Eau My Délice women'secret 2016

Verschämt sieht sie mich mit ihren braunen Augen an. Ich würde ihr am Liebsten über ihre pausigen, weichen Wangen streichen. Doch ich weiss, ich kann es nicht.

Ihr schwarzes Haar versteckt sich unter einer großen, weißen Bommelmütze. Immer noch verschämt, versucht sie ihre rosa Winterjacke mit ihren kleinen Händen zuzuknöpfen. Ihre Beine reichen kaum bis zum Boden des Sitzplatzes im Bus und als sie mir wieder ins Gesicht sieht, lächle ich.

Doch ausgerechnet heute hatte ich keine Zeit mich zu schminken und die Welt sieht mein wahres Gesicht. Verrückt, wo ich ungeschminkt doch selbst in meinem Alter noch aussehe wie ein Kind.

Als ich noch neben ihr stehe, nehme ich eine Art spritzig, pudrigen Baumwoll- und Granatapfelduft wahr. Weich und doch ein wenig süß. Sauber, so sauber, wie die Metapher eines braven Kindes. Denn diese kindliche Reinheit, irgendwann verlieren wir sie sie, wir, also wir, all die Erwachsenen.

Als der Bus hält, steht da der Typ mit den Dreadlocks und als wir alle raus müssen, lasse ich mit meinem Blick und einem Lächeln die Kleine wissen, dass sie zuerst raus kann.

Und irgendwie erschrecke ich. Denn der Typ mit den Dreadlocks sieht mich an. Wie jemand, der nicht mein Make up oder meine Maske gesehen hat, sondern mich.

EPILOG
„The eyes are useless, when the mind is blind.“