07.05.2018 - 13:28 Uhr
JacSi9
13 Rezensionen
JacSi9
Top Rezension
41
Vom markanten Leder und schwulen Rochen
Es gibt Düfte, die Dir nicht sofort die volle Ladung Endorphine verpassen. Düfte, die man beim ersten Riechen maximal interessant findet und erstmal auf den Probenkompost abschiebt wie enttäuschende Tinder-Dates. Also könnte ich mir vorstellen. Ich selbst bin natürlich ein Gentleman erster Güte. Der Vergleich ist selbstredend wie Tuscan Leather - Unisex auslegbar. Höhö. Sexismus ist hier Fehl am Platz. Schlechte Gags absolut nicht. Mir ist einfach alles egal.
Doch irgendwie schaffen es diese Düfte über Umwege doch wieder ins Bewusstsein. Und aus unerfindlichen Gründen entdeckt man Aspekte, die vorher nicht sichtbar waren. Der Duft wächst und überrascht. Beziehungsweise tut das die eigene Wahrnehmung. Vielleicht spricht das für die Vielschichtigkeit jener Düfte. Das sind für mich letztlich die Kreationen, die ich als besonders und beachtenswert empfinde. Um die Bombe platzen zu lassen: Tuscan Leather ist für mich so ein Duft.
Hat er nicht gesagt. Junge junge, krasser Spannungsbogen.
Meine Fruchtleder-Reise habe ich mit dem Arabi Cana gestartet, der mit dem Ford nur entfernt Ähnlichkeiten besitzt. Näher an die Thematik gezoomt, offenbarte sich die berühmt-berüchtigte Himbeere für mich erstmals beim La Yuqawam. Nach intensiver Recherche war ich mir zumindest in der Theorie sicher, dass man extrem dämlich und markengeil sein müsse, um sich für den Tuscan Leather zu entscheiden. Es gäbe günstigere Varianten, die zu 98% gleich röchen (die deutsche Sprache kann wirklich unschön sein, jetzt denk ich an schwule Rochen, vielen Dank auch. Das hier ist NICHT National Geographic, Sprache!). Den Rasasi hatte ich mir deutlich heftiger und markanter vorgestellt. Eine Sirup-artige Himbeernote legte sich dominierend über das Leder. Das roch zwar nicht schlecht, war mir aber nicht genug. Später kam dann noch der Oro 1920 (schon toll, mir letztlich aber zu waldig und rauchig) und der Godolphin (sehr edel und rund, mir jetzt aber doch zu fruchtig und glatt) hinzu.
Den Tuscan Leather empfand ich zunächst als zu rau, kantig, kalt und ja - irgendwie unsympathisch. Ich empfand eine kalte Leder-Pudrigkeit, falls es sowas gibt. Nicht umsonst wird er mit dem Geruch des weißen Puders verglichen. Das Ganze war mir zu unnahbar. Wenn auch edel und gut gemacht.
Joa, und dann wurde ich in der Zwischenzeit kokainabhängig und jetzt mag ich ihn. Tschüüüß!
Ok, ist gelogen.
Mit der Zeit empfand ich die anderen Wettbewerbsteilnehmer (bis auf den Oro) als zu fruchtig und zu lieb. Nachdem ich meine Abschusslisten-Probentüte mal wieder durchwühlte, fiel mir TL auf. Mit jedem erneuten Aufsprühen stieg er in meiner Gunst. Die vorher als unsympathisch empfundene raue Note ist für mich jetzt die nötige markante Männlichkeit, die ich in einem solchen Duft suche. Das Verhältnis aus Frucht, Leder und Rauch genau richtig. Erklär mir mal einer die Welt.
Tuscan Leather startet eher stechend, mit ordentlich Rauch, dieser besagten Pudernote (aber völlig anders als das, was ich sonst mit "pudrig" assoziiere), 'ner Menge Leder und einer schwebenden Himbeernote, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Die Show verändert sich nicht großartig um Duftverlauf. Das finde ich auch völlig in Ordnung. Wenn ich mir Mission Impossible anschaue, möchte ich auch nicht, dass der debile Kinobesitzer plötzlich Rosamunde Pilcher einwirft. Der Duft wird maximal etwas weicher und feiner umwoben, aber bleibt durchweg markant und bietet eine Kante, die schon eher ins Maskuline driftet und der edlen Aura den nötigen Charakter liefert. Die Himbeere traut sich im Verlauf dann auch mal was, bleibt aber Teamplayer.
