salon betreten, eingehüllt in eine Wolke Selbstporträt.
Falls jemand dieses Experiment machen will, freue ich mich jetzt schon über die möglichen Ergebisse. (Bitte um PN...) So ähnlich hat Van Gogh gerochen, wenn die Sommersonne die Ölfarbenflecke auf seinem Hemd erweichte. Van Gogh bei 36 Grad im Schatten sozusagen. Da war er kein Einzelfall mit diesem Arbeitsduft. Ich behalte mir vor, auch bei der Arbeit NICHT nach Arbeit zu riechen.
Wer aber immer schon mal nach "Maler" riechen wollte, dem sei dieser Duft wärmstens ans Herz gelegt.
9 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

57 kurze Meinungen zum Parfum
Jo13579Jo13579 vor 3 Jahren
8
Duft
Zitronenharzige Zeder
Legt weichrauchige Tusche, vanillige Feder
Nach dem Selbstporträt nieder
Auf ein Bett aus weichem Moos und Vetiver
16 Antworten
ChizzaChizza vor 4 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Was ein schöner Duft, wenn mein Auto doch auch nur so duften würde! Harzige Frische, elegante und kühle Hölzer, ein sanftes Gedicht
5 Antworten
StanzeStanze vor 5 Jahren
3
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein schöner Bleistift mit guter Haltbarkeit aber man riecht ihn leider nur, wenn man ihn in die Nase steckt.
6 Antworten
NorleansNorleans vor 4 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Wow! So geht Holz. Wundervolle Zeder mit fast frischer Weihrauchnote.
1 Antwort
NanuNanu vor 3 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Nach 9 Jahren Liebe aus der Ferne nun Mein! Frisch-holzig & balsamisch-süß. Hell. Leuchtend. Sexy! Zu maskulin? Mir egal! Mein weißes Hemd!
4 Antworten
Weitere Statements

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Bilder

12 Parfumfotos der Community
Weitere Bilder

Beliebt von Olfactive Studio

Chambre Noire von Olfactive Studio Lumière Blanche von Olfactive Studio Woody Mood von Olfactive Studio Still Life von Olfactive Studio Ombre Indigo / Olfactive Studio von Olfactive Studio Still Life in Rio von Olfactive Studio Panorama von Olfactive Studio Iris Shot von Olfactive Studio Flash Back von Olfactive Studio Close Up von Olfactive Studio Flash Back in New York von Olfactive Studio Chypre Shot von Olfactive Studio Vanilla Shot von Olfactive Studio Leather Shot von Olfactive Studio Violet Shot von Olfactive Studio Dancing Light von Olfactive Studio Selfie von Olfactive Studio Rose Shot von Olfactive Studio Smoky Soul von Olfactive Studio