Rasa Redwood Edition 2021

Chizza
03.06.2022 - 06:37 Uhr
23
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Rauchiger Traubensaft

Ich hatte kurz überlegt, mal wieder einen unsinnigen Kommentar zu schreiben aber der Rasa Redwood hat es mir doch zu sehr angetan, es ist ein „unkommentierte Düfte No. xyz“-Duft und so bin ich davon ab. Rasa ist Sanskrit und meint Geschmack, kann aber auch einen sagen wir mal energetisch, spirituell aufgeladenen Ort meinen, so habe ich das verstanden, was Rachel, die Parfumeurin, sagte. In diesem Geiste sind dann auch alle Ingredienzen des Original-Rasas aus Indien stammend und der Duft soll transzendental gemeint sein, wohlgemerkt nicht mit der Apostheose zu verwechseln. Diese limitierte Edition hier bietet noch Redwood auf, womit Pomare gerne werkelt und was dem Label auch sehr gut gelingt. Genug parliert.

Der Duft startet mit sehr diametralem Noten nämlich der süßen, exotischen Passionsfrucht, welche von starkem, animalisch-trockenen Harz aus Indien respektive verschiedenen Regionen dort begleitet wird. Dieses fruchtig-animalische, zunächst etwas dumpf und überbordende sortiert sich nach rund zehn Minuten. Es bleibt es trockenes, kräftiges Oud mit hellen Akzenten. Intensiv kann man sich damit kaum auseinandersetzen, denn der Mammutbaum, Holz und Harz, übernimmt.
Ich beschrieb seine Wirkung bereits in Piano Tuner und weil dieses Holz so ausdrucksstark, leicht fruchtig-hölzern, dabei doch knorrig ist, braucht es Raum. Den nimmt es sich auch.

Zusammen mit dem Oud, welches nun eine Note annimmt, die irgendwo zwischen Lehm in sengender Hitze und leichter Rauchentwicklung im Stroh changiert, haben wir eine formidable Kreation. Die verwendeten Ouds, ich meine rund fünf an der Zahl, stammen von Ensar und sind entsprechend hochwertig. Nun bleibt es danach trocken, das Gefühl von Bäumen in karger Landschaft wird evoziert und wie beim Warten auf die nächste Regenperiode heißt es auch hier geduldig sein, bis sich ein neuerlicher Wechsel in Rasa Redwood vollzieht.

Nun, es ist eher eine Art gemäßigte Rückkehr hin zum Mammutbaumholz, sehr aromatisch und kräftig, unterlegt mit nun sanfteren aber intensiven Oudnuancen. Weiterhin eher rauchig, holzig, nicht mehr animalisch. Sukzessive schält sich nun auch die Vanille heraus, ist als eigentliche Ingredienz für mich kaum merklich vorhanden, rundet dafür umso mehr in olfaktorischer Hinsicht die Protagonisten ab und vervollkommnet Rasa Redwood. Labeltypisch wird dieser langsam leise, verklingt aber nicht.

Um ehrlich zu sein, überraschte mich der Beginn, welcher aber gut funktioniert. Mammutbaum kann sehr schön duften, wenn man das denn als Parfumeur umsetzen kann, Pomare hat das bereits beim Piano Tuner bewiesen. Übrigens eine kleine Anekdote am Rande: der Duft ist eine Hommage an ihren Großvater und richtig, der war von Beruf ein Piano Tuner.
Jedenfalls zeigt sich die Qualität der Ouds hier deutlich, ich bin sonst kein Freund der indischen Sorte aber die hier gefallen mir sehr. Auch sonst ist alles gut miteinander verwoben, ein klasse Parfum. Müsste ich es mit zwei Worten beschreiben: rauchiger Traubensaft.
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