Der Neil Morris Stil
vor 14 Jahren
Nachdem „Fetish“ von Neil Morris außer von mir noch von 2 weiteren Usern sehr positive Kommentare und 100% Bewertungen bekommen hat, möchte ich gerne außerhalb der Kommentare allgemein was zu den Düften von Neil Morris sagen und Euch meine Erfahrungen mitteilen.
Ich bin vor ca. 2 Jahren im Internet auf www.neilmorrisfragrances.com gestoßen, aufgrund von Werbebannern, die auf Basenotes geschaltet waren. Ich habe mir die Seite angeschaut und einige wenige Düfte als Probe bestellt, deren Zusammenstellungen mir interessant erschienen. Darunter auch Fetish. Nachdem ich diesen Duft getestet hatte, war klar, dass ich ihn haben will. Er ist seitdem in meiner Top-10-Liste ganz oben.
Ich bestellte also einen Flakon Fetish, zusammen mit weiteren Proben. Dann gefiel mir der nächste Duft, den ich dann wiederum mit weiteren Proben bestellte usw.
Mittlerweile habe ich gut das halbe Sortiment von Neil Morris durch, wobei ich die feminin wirkenden Düfte eher ausgelassen habe. Das Programm von Neil Morris umfasst einfach zu viele Düfte, insgesamt sind es derzeit 60 plus ein Signature Duft für Takashima New York.
Daher möchte ich an dieser Stelle eine Warnung loswerden: Nicht alles von Neil Morris ist wirklich erstklassig gelungen. Manches finde ich durchschnittlich. Dazu kommt dann noch seine besondere Handschrift.
Die Highlights sind für mich bisher Fetish, das Rosenparfum und das Gardenienparfum aus seiner Flowers for Men Serie, sowie Vapor. Daneben gibt es weitere sehr schöne Parfums wie Izmir, October, Midnight Tryst, Burnt Amber, Prowl …
Nun ein paar Worte zu seinem Stil: Neil Morris ist ein Weltmeer entfernt von den französischen Parfumkünstlern. Boston ist nicht Grasse! Seine Düfte sind sozusagen „amerikanisch“. Es fehlt durchaus an Subtilität. Die Düfte sind manchmal eindimensional, manchmal fehlt Raffinesse. Da wird kein französischer Kaviar serviert, sondern ein gescheiter Burger aus erstklassigem Rindfleisch frisch vom Holzkohlegrill! Und die können ja richtig gut sein. Düfte von Neil Morris kommen ganz unprätentiös daher, ohne viel Chichi und Getue. Sie sind oft laut. Was sie zu sagen haben, sagen sie geradeheraus.
Wenn das dann danebengeht, wird es schon mal langweilig. Bei einigen seiner schwächeren Kreationen kann man auch den Eindruck haben, als habe jemand schnell mal im Internet ein Anfängerset mit 30 Ölen bestellt und einfach was zusammengeschüttet. Das wirkt auf mich dann unprofessionell und selbst gebastelt, nicht wie die vorgebliche 30jährige Erfahrung.
Ich denke, Neil Morris ist ganz stark bei warmen, dunklen und weichen Noten. Da scheint er in seinem Element zu sein. Selbst Frisches und Ätherisches wird von ihm manchmal noch warm oder weich unterfüttert (Vapor, Aegean).
Einige Komponenten findet man bei ihm fast gar nicht; so gibt es etwa kein ausgesprochenes Vetiver Parfum. Von anderen Duftnoten kann er kaum die Finger lassen. Es gibt zahlreiche Parfums mit richtig viel Patchouli. Dazu die passende Namensgebung: Summer of Love – 1967 oder auch Hippie. Mr. Morris muss mit dieser Vorliebe selbst ein alter Hippie sein. Ich kann ihn mir gut vorstellen als Teilnehmer von Woodstock oder auch am Rande einer 80er-Jahre-Friedensdemo. Aufgestellt hinter einem Tisch, auf dem er zahlreiche Patchouli-Essenzen anbietet. Damals wurde Patchouli-Öl vorzugsweise über das Palestinensertuch gegossen! Vor der einen oder anderen seiner Patchouli Kreationen darf man schon warnen, siehe hierzu mein Kommentar zu Dark Earth. Sein Hippie-Stil wird zudem unterstrichen von einer Serie von 4 Parfums unter dem Titel „Memories of India“.
Gut ist er auch in Gourmand Düften. Auch die sind sehr ehrlich und geradeheraus: „October“ riecht ganz nach Thanksgiving, nach den späten Früchten des Jahres (Äpfel, Kürbisse), „Café“ ist Kaffee plus Kakao. „Izmir“ hingegen ist ein Brückenschlag: eine verwegene Kombination von Kaffee und Patchouli!
