Photo 1990 Eau de Toilette

Buenolfato
26.11.2018 - 14:18 Uhr
13
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Entsetzen macht sich breit…

Nicht über den Duft, sondern über die Tatsache, dass die Produktion von Photo wohl schon seit einiger Zeit eingestellt ist, was an mir bedauerlicherweise irgendwie vorbeigegangen ist.

Die Zeit für Geschäftemacher ist also gekommen, was man schon daran sieht, dass im großen Onlineversandhaus jemand die 125ml-Flasche, noch vor wenigen Jahren bei Rossmann im Monatstakt für einen Zwanziger verschleudert, tatsächlich für 260 Euro feilbietet.

Ich habe mich mit dem Unvermeidlichen abgefunden und werde einem meiner Lieblingswässer und langjährigen Duftbegleiter hier also noch eine kleine Abschiedsrezension hinterherschreiben.

Wobei ich vermute, dass die Photo-Fans der ersten Stunde wie Scorpio vom Ende des Lagerfeld-Gebräus jetzt nicht gar so mitgenommen sind.
Und verstehen kann ich es durchaus.
Die ursprüngliche, unreformulierte Version, die ich ganz zu Beginn meiner Photo-Liason noch selber kennengelernt habe, war in der Tat ein anderes, besseres Kaliber als das, was dann später nachfolgte.
Ein echtes Fest für die Sinne, speziell den des Geruchs.
Herb, frisch, blumig, dabei immer irgendwie ein bisschen „dunkel“ und geheimnisvoll.
Schon der Auftakt war ungewöhnlich im Vergleich zu vielen anderen Herren-Parfüms dieser Richtung.
Der angedeutete Schuss Fotoschalen-Synthetik, dazu Bergamotte, Lavendel, Mandarine und was da alles so an Obst herumschwirrte; diese unnachahmliche Mischung hat sich mir tief eingeprägt.
Der schöne holzige Akkord, der später mit weiteren Gewürzen wie dem Koriander hinzutrat und mit diesen das Dufterlebnis bis zum Ende mitbestimmte, machte Photo für mich unverwechselbar und vor allem so gestaltet, dass ich mich daran eigentlich trotz häufiger Benutzung nie satt roch.
Etwas, das bei mir nur wenige andere Düfte von sich behaupten können.

Und das neue Photo?
Ja, heruntergedimmt, ausgebleicht, glattgebügelt, abgeschliffen. Böse Zungen sagen auch: kastriert.
Mit duftigen Ecken und Kanten wollen im Mainstream wohl immer weniger Hersteller ihre Kunden herausfordern. Trotzdem, ich mochte auch den.
Vielleicht ließ mich auch die Einbildung, dass er noch immer viel von der Aura seines Vorgängers besaß, gnädig über seine Macken hinwegsehen.
Zumindest an Projektion und Haltbarkeit hatte sich dankenswerter Weise nicht allzuviel geändert.

Egal, nun sind beide nicht mehr da und ich muss mich anderen Wässern zuwenden.
Nicht aber ohne einen Dank an Meister Karl für eine wunderbare und meiner Meinung nach die beste seiner Parfum-Kreationen, mit der sich für mich viele schöne Stunden und Erlebnisse verbinden.
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