19.11.2022 - 16:43 Uhr

Ponticus
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Ponticus
Top Rezension
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Man(n) muß den Tabak mögen!
Tobacco Oud von Tom Ford ist ein kräftiger Tabakduft. Wer also den Tabak nicht mag, ist bei diesem Parfüm fehl am Platz. Natürlich ist unter den Duftnoten Tabak angegeben, dazu Oud, Sandelholz und Patchouli. Meine recht geringen Erfahrungen mit Oud haben mich dennoch eines gelehrt, das dieses Adlerholz verschiedenste Geruchsfacetten bereit hält und diese im Parfüm, gerade im Zusammenspiel mit anderen Noten, zur Entfaltung bringen kann.
Mein erster Dufteindruck nach dem Sprühen mit Tobacco Oud kumuliert sich in folgendem Bild. Der unerschütterliche Kettenraucher, Altkanzer Helmut Schmidt, selbstverständlich eine Fluppe im Mund, zerbröselt vor sich eine ganze Stange seiner geliebten Mentholzigaretten und ein stattlicher Berg von hellem, frischen Feinschnitttabak türmt sich vor ihm auf. Dessen kühler, hocharomatischer und leicht minziger Geruch mischt sich mit dem Dunst des etwas abseits stehenden, halbvollen Aschenbechers und dem gelinden Rauch seiner glimmenden Kippe. Der flüchtige Eindruck torfigen Alkohols ist nur eine Randerscheinung, denn das große Whiskyglas ist zwar noch feucht aber schon leer und ein weiteres scheint es nicht zu geben! Die Eröffnung des Parfüms Tobacco Oud ist wie ein kraftvoller Atemzug aus dieser Duftmelange, stark tabaklastig, gering aschig-rauchig und mit einer filigranen, ganz milden, minzigen Frische, dazu hell, klar und von raumgreifender Opulenz.
Mittlerweile hat Altkanzler Schmidt uns verlassen und Ludwig Erhard, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und ebenfalls Altkanzler, hat Platz genommen. Der unermüdliche Zigarrenraucher, natürlich eine glimmende Handelsgold mit Mundstück dabei, präsentiert seine rauchigen Schätze. Fester, leicht feuchter, aromatisch-würzig duftender Tabak, der etwas dunkler, etwas rauer und etwas kräftiger ist als noch der helle Feinschnitt, aber immer dezent rauchig und mit mildem, kühlen Brand. Einige karamellige und holzige Facetten unterstützen nun die anregende, strenge Dominanz des Tabaks über den weiteren Duftverlauf. Beim Ordnung liebenden Erhard ist jetzt auch der Aschenbecher, bis auf ein festes Stück Abbrand seiner Handelsgold, blitzeblank.
Lange dauert es nicht, da wird der ruhige, umgängliche Wirtschaftswunderstar von dunklen, teils ruppigen, süsslich-aromatischen Winden vertrieben. Sie kündigen den streitlustigen ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag, Herbert Wehner, an. Gestikulierend und mit der unvermeidbaren Pfeife in der Hand, nimmt er Besitz von unserer Aufmerksamkeit. Schwarzes Kraut quillt aus der Tabaksdose, als er seine, für ihn typische, Straight-Pfeife neu befüllt. Eine kräftiges, dunkel-feuchtes Tabakaroma breitet sich, süsslich-würzig, cremig und etwas finster, in einer exzellenten Pfeifentabakaromatik aus, ganz ohne die üblichen Kirsch-, Pflaume- oder Vanillenoten zu bemühen. Die bemerkbare, etwas ungelenke Raubeinigkeit, resultiert sicher aus dem Zusammenspiel von Sandelholz und Patchouli, von balsamisch-süss und erdig-düster. In jedem Augenblick behält aber der Tabak, nun eher satt und warm-würzig, die Oberhand. Hier bleibt der Aschenbecher ebenfalls sauber, der Rauch moderat und die Süsse sehr zurückhaltend.
Auch wenn alle drei Politiker schon tot sind, ist ihr Auftritt, genau wie der der Dufteindrücke, fließend und ohne klare Übergänge und die Aromafacetten, die sie alle hinterlassen, mischen sich von Anfang an zu dieser wunderbaren Komposition, die wir unter dem Namen Tobacco Oud kennen.
Die eindeutig maskuline Ausprägung von Tobacco Oud favorisiert einen Mann als Träger (ca. 800 Benutzer, 4% weiblich, 96% männlich). Jeder Frau mit einem gewissen herb-sexy Charme (Beispiele wären Janis Joplin, Amy Winehouse, Loki Schmidt) sei aber ebenfalls mal ein Versuch angeraten. Persönlich nehme ich dieses Parfüm gerne bei offiziellen, formellen Gelegenheiten, denn, wie auch immer, vermittelt es mir ein wenig das Gefühl von Wichtigkeit und Eleganz. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich und begleiten bemerkbar einen langen, duftigen Lebenstag.
