DarkForest

Montale ist gerne anders und das ist ja nicht schlecht aber hier wurde ein wenig die Krone abgeschossen, von den Düften die ich bisher von diesem Parfümhaus getestet habe.

Schon beim Abziehen des Verschlusses der Probe umweht mich ein Hauch von Hubba Bubba Kaugummi Cherry. Sobald der Duft meine Haut kontaktiert werde ich eingehüllt von einer Wand aus Wick Hustenbonbons Wildkirsche, mit einer nur noch unterschwelligen Note des oben genannten Kaugummis.

Er ist sehr stark, überaus raumgreifend und sehr langanhaltend. Wenn man Ausdauer mitbringt (bei mir dauert es ungefähr 5 Stunden) wird der Duft sehr schön, vorher ist er sehr fordernd auch der Umgebung gegenüber.

Durch Zufall habe ich gemerkt, dass sich Mukhallat harmonisch bei mir mit Blue Amber layern lässt. Leider soll dies bei Montale nichts heißen, da die Düfte sich so gut wie immer sehr unterschiedlich auf der Haut des entsprechenden Trägers entwickeln. Eigenerfahrung bei Test mit meinem Bruder, was bei ihm angenehm auf der Haut riecht, entwickelt sich meist auf meiner Haut zu Ungunsten für mich und umgekehrt.

Somit heißt es für jeden der mutig ist, einfach mal selber testen.

Dieser Duft ist auf der einen Seite erschreckend interessant, auf der anderen aber auch irgendwie sehr enttäuschend.

Ich liebe Aldehyde und auch metallische Noten, sowie auch Holz immer gern gesehen ist und als Geologe weis ich auch wie Schiefer und Kies riechen (garnicht mal so schlecht, als kleine Anmerkung). All diese Komponenten hatten AB erst einmal in meine Wunschliste katapultiert und den ersten Platz auf der "Zu-testen-Liste" einnehmen lassen.

Dann kam der Tag als ich die Probe von Blood AB bekam. Sofort aufgelegt und nichts mit warten - abrupt war ich in einer Wolke aus Frische und zitrischen Noten eingehüllt, garniert mit Metall. Raumgreifend, sehr ergiebig (hatte nur einmal gesprüht) und irgendwie sehr vertraut.
Nach kurzem Überlegen wusste ich auch woher, ich befand mich in einer frisch geputzten sanitären Einrichtung. Metall trifft auf gutes Reinigungsmittel. Das ist das Interessante, was ein Parfümeur nicht alles aus den Duftstoffen raus holen kann; wenn man die Liste ließt würde man eher nicht damit rechnen nachher auf einem Metall-Klo zu landen.

Enttäuschend ist die nicht vorhandene Entwicklung. Noch morgens als ich aufwachte und mein Handgelenk auf meiner Nase den Ruheplatz gefunden hatte, wurde ich mit dem gleichen Duft des Vortages begrüßt.

Die Haltbarkeit enttäuscht hingegen nicht auch noch am besagten Folgetag hatte er nicht wirklich an Intensität eingebüßt.

Fazit: Irgendwie faszinierend aber auf Dauer auch wieder sehr anstrengend und ermