26.07.2024 - 12:31 Uhr

Sapho
18 Rezensionen

Sapho
Hilfreiche Rezension
4
Suada einer Mumie
Vor etwa 6666 Jahren war ich eine junge Frau, in Ägypten geboren, nicht
besonders hübsch, trotzig und eigensinnig. Ich wollte reisen, etwas neues
lernen, aber vor allem frei sein. In meinem Elternhaus war Freiheit nur etwas
für Männer. Als ein Herr um meine Hand anhielt, hörte ich von früh bis spät nur:
"Er ist eine gute Partie". Ja, das war er, zwar wesentlich älter als ich, aber
wohlhabend und in guter Position. Er war Balsamierer. Ich wollte aber auf keinen
Fall für eine Ehe meine Freiheit aufgeben. Das Schlimmste war sein Geruch. Er
selbst behauptete, das sei Vetiveria. Für mich roch er nach Erde, Wurzeln und
verrottendem Holz. Er roch nach Grab. Eine Ehe mit ihm schien für mich wie ein
Tod. All dies habe ich ihm ohne zu zögern gesagt, ich war schon immer impulsiv
und direkt. Das war ein Fehler. Er bat mich um ein letztes Treffen. Fern von
unserem Anwesen entzündete er ein Feuer, von dem ein balsamischer, ätherischer
Rauch aufstieg. Ich habe diesen Duft eingeatmet und konnte plötzlich meine
Glieder nicht mehr bewegen und auch nichts mehr sehen. Mir blieb nur mehr dieser
Geruch, und ich verlor auch nicht das Bewusstsein. Er vollzog ein Ritual an mir
und ich verstand, dass er mich in Ewigkeit für sich haben wollte. Er rieb mich
mit einer klebrigen, braunen Masse ein, die balsamisch süßes Patchouli, auch
Bernstein-Ambra enthielt, auch sinnliche Düfte von Rosen, Cistrosenharz und
Guajakholz...
An dieser Stelle muss ich meine kleine Erzählung abrupt beenden. Mein Mann hat
sie nämlich gelesen und fand sie abstoßend und gruselig. Er meinte sogar, wenn
er vor nicht ganz 6666 Jahren, als er mich kennenlernte, von meiner kranken
Phantasie gewusst hätte, wäre ihm sein Heiratsantrag nicht so leicht über die
Lippen gegangen. Die Geschichte mag abstoßend sein, das Parfüm aber,von dem ich
schreibe, ist wunderschön, faszinierend, aber leider viel zu wenig beachtet.
Vielen Dank für das Lesen,
Eure Sapho
besonders hübsch, trotzig und eigensinnig. Ich wollte reisen, etwas neues
lernen, aber vor allem frei sein. In meinem Elternhaus war Freiheit nur etwas
für Männer. Als ein Herr um meine Hand anhielt, hörte ich von früh bis spät nur:
"Er ist eine gute Partie". Ja, das war er, zwar wesentlich älter als ich, aber
wohlhabend und in guter Position. Er war Balsamierer. Ich wollte aber auf keinen
Fall für eine Ehe meine Freiheit aufgeben. Das Schlimmste war sein Geruch. Er
selbst behauptete, das sei Vetiveria. Für mich roch er nach Erde, Wurzeln und
verrottendem Holz. Er roch nach Grab. Eine Ehe mit ihm schien für mich wie ein
Tod. All dies habe ich ihm ohne zu zögern gesagt, ich war schon immer impulsiv
und direkt. Das war ein Fehler. Er bat mich um ein letztes Treffen. Fern von
unserem Anwesen entzündete er ein Feuer, von dem ein balsamischer, ätherischer
Rauch aufstieg. Ich habe diesen Duft eingeatmet und konnte plötzlich meine
Glieder nicht mehr bewegen und auch nichts mehr sehen. Mir blieb nur mehr dieser
Geruch, und ich verlor auch nicht das Bewusstsein. Er vollzog ein Ritual an mir
und ich verstand, dass er mich in Ewigkeit für sich haben wollte. Er rieb mich
mit einer klebrigen, braunen Masse ein, die balsamisch süßes Patchouli, auch
Bernstein-Ambra enthielt, auch sinnliche Düfte von Rosen, Cistrosenharz und
Guajakholz...
An dieser Stelle muss ich meine kleine Erzählung abrupt beenden. Mein Mann hat
sie nämlich gelesen und fand sie abstoßend und gruselig. Er meinte sogar, wenn
er vor nicht ganz 6666 Jahren, als er mich kennenlernte, von meiner kranken
Phantasie gewusst hätte, wäre ihm sein Heiratsantrag nicht so leicht über die
Lippen gegangen. Die Geschichte mag abstoßend sein, das Parfüm aber,von dem ich
schreibe, ist wunderschön, faszinierend, aber leider viel zu wenig beachtet.
Vielen Dank für das Lesen,
Eure Sapho
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