09.02.2013 - 13:27 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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27
Mein Sommer in Japan
Im Sommer 1989 schlenderte ich durch das blühende Kyoto, über 1000 Jahre lang die Residenz des japanischen Kaisers, des Tenno. Ich konnte es kaum glauben, dass ich hier war, durch Zufälle und Fügungen im fernen Japan angespült, mit der Zeit und Muße, mir Stadt und Umgebung fast zwei Monate anschauen zu können.
Neben dem Kaiserpalast und den wunderschönen Gärten sind mir vor allem die buddhistischen Tempel und shintoistischen Schreine (so die Bezeichnung für einen Tempel der japanischen Nationalreligion) in Erinnerung geblieben.
Während die Schreine oft licht und hell waren, die Farben Orange und Weiß dominierten, waren die Tempel im Allgemeinen dunkel, ein wenig düster und gelegentlich auch geheimnisvoll, von Weihrauch gesättigt.
Japon Noir: Allein der Name löste bei mir vielfältige Assoziationen aus, Erinnerungen an meine Zeit in Japan wurden wach. Seit wenigen Tagen besitze ich nun eine Abfüllung und damit die Chance, den seltenen Duft zu testen.
Auffällig erscheint mir zunächst, dass die warme Gewürznote, die den Auftakt bildet, die Patchoulinote bis hin zur Basisnote überdeckt. Das ist eher selten. Patchouli ist oftmals von starker Präsenz und mir persönlich in etlichen Düften zu aufdringlich. Ich mag es eigentlich immer dann recht gerne, wenn es dezent im Hintergrund bleibt und nur seine Schatten wirft, so wie bei einer dunklen, schwach brennenden Kerze. Gerade so erscheint es in Japon Noir und sorgt für den warmen, weichen Untergrund.
Wie in den instruktiven Kommentaren meiner Vorredner schon mehrfach bemerkt, ist die Portweinnote im Duft deutlich wahrnehmbar. Weniger im Sinne eines alkoholischen Akzents, vielmehr so, als wäre der Portwein bei einem Bratengericht als Fond benutzt worden und hätte beim Garen seinen Duft in der Küche hinterlassen. Bekannt ist diese Duftnote auch aus Gewürzkuchen, die mit einem Schuss Rotwein veredelt wurden. Und trotzdem ist die Kombination aus Gewürzen und Wein bei diesem Duft nicht aufdringlich und stark, so wie man es vom penetranten Aroma eines Glühweins kennen könnte. Hier ist es dezent, fast lieblich, als würde der Duft stets ein wenig im Schatten bleiben wollen, zurückhaltend und rücksichtsvoll, wie eine japanische Geisha.
Gerade auch die in der Basisnote angegebenen Duftkomponenten sind m.E. gut erkennbar. Die säuerliche Schärfe des Vetiver schwingt eine Weile sacht mit, eine florale Note (vielleicht der Jasmin) bleibt untergründig wahrnehmbar, nach längerer Zeit kann man vielleicht auch von einer Ledernote sprechen.
Passt dieser Duft nun zu meiner Erfahrung mit Japan? Die Parallele zum Pflaumenwein, Umeshu, wurde schon mehrfach gezogen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht war er es auch, an den uns Tom Ford bei diesem Duft erinnern wollte.
Mich persönlich lässt der Gedanke an die dunklen, geheimnisvollen japanischen Tempel nicht mehr los, auch wenn es dort ganz anders roch: nach Weihrauch und dunklem Holz, meisterhaft eingefangen z.B. in Comme des Garcons Kyoto. Was ich eigentlich meine, ist jedoch der Eindruck von Schatten, von wohliger Dunkelheit, vom Gefühl der Geborgenheit, das einen gelegentlich in diesen Tempeln umfing, davor im Licht ein japanischer Garten voller weißer Blüten. All diese Eindrücke und Erinnerungen stellen sich auch bei Japon Noir ein, so stark, dass ich den Duft immer wieder auflegen muss, damit mich dieses schöne Gefühl nicht verlässt. Ein Duft, der den Träger oder die Trägerin sanft umgarnt.