Nie war mehr Tabak! Das hat Spass gemacht! Vielen Dank für das wohlwollende Lesen!
Mein erster Dufteindruck nach dem Sprühen mit Tobacco Oud kumuliert sich in folgendem Bild. Der unerschütterliche Kettenraucher, Altkanzer Helmut Schmidt, selbstverständlich eine Fluppe im Mund, zerbröselt vor sich eine ganze Stange seiner geliebten Mentholzigaretten und ein stattlicher Berg von hellem, frischen Feinschnitttabak türmt sich vor ihm auf. Dessen kühler, hocharomatischer und leicht minziger Geruch mischt sich mit dem Dunst des etwas abseits stehenden, halbvollen Aschenbechers und dem gelinden Rauch seiner glimmenden Kippe. Der flüchtige Eindruck torfigen Alkohols ist nur eine Randerscheinung, denn das große Whiskyglas ist zwar noch feucht aber schon leer und ein weiteres scheint es nicht zu geben! Die Eröffnung des Parfüms Tobacco Oud ist wie ein kraftvoller Atemzug aus dieser Duftmelange, stark tabaklastig, gering aschig-rauchig und mit einer filigranen, ganz milden, minzigen Frische, dazu hell, klar und von raumgreifender Opulenz.
Mittlerweile hat Altkanzler Schmidt uns verlassen und Ludwig Erhard, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und ebenfalls Altkanzler, hat Platz genommen. Der unermüdliche Zigarrenraucher, natürlich eine glimmende Handelsgold mit Mundstück dabei, präsentiert seine rauchigen Schätze. Fester, leicht feuchter, aromatisch-würzig duftender Tabak, der etwas dunkler, etwas rauer und etwas kräftiger ist als noch der helle Feinschnitt, aber immer dezent rauchig und mit mildem, kühlen Brand. Einige karamellige und holzige Facetten unterstützen nun die anregende, strenge Dominanz des Tabaks über den weiteren Duftverlauf. Beim Ordnung liebenden Erhard ist jetzt auch der Aschenbecher, bis auf ein festes Stück Abbrand seiner Handelsgold, blitzeblank.
Lange dauert es nicht, da wird der ruhige, umgängliche Wirtschaftswunderstar von dunklen, teils ruppigen, süsslich-aromatischen Winden vertrieben. Sie kündigen den streitlustigen ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag, Herbert Wehner, an. Gestikulierend und mit der unvermeidbaren Pfeife in der Hand, nimmt er Besitz von unserer Aufmerksamkeit. Schwarzes Kraut quillt aus der Tabaksdose, als er seine, für ihn typische, Straight-Pfeife neu befüllt. Eine kräftiges, dunkel-feuchtes Tabakaroma breitet sich, süsslich-würzig, cremig und etwas finster, in einer exzellenten Pfeifentabakaromatik aus, ganz ohne die üblichen Kirsch-, Pflaume- oder Vanillenoten zu bemühen. Die bemerkbare, etwas ungelenke Raubeinigkeit, resultiert sicher aus dem Zusammenspiel von Sandelholz und Patchouli, von balsamisch-süss und erdig-düster. In jedem Augenblick behält aber der Tabak, nun eher satt und warm-würzig, die Oberhand. Hier bleibt der Aschenbecher ebenfalls sauber, der Rauch moderat und die Süsse sehr zurückhaltend.
Auch wenn alle drei Politiker schon tot sind, ist ihr Auftritt, genau wie der der Dufteindrücke, fließend und ohne klare Übergänge und die Aromafacetten, die sie alle hinterlassen, mischen sich von Anfang an zu dieser wunderbaren Komposition, die wir unter dem Namen Tobacco Oud kennen.
Die eindeutig maskuline Ausprägung von Tobacco Oud favorisiert einen Mann als Träger (ca. 800 Benutzer, 4% weiblich, 96% männlich). Jeder Frau mit einem gewissen herb-sexy Charme (Beispiele wären Janis Joplin, Amy Winehouse, Loki Schmidt) sei aber ebenfalls mal ein Versuch angeraten. Persönlich nehme ich dieses Parfüm gerne bei offiziellen, formellen Gelegenheiten, denn, wie auch immer, vermittelt es mir ein wenig das Gefühl von Wichtigkeit und Eleganz. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich und begleiten bemerkbar einen langen, duftigen Lebenstag.
Nie war mehr Tabak! Das hat Spass gemacht! Vielen Dank für das wohlwollende Lesen!
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