Snowy Owl 2021

Ephelide
26.11.2021 - 10:30 Uhr
6
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Ausflug in den Winterwald

Es ist ein eisiger Vormittag im Februar. Wir betreten den Wald...

Der Auftakt des Dufts erzeugt bei mir Assoziationen von feuchtem Waldboden. Abseits der schon ausgetretenen Pfade erwartet mich der Anblick von Schnee, durchbrochen von nassschwarzem Holz und vereinzelten Flecken Erde. Hier und da sind Schneeglöckchen-Keimlinge zu sehen, sie sind Kleckse satten Grüns in der sonst so reduziert gehaltenen Landschaft. Hier mischt bereits die Iris mit: staubig-trockene Süße, der blasse, leicht ins Lila gehende Blauton ihrer durchscheinenden Blütenblätter fügt sich hervorragend ins Bild. Etwas entfernt im Geäst sitzt eine Schneeeule und überblickt wachsam das Dickicht. Der tauende Schnee tropft von den Bäumen.

Das Wasser setzt sich funkelnd vom weißlichen Himmel ab.

Nach drei Stunden befinden wir uns in einem Gebiet des Waldes, das ausschließlich Bäume und Moos beherbergt. Der Atmosphäre fehlt es nun an Süße, die zuvor ohnehin schon kaum vorhanden war. Hier regiert nun die Zeder, der Duft verändert sich hin zum Erdig-Schmutzigen, zum Dreckigen. Das Tauwetter setzt hier merklich ein: Der Schnee verschwindet. Die namensgebende Schneeeule hat sich davongestohlen, ist sie nun doch nicht mehr gut getarnt. Doch einen Teil ihres Federkleids hat sie zurückgelassen: drei Federn mit weißem Schaft, deren Fahnen ein Muster aus braunen und weißen Querstreifen ziert. Von den Federn geht ein tierischer Geruch aus, der bis zum Schluss an die Heimat der Schneeeule erinnert.

Nach sechs bis sieben Stunden zieht es mich in die Wärme meiner Wohnung zurück. Was ich vom Ausflug in den Winterwald zurückbringe, sind nasse Erde, Federn, Fetzen von Moos. Ein bisschen von dem Dreck, den man des Winters nach einem Spaziergang im Grünen unwillkürlich an seinen Sneakern heimträgt. Und irgendwann, wenn die Feuchte sich verzogen hat, fällt auch dieser letzte „Dreck“ von einem ab.

Der Duft lässt mich ratlos zurück. Für den Alltag ist er für meine Belange zu avantgardistisch, und allgemein fällt mir kein Anlass ein, zu dem sich „Snowy Owl“ gut tragen ließe. Zugleich erzeugt diese Feststellung bei mir Neugierde: Was sind es für Persönlichkeiten, die gerne diesen Duft tragen? Und wann machen sie das? Die ersten drei Stunden des Verlaufs gefallen mir am besten. Und auch wenn mir der grün-erdige, leicht schmutzige Duft, der „Snowy Owl“ in meinen Augen nun einmal ist, nicht ganz zusagt, sehe ich in ihm die gelungene Umsetzung eines spannenden Konzepts.
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