Die Haltbarkeit ist super. Wie man die Sillage bemisst, weiß ich auch jetzt nicht (siehe mein Kommentar beim Ore). Bin ich Superman? Muss man 'ne Astralreise aus dem eigenen Körper machen, um kurz mal parallel zu schnuppern? Fragen über Fragen.
Ich habe ein paar Mal gelesen, Tuscan Leather sei ein Duft für Typen mit abgerockter Lederjacke, so Gerard Depardieu mäßig. Das sehe ich anders. Ich sehe einen eleganten Mann, der ein gewisses Charisma ausstrahlt. Die schwarze Lederjacke ist modern, glatt, glänzend, nur wenig Taschen und Reißverschlüsse verstellen den Blick aufs Wesentliche. Wahrscheinlich ist der Träger (oder die Trägerin) doch eher gestanden und über 35. Da bin ich deutlich drunter, sehe da aber zumindest in meinem Fall kein Problem und bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine bin.
Tuscan Leather hebt sich von der Masse deutlich ab, sollte aber auch dem Mainstream gefallen oder zumindest als besonders im positiven Sinne wahrgenommen werden. Ich habe den Duft auch schon zur Arbeit getragen und fühlte mich keineswegs verkleidet. Auch hier ist die eigene Wahrnehmung King. Zumindest wurde ich nicht gelyncht. Erfolgreicher Arbeitstag würde ich sagen.
Beim Blindtest erkenne ich TL sofort und kann ihn von den anderen Verdächtigen unterscheiden. Und das liegt mit Sicherheit nicht an meiner Nase. Qualität gibt es auch woanders. Der Mix macht's schlussendlich. Und das ist Geschmackssache. Für mich hat Tuscan Leather die Nase aus den genannten Gründen vorne.
Ich starte mal ganz entspannt mit 10ml und falls sich meine Freunde am Ende der Abfüllung nicht von mir verabschiedet haben, weil ich plötzlich die Ausstrahlung eines kolumbianischen Drogenbosses habe, der imaginär Tierköpfe in Betten verteilt, dann könnte ein Flakon eine Möglichkeit sein. Man muss eben wissen, was man will. Und da kommt Tuscan Leather ins Spiel.
Doch irgendwie schaffen es diese Düfte über Umwege doch wieder ins Bewusstsein. Und aus unerfindlichen Gründen entdeckt man Aspekte, die vorher nicht sichtbar waren. Der Duft wächst und überrascht. Beziehungsweise tut das die eigene Wahrnehmung. Vielleicht spricht das für die Vielschichtigkeit jener Düfte. Das sind für mich letztlich die Kreationen, die ich als besonders und beachtenswert empfinde. Um die Bombe platzen zu lassen: Tuscan Leather ist für mich so ein Duft.
Hat er nicht gesagt. Junge junge, krasser Spannungsbogen.
Meine Fruchtleder-Reise habe ich mit dem Arabi Cana gestartet, der mit dem Ford nur entfernt Ähnlichkeiten besitzt. Näher an die Thematik gezoomt, offenbarte sich die berühmt-berüchtigte Himbeere für mich erstmals beim La Yuqawam. Nach intensiver Recherche war ich mir zumindest in der Theorie sicher, dass man extrem dämlich und markengeil sein müsse, um sich für den Tuscan Leather zu entscheiden. Es gäbe günstigere Varianten, die zu 98% gleich röchen (die deutsche Sprache kann wirklich unschön sein, jetzt denk ich an schwule Rochen, vielen Dank auch. Das hier ist NICHT National Geographic, Sprache!). Den Rasasi hatte ich mir deutlich heftiger und markanter vorgestellt. Eine Sirup-artige Himbeernote legte sich dominierend über das Leder. Das roch zwar nicht schlecht, war mir aber nicht genug. Später kam dann noch der Oro 1920 (schon toll, mir letztlich aber zu waldig und rauchig) und der Godolphin (sehr edel und rund, mir jetzt aber doch zu fruchtig und glatt) hinzu.
