13.08.2011 - 15:40 Uhr
Apicius
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Apicius
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Kammerton A, stundenlang!
Tom Fords Exklusivreihe ist ein Beispiel dafür, wie ich mir Nischenparfümerie nicht vorstelle. Da wird ein monolithisches Werbekonzept erfunden, eine verkaufspsychologisch optimierte Duftbar gebaut, und anschließend das ganze mit einer Unzahl auf die Schnelle gefertigter Parfums bestückt.
Große Parfümeure haben oft Jahre benötigt, um genau einen Duft der Öffentlichkeit vorzustellen – doch bei Tom Ford wurde flott zusammengekauft, was eben schnell zu haben war. Alle Parfums der Tom Ford Exklusivreihe, die ich bisher kennengelernt habe, waren auf den schnellen Verkauf hin optimiert: dem Kunden wird meist eine spektakuläre Kopfnote vorgeführt, hinter der dann nicht mehr viel kommt.
Genau so ein Parfum ist Neroli Portofino. Der Start ist umwerfend gut – man freut sich, dass so viel Raffinesse und Feinheit in einem Neroli-Duft stecken kann. Leichtigkeit, Frische, aber auch orangiges Volumen – all das verbindet sich zu einem äußerst attraktiven Ganzen. Jeder Kaufinteressent kann den Abstand zu 4711 sofort erkennen und wird sich gerne für Neroli Portofino gewinnen lassen.
Indes sollte schon ein Blick auf den Flakon misstrauisch machen. Ein Neroli-Duft als Eau de Parfum? Neroliöl ist flüchtig, wie viele andere zitrische Noten auch. Genau deshalb kennen wir es traditionell aus einfachen Eau de Colognes – statt vieler sei nur das hervorragende Eau du Coq von Guerlain genannt. Doch seit etwa zwei Jahren tauchen hier und da Neroli-Parfums mit monströser Haltbarkeit auf: Colonia Essenza von Acqua di Parma und die Nummer 201 aus der Art Collection Reihe von Micallef fallen mir spontan ein. Hat man ein Mittel gefunden, Neroli zu fixieren, oder handelt es sich schlicht um einen synthetischen Ersatz? Seitdem ich vor einiger Zeit aus einer automatischen Raumbeduftungsanlage mit dieser Neroli-Note belästigt wurde, neige ich zu letzterer Vermutung.
Mandy Aftel schreibt in ihrem Buch sinngemäß über der Vorzug eines natürlichen Parfumöls, dass die einzelnen Chargen nie identisch sind, sich stets geringfügig voneinander unterscheiden, da die Duftnoten niemals „rein“ sind. Demgegenüber wirkten die stets ganz reinen, synthetischen Duftstoffe wie „tot“. Man mag das als Esoterik einer Naturparfumeurin abtun, in Bezug auf Neroli kann ich das aber gut nachvollziehen. Besonders Neroli Portofino wirkt auf mich so „tot“ wie der Bonner Nordfriedhof. Nachdem die spannende Kopfnote verblasst ist, bleibt nur noch ein kräftiger, klebrig-süßer Neroliton mit vielleicht etwas Amber übrig.
Nichts verändert sich mehr daran – er bleibt und bleibt, und will überhaupt nicht gehen, so wie unliebsame Verwandschaft. Das ist olfaktorischer Tinnitus – Kammerton A über viele Stunden!
Mit Neroli Portofino läuft man Gefahr, sich sein Geruchsempfinden zu schädigen. Es ist gerade der Reiz von Neroli, dass es flüchtig ist und schnell verblasst, das darf man gar nicht festhalten wollen! Wer Neroli Portofino tatsächlich trägt, wird in kürzester Zeit einen Widerwillen entwickeln – auch so kann man Kunden verprellen.