So steht für mich der Name weniger für etwas Konkretes, sondern eher für einen Eindruck von Schatten und Kerzenlicht in der Dunkelheit, von Exotik und fremden Ländern, der hier gut eingefangen wurde und dessen große Harmonie bei gleichzeitig dunkler Anmutung den Namen Japon Noir durchaus nahe legte.
Neben dem Kaiserpalast und den wunderschönen Gärten sind mir vor allem die buddhistischen Tempel und shintoistischen Schreine (so die Bezeichnung für einen Tempel der japanischen Nationalreligion) in Erinnerung geblieben.
Während die Schreine oft licht und hell waren, die Farben Orange und Weiß dominierten, waren die Tempel im Allgemeinen dunkel, ein wenig düster und gelegentlich auch geheimnisvoll, von Weihrauch gesättigt.
Japon Noir: Allein der Name löste bei mir vielfältige Assoziationen aus, Erinnerungen an meine Zeit in Japan wurden wach. Seit wenigen Tagen besitze ich nun eine Abfüllung und damit die Chance, den seltenen Duft zu testen.
Auffällig erscheint mir zunächst, dass die warme Gewürznote, die den Auftakt bildet, die Patchoulinote bis hin zur Basisnote überdeckt. Das ist eher selten. Patchouli ist oftmals von starker Präsenz und mir persönlich in etlichen Düften zu aufdringlich. Ich mag es eigentlich immer dann recht gerne, wenn es dezent im Hintergrund bleibt und nur seine Schatten wirft, so wie bei einer dunklen, schwach brennenden Kerze. Gerade so erscheint es in Japon Noir und sorgt für den warmen, weichen Untergrund.
Wie in den instruktiven Kommentaren meiner Vorredner schon mehrfach bemerkt, ist die Portweinnote im Duft deutlich wahrnehmbar. Weniger im Sinne eines alkoholischen Akzents, vielmehr so, als wäre der Portwein bei einem Bratengericht als Fond benutzt worden und hätte beim Garen seinen Duft in der Küche hinterlassen. Bekannt ist diese Duftnote auch aus Gewürzkuchen, die mit einem Schuss Rotwein veredelt wurden. Und trotzdem ist die Kombination aus Gewürzen und Wein bei diesem Duft nicht aufdringlich und stark, so wie man es vom penetranten Aroma eines Glühweins kennen könnte. Hier ist es dezent, fast lieblich, als würde der Duft stets ein wenig im Schatten bleiben wollen, zurückhaltend und rücksichtsvoll, wie eine japanische Geisha.
Gerade auch die in der Basisnote angegebenen Duftkomponenten sind m.E. gut erkennbar. Die säuerliche Schärfe des Vetiver schwingt eine Weile sacht mit, eine florale Note (vielleicht der Jasmin) bleibt untergründig wahrnehmbar, nach längerer Zeit kann man vielleicht auch von einer Ledernote sprechen.
Passt dieser Duft nun zu meiner Erfahrung mit Japan? Die Parallele zum Pflaumenwein, Umeshu, wurde schon mehrfach gezogen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht war er es auch, an den uns Tom Ford bei diesem Duft erinnern wollte.
Mich persönlich lässt der Gedanke an die dunklen, geheimnisvollen japanischen Tempel nicht mehr los, auch wenn es dort ganz anders roch: nach Weihrauch und dunklem Holz, meisterhaft eingefangen z.B. in Comme des Garcons Kyoto. Was ich eigentlich meine, ist jedoch der Eindruck von Schatten, von wohliger Dunkelheit, vom Gefühl der Geborgenheit, das einen gelegentlich in diesen Tempeln umfing, davor im Licht ein japanischer Garten voller weißer Blüten. All diese Eindrücke und Erinnerungen stellen sich auch bei Japon Noir ein, so stark, dass ich den Duft immer wieder auflegen muss, damit mich dieses schöne Gefühl nicht verlässt. Ein Duft, der den Träger oder die Trägerin sanft umgarnt.
So steht für mich der Name weniger für etwas Konkretes, sondern eher für einen Eindruck von Schatten und Kerzenlicht in der Dunkelheit, von Exotik und fremden Ländern, der hier gut eingefangen wurde und dessen große Harmonie bei gleichzeitig dunkler Anmutung den Namen Japon Noir durchaus nahe legte.
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