Den Tuscan Leather empfand ich zunächst als zu rau, kantig, kalt und ja - irgendwie unsympathisch. Ich empfand eine kalte Leder-Pudrigkeit, falls es sowas gibt. Nicht umsonst wird er mit dem Geruch des weißen Puders verglichen. Das Ganze war mir zu unnahbar. Wenn auch edel und gut gemacht.
Joa, und dann wurde ich in der Zwischenzeit kokainabhängig und jetzt mag ich ihn. Tschüüüß!
Ok, ist gelogen.
Mit der Zeit empfand ich die anderen Wettbewerbsteilnehmer (bis auf den Oro) als zu fruchtig und zu lieb. Nachdem ich meine Abschusslisten-Probentüte mal wieder durchwühlte, fiel mir TL auf. Mit jedem erneuten Aufsprühen stieg er in meiner Gunst. Die vorher als unsympathisch empfundene raue Note ist für mich jetzt die nötige markante Männlichkeit, die ich in einem solchen Duft suche. Das Verhältnis aus Frucht, Leder und Rauch genau richtig. Erklär mir mal einer die Welt.
Tuscan Leather startet eher stechend, mit ordentlich Rauch, dieser besagten Pudernote (aber völlig anders als das, was ich sonst mit "pudrig" assoziiere), 'ner Menge Leder und einer schwebenden Himbeernote, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Die Show verändert sich nicht großartig um Duftverlauf. Das finde ich auch völlig in Ordnung. Wenn ich mir Mission Impossible anschaue, möchte ich auch nicht, dass der debile Kinobesitzer plötzlich Rosamunde Pilcher einwirft. Der Duft wird maximal etwas weicher und feiner umwoben, aber bleibt durchweg markant und bietet eine Kante, die schon eher ins Maskuline driftet und der edlen Aura den nötigen Charakter liefert. Die Himbeere traut sich im Verlauf dann auch mal was, bleibt aber Teamplayer.
Die Haltbarkeit ist super. Wie man die Sillage bemisst, weiß ich auch jetzt nicht (siehe mein Kommentar beim Ore). Bin ich Superman? Muss man 'ne Astralreise aus dem eigenen Körper machen, um kurz mal parallel zu schnuppern? Fragen über Fragen.
Ich habe ein paar Mal gelesen, Tuscan Leather sei ein Duft für Typen mit abgerockter Lederjacke, so Gerard Depardieu mäßig. Das sehe ich anders. Ich sehe einen eleganten Mann, der ein gewisses Charisma ausstrahlt. Die schwarze Lederjacke ist modern, glatt, glänzend, nur wenig Taschen und Reißverschlüsse verstellen den Blick aufs Wesentliche. Wahrscheinlich ist der Träger (oder die Trägerin) doch eher gestanden und über 35. Da bin ich deutlich drunter, sehe da aber zumindest in meinem Fall kein Problem und bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine bin.
Tuscan Leather hebt sich von der Masse deutlich ab, sollte aber auch dem Mainstream gefallen oder zumindest als besonders im positiven Sinne wahrgenommen werden. Ich habe den Duft auch schon zur Arbeit getragen und fühlte mich keineswegs verkleidet. Auch hier ist die eigene Wahrnehmung King. Zumindest wurde ich nicht gelyncht. Erfolgreicher Arbeitstag würde ich sagen.
Beim Blindtest erkenne ich TL sofort und kann ihn von den anderen Verdächtigen unterscheiden. Und das liegt mit Sicherheit nicht an meiner Nase. Qualität gibt es auch woanders. Der Mix macht's schlussendlich. Und das ist Geschmackssache. Für mich hat Tuscan Leather die Nase aus den genannten Gründen vorne.
Ich starte mal ganz entspannt mit 10ml und falls sich meine Freunde am Ende der Abfüllung nicht von mir verabschiedet haben, weil ich plötzlich die Ausstrahlung eines kolumbianischen Drogenbosses habe, der imaginär Tierköpfe in Betten verteilt, dann könnte ein Flakon eine Möglichkeit sein. Man muss eben wissen, was man will. Und da kommt Tuscan Leather ins Spiel.
8 Antworten