Die Qualität der Parfums ist durchweg hervorragend. Nach meinem Eindruck verwendet er Synthetisches nur dort, wo es besonderen Sinn macht, zum Beispiel die Aldehyde in Vapor und einigen anderen Parfums. Typischen Billig-Noten oder Kratzigkeit, die man in vielen Designer Düften findet, bin ich bei seinen Parfums nie begegnet. Die Basis seiner Düfte ist eher ölig als alkoholisch. Nach dem Aufsprühen sollte man das Parfum etwas verreiben, damit es in die Haut einziehen kann. Ich denke, auch das kann man als Qualitätsmerkmal ansehen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Neil Morris mit seinem sehr direkten Stil besonders auf dem US-amerikanischen Markt Anhänger findet. In Deutschland habe ich nur für kurze Zeit ein Paar seiner Düfte bei Ausliebezumduft gesehen, wobei ich die getroffene Auswahl eher ungeschickt fand. Neil Morris scheint auf dem aufsteigenden Ast zu sein und damit vielleicht auch bei uns bald bekannter zu werden. Das Angebot wurde in 2009 beträchtlich erweitert. Mr. Morris bedankte sich auf seiner Webseite neulich mit einer kurzen Rabattaktion dafür, dass 2009 „our best year ever“ war.
Allerdings hat Mr. Morris auch unlängst die Preise erhöht – wofür ich vor dem Hintergrund des Dollarverfalls Verständnis habe. Es gibt 2 Preislinien. Die 8 Düfte der „Signature“ Collection kosten 95 US-Dollar pro 60 ml. Die Mehrzahl der Düfte gibt es dafür nun als 30ml Abfüllung für 70 US-Dollar. Mit einer Erweiterung des umfangreichen Sortiments ist zu rechnen. Bei meinem letzten Einkauf erhielt ich gratis 2 Proben von Düften, die noch nicht offiziell erhältlich sind.
Abgesehen von der expliziten „Flowers for Men“ Serie gibt es bei Neil Morris keine Unterscheidung in Herren – und Damenparfums. Hiervon hält Mr. Morris nichts, wie er in einem Interview erklärte. Bei der Gelegenheit outete er sich übrigens als Chanel No. 5 Träger.
Wer mehr wissen will – dieses Interview gibt es hier:
perfumecritic.com/joomla2/index.php?option=com _content&task=view&id=381&Itemid=50
Neben seinem Online Shop www.neilmorrisfragrances.com unterhält Neil Morris noch einen Blog:
fragrantdreams.blogspot.com/
So, ich hoffe meine Infos sind nützlich. Mein dringender Rat: vor einem eventuellen Kauf erst Proben bestellen!
Gibt es Eurer Meinung nach weitere Parfumeure oder Parfumhäuser, die einen besonderen Stil haben? Falls ja, würde ich mich über Besprechungen und Vorstellungen zu jeweils einer Marke als Thread in diesem Forum freuen.
Ich bin vor ca. 2 Jahren im Internet auf www.neilmorrisfragrances.com gestoßen, aufgrund von Werbebannern, die auf Basenotes geschaltet waren. Ich habe mir die Seite angeschaut und einige wenige Düfte als Probe bestellt, deren Zusammenstellungen mir interessant erschienen. Darunter auch Fetish. Nachdem ich diesen Duft getestet hatte, war klar, dass ich ihn haben will. Er ist seitdem in meiner Top-10-Liste ganz oben.
Ich bestellte also einen Flakon Fetish, zusammen mit weiteren Proben. Dann gefiel mir der nächste Duft, den ich dann wiederum mit weiteren Proben bestellte usw.
Mittlerweile habe ich gut das halbe Sortiment von Neil Morris durch, wobei ich die feminin wirkenden Düfte eher ausgelassen habe. Das Programm von Neil Morris umfasst einfach zu viele Düfte, insgesamt sind es derzeit 60 plus ein Signature Duft für Takashima New York.
Daher möchte ich an dieser Stelle eine Warnung loswerden: Nicht alles von Neil Morris ist wirklich erstklassig gelungen. Manches finde ich durchschnittlich. Dazu kommt dann noch seine besondere Handschrift.
Die Highlights sind für mich bisher Fetish, das Rosenparfum und das Gardenienparfum aus seiner Flowers for Men Serie, sowie Vapor. Daneben gibt es weitere sehr schöne Parfums wie Izmir, October, Midnight Tryst, Burnt Amber, Prowl …
Nun ein paar Worte zu seinem Stil: Neil Morris ist ein Weltmeer entfernt von den französischen Parfumkünstlern. Boston ist nicht Grasse! Seine Düfte sind sozusagen „amerikanisch“. Es fehlt durchaus an Subtilität. Die Düfte sind manchmal eindimensional, manchmal fehlt Raffinesse. Da wird kein französischer Kaviar serviert, sondern ein gescheiter Burger aus erstklassigem Rindfleisch frisch vom Holzkohlegrill! Und die können ja richtig gut sein. Düfte von Neil Morris kommen ganz unprätentiös daher, ohne viel Chichi und Getue. Sie sind oft laut. Was sie zu sagen haben, sagen sie geradeheraus.