Das Verkaufskonzept von Tom Ford ist so wenig nachhaltig und intelligent wie die Abholzung des Amazonas. An der Tom Ford Duftbar wird Interesse an hochwertiger Nischenparfümerie ausgenutzt, aber nicht geweckt. Wer hier einmal reingefallen ist, wird so schnell keine Parfümerie mehr betreten.
Große Parfümeure haben oft Jahre benötigt, um genau einen Duft der Öffentlichkeit vorzustellen – doch bei Tom Ford wurde flott zusammengekauft, was eben schnell zu haben war. Alle Parfums der Tom Ford Exklusivreihe, die ich bisher kennengelernt habe, waren auf den schnellen Verkauf hin optimiert: dem Kunden wird meist eine spektakuläre Kopfnote vorgeführt, hinter der dann nicht mehr viel kommt.
Genau so ein Parfum ist Neroli Portofino. Der Start ist umwerfend gut – man freut sich, dass so viel Raffinesse und Feinheit in einem Neroli-Duft stecken kann. Leichtigkeit, Frische, aber auch orangiges Volumen – all das verbindet sich zu einem äußerst attraktiven Ganzen. Jeder Kaufinteressent kann den Abstand zu 4711 sofort erkennen und wird sich gerne für Neroli Portofino gewinnen lassen.
Indes sollte schon ein Blick auf den Flakon misstrauisch machen. Ein Neroli-Duft als Eau de Parfum? Neroliöl ist flüchtig, wie viele andere zitrische Noten auch. Genau deshalb kennen wir es traditionell aus einfachen Eau de Colognes – statt vieler sei nur das hervorragende Eau du Coq von Guerlain genannt. Doch seit etwa zwei Jahren tauchen hier und da Neroli-Parfums mit monströser Haltbarkeit auf: Colonia Essenza von Acqua di Parma und die Nummer 201 aus der Art Collection Reihe von Micallef fallen mir spontan ein. Hat man ein Mittel gefunden, Neroli zu fixieren, oder handelt es sich schlicht um einen synthetischen Ersatz? Seitdem ich vor einiger Zeit aus einer automatischen Raumbeduftungsanlage mit dieser Neroli-Note belästigt wurde, neige ich zu letzterer Vermutung.
Mandy Aftel schreibt in ihrem Buch sinngemäß über der Vorzug eines natürlichen Parfumöls, dass die einzelnen Chargen nie identisch sind, sich stets geringfügig voneinander unterscheiden, da die Duftnoten niemals „rein“ sind. Demgegenüber wirkten die stets ganz reinen, synthetischen Duftstoffe wie „tot“. Man mag das als Esoterik einer Naturparfumeurin abtun, in Bezug auf Neroli kann ich das aber gut nachvollziehen. Besonders Neroli Portofino wirkt auf mich so „tot“ wie der Bonner Nordfriedhof. Nachdem die spannende Kopfnote verblasst ist, bleibt nur noch ein kräftiger, klebrig-süßer Neroliton mit vielleicht etwas Amber übrig.
Nichts verändert sich mehr daran – er bleibt und bleibt, und will überhaupt nicht gehen, so wie unliebsame Verwandschaft. Das ist olfaktorischer Tinnitus – Kammerton A über viele Stunden!
Mit Neroli Portofino läuft man Gefahr, sich sein Geruchsempfinden zu schädigen. Es ist gerade der Reiz von Neroli, dass es flüchtig ist und schnell verblasst, das darf man gar nicht festhalten wollen! Wer Neroli Portofino tatsächlich trägt, wird in kürzester Zeit einen Widerwillen entwickeln – auch so kann man Kunden verprellen.
Das Verkaufskonzept von Tom Ford ist so wenig nachhaltig und intelligent wie die Abholzung des Amazonas. An der Tom Ford Duftbar wird Interesse an hochwertiger Nischenparfümerie ausgenutzt, aber nicht geweckt. Wer hier einmal reingefallen ist, wird so schnell keine Parfümerie mehr betreten.
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