Black Opium 2014 Eau de Parfum

Puderperle
25.09.2022 - 07:53 Uhr
79
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Wenn die Frage nach dem Duft zur Schwerstarbeit wird

Da gab es diese eine Kollegin, die jede weibliche Konkurrenz aus der Ferne witterte und genau in diesem Moment ihr Knittergesicht auflegte. Da half alles Bemühen nicht. Guten Morgen Grüße oder Abschiedsformeln wurden konsequent ignoriert und nette Gesten ab und an registriert und grummelnd kommentiert- was ja bei der Ignoranz schon „nett“ war. Als weibliches Wesen Gespräche mit ihr zu führen war ein Ding der Unmöglichkeit, da sie ihren Kopf zum Fenster drehte und sich einfach taub stellte. Es sei denn ein männliches Wesen betrat den Raum. Da fand eine regelrechte Verwandlung statt. Schlagartig aufrechte Sitzposition, ein Strahlen im Gesicht als hätte man eine magische Lampe angeknipst. Dazu das zuckersüsseste Gesäusel einer Anrede an das Objekt von dem sie sich scheinbar Aufmerksamkeit erhoffte. Blickkontakt bis zum Sankt Nimmerleinstag. Das zog natürlich. Die Herren verfielen ihrem Bann.

Sich damit begnügend, dass selbst ein oberflächliches Hallo und Tschüss Schwerstarbeit im täglichen Kontakt bedeutete, wurden wir nun eines Tages gezwungen den selben Raum zu betreten. Sie lief vor, ließ auf ihre freundlichste Art und Weise die schwere Sicherheitstür vor meiner Nase zufallen. Eine logische Schlussfolgerung über diese nette Geste wäre ein inneres Augenrollen gewesen, doch dazu kam es Gott sei Dank nicht.
Denn ich nahm in dem Moment einen wundervollen Duft wahr, meine Nase war wie verzaubert. Was bitte war das?
Ein süßes, cremiges Irgendwas, harmonisch abgestimmt aber auch irgendwie verführerisch, das mich einhüllte. Wow.
Konnte dieser engelsgleiche Duft von dieser Eisprinzessin sein?
Ich hatte so etwas zuvor noch nie gerochen und zwang meine innere Krawallschachtel beschwichtigend zur Ruhe, um an dieses Geheimnis zu gelangen, dass sie vor mir sicherlich fest verschlossen im Inneren mit tausend Passwörtern sicherte. Keinen Ton zur Tür!

„Wooow du riechst gut.“
*Schweigen. Dreht mir den Rücken zu*

„Ich habe so etwas noch nie zuvor gerochen“
*immer noch hartnäckiges Schweigen*

Ich denke mir ok sie will nich, lässt sich auch mit Süßholzgeraspel nicht bestechen. Komm überwinde dich und frag sie direkt.

„Was trägst du denn für einen Duft?“
*atmet schwer aus und guckt demonstrativ weg*

Komm letzter Versuch: „Wie heißt dein Parfum?“
*atmet genervt aus* „Ifslro..“

„Wie?“
„IfslROOH“

„Aha… ok danke“

Nun gut. Sie hat sich wenigstens bemüht. Aber was bitte ist „Ifslro“? Diese Information hatte sie scheinbar schon genug Energie gekostet und ich fürchtete einen Stromschlag, sollte ich mich erdreisten weiterzufragen.

Immerhin hatte ich einen Anhaltspunkt. „Ifslro“ ist schon ein richtig verstörender Name für ein gutes Parfum dachte ich mir.
Die nächsten Minuten war ich innerlich beschäftigt zu überlegen, wo mir dieser Name schon mal über den Weg lief. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Parfum-Game und hatte ehrlich gesagt nicht den leisesten Schimmer.

Auf dem Heimweg kam es mir wie ein Geistesblitz „Yves Saint Laurent“!
Ha das war also dieser geheimnisvolle „Ifslro“.
Glückselig steuerte ich kurz danach die Parfumerie an, um das Rätsel endgültig zu lösen. Der erste Griff zum Black Opium- und meine glückliche Nase, die sich Gott sei Dank nicht an der Metalltür verletzt hatte, hatte einen Flashback. Das war er! Ein wunderschöner weicher Duft…

Hauptsächlich Orangenblüte, etwas Jasmin und ordentlich Vanille so wunderbar mit den Kaffeenoten verblendet, dass ein süß-blumiger Latte Macchiato in Erscheinung tritt, ohne wirklich milchig zu sein. Pfeffer gibt im Hintergrund die geheimnisvolle Seite, verweilt allerdings nur kurz. Patchouli bleibt glücklicherweise eher unbemerkt.
Schade, dass Black Opium hier so schlecht weg kommt. Für mich zählt er seit der ersten Begegnung zu einem Duft, der konstant weiblich und verführerisch wirkt. Im beruflichen Umfeld ist er durch seine unaufdringliche Sanftheit, wie soeben beschrieben, tragbar. Seine Wirkung entfaltet sich jedoch meines Erachtens am Abend oder zu besonderen Anlässen, angelehnt an den schönen Flakon in schwarzem Kleid oder Lederjacke mit glänzenden Accessoires. Die Haltbarkeit ist moderat aber kein Beast, den vergebenen Punkten hier schließe ich mich an. Die Sillage ist gut.

Ich weiss letztendlich nicht, ob es der aufrechte Rücken, das süßeste Lächeln und der Wimpernaufschlag war oder der Duft, den die Männer dazu brachte vor ihr niederzuknien. Vielleicht auch eine Kombination aus beidem.
Auf mich hatte jedenfalls der Duft eine ebenso betörende Wirkung, die bis heute anhält wenn ich ihn rieche.
Hier hatte die Dame wirklich guten Geschmack bewiesen und ich bin ihr bis heute dankbar, dass sie mich mit Herrn „Ifslro“ bekannt gemacht hat.
Sehr oft wurde ich mit Komplimenten bedacht und nach „Ifslro“ gefragt. Gerne half ich mit „Black Opium“ weiter, um die Suche für den Fragenden zu erleichtern. Mädels wollten genauso riechen und Männer kauften ihn für ihre Ehefrauen, die anhand des Feedbacks sehr glücklich mit dem Duftschatz waren.

Nun ja, ich fühle mit allen, die sich nicht trauen Personen nach ihrem Duft zu fragen, wenn sie davon begeistert sind. Auch wenn die Gefahr besteht, im schlimmsten Fall keine Antwort zu bekommen. Seien wir doch ehrlich: Meistens fühlt sich der gefragte Duftträger doch meist gebauchpinselt. Und selbst wenn eine Eisprinzessin einen guten Duft trägt, kann man wohlwollend über Morgenmuffeligkeit hinwegsehen… die Nase freut sich und IfslROO stört das sowieso nicht.
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