Wenn das dann danebengeht, wird es schon mal langweilig. Bei einigen seiner schwächeren Kreationen kann man auch den Eindruck haben, als habe jemand schnell mal im Internet ein Anfängerset mit 30 Ölen bestellt und einfach was zusammengeschüttet. Das wirkt auf mich dann unprofessionell und selbst gebastelt, nicht wie die vorgebliche 30jährige Erfahrung.
Ich denke, Neil Morris ist ganz stark bei warmen, dunklen und weichen Noten. Da scheint er in seinem Element zu sein. Selbst Frisches und Ätherisches wird von ihm manchmal noch warm oder weich unterfüttert (Vapor, Aegean).
Einige Komponenten findet man bei ihm fast gar nicht; so gibt es etwa kein ausgesprochenes Vetiver Parfum. Von anderen Duftnoten kann er kaum die Finger lassen. Es gibt zahlreiche Parfums mit richtig viel Patchouli. Dazu die passende Namensgebung: Summer of Love – 1967 oder auch Hippie. Mr. Morris muss mit dieser Vorliebe selbst ein alter Hippie sein. Ich kann ihn mir gut vorstellen als Teilnehmer von Woodstock oder auch am Rande einer 80er-Jahre-Friedensdemo. Aufgestellt hinter einem Tisch, auf dem er zahlreiche Patchouli-Essenzen anbietet. Damals wurde Patchouli-Öl vorzugsweise über das Palestinensertuch gegossen! Vor der einen oder anderen seiner Patchouli Kreationen darf man schon warnen, siehe hierzu mein Kommentar zu Dark Earth. Sein Hippie-Stil wird zudem unterstrichen von einer Serie von 4 Parfums unter dem Titel „Memories of India“.
Gut ist er auch in Gourmand Düften. Auch die sind sehr ehrlich und geradeheraus: „October“ riecht ganz nach Thanksgiving, nach den späten Früchten des Jahres (Äpfel, Kürbisse), „Café“ ist Kaffee plus Kakao. „Izmir“ hingegen ist ein Brückenschlag: eine verwegene Kombination von Kaffee und Patchouli!
Die Qualität der Parfums ist durchweg hervorragend. Nach meinem Eindruck verwendet er Synthetisches nur dort, wo es besonderen Sinn macht, zum Beispiel die Aldehyde in Vapor und einigen anderen Parfums. Typischen Billig-Noten oder Kratzigkeit, die man in vielen Designer Düften findet, bin ich bei seinen Parfums nie begegnet. Die Basis seiner Düfte ist eher ölig als alkoholisch. Nach dem Aufsprühen sollte man das Parfum etwas verreiben, damit es in die Haut einziehen kann. Ich denke, auch das kann man als Qualitätsmerkmal ansehen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Neil Morris mit seinem sehr direkten Stil besonders auf dem US-amerikanischen Markt Anhänger findet. In Deutschland habe ich nur für kurze Zeit ein Paar seiner Düfte bei Ausliebezumduft gesehen, wobei ich die getroffene Auswahl eher ungeschickt fand. Neil Morris scheint auf dem aufsteigenden Ast zu sein und damit vielleicht auch bei uns bald bekannter zu werden. Das Angebot wurde in 2009 beträchtlich erweitert. Mr. Morris bedankte sich auf seiner Webseite neulich mit einer kurzen Rabattaktion dafür, dass 2009 „our best year ever“ war.
Allerdings hat Mr. Morris auch unlängst die Preise erhöht – wofür ich vor dem Hintergrund des Dollarverfalls Verständnis habe. Es gibt 2 Preislinien. Die 8 Düfte der „Signature“ Collection kosten 95 US-Dollar pro 60 ml. Die Mehrzahl der Düfte gibt es dafür nun als 30ml Abfüllung für 70 US-Dollar. Mit einer Erweiterung des umfangreichen Sortiments ist zu rechnen. Bei meinem letzten Einkauf erhielt ich gratis 2 Proben von Düften, die noch nicht offiziell erhältlich sind.
Abgesehen von der expliziten „Flowers for Men“ Serie gibt es bei Neil Morris keine Unterscheidung in Herren – und Damenparfums. Hiervon hält Mr. Morris nichts, wie er in einem Interview erklärte. Bei der Gelegenheit outete er sich übrigens als Chanel No. 5 Träger.
Wer mehr wissen will – dieses Interview gibt es hier:
perfumecritic.com/joomla2/index.php?option=com _content&task=view&id=381&Itemid=50
Neben seinem Online Shop www.neilmorrisfragrances.com unterhält Neil Morris noch einen Blog:
fragrantdreams.blogspot.com/
So, ich hoffe meine Infos sind nützlich. Mein dringender Rat: vor einem eventuellen Kauf erst Proben bestellen!
Gibt es Eurer Meinung nach weitere Parfumeure oder Parfumhäuser, die einen besonderen Stil haben? Falls ja, würde ich mich über Besprechungen und Vorstellungen zu jeweils einer Marke als Thread in diesem Forum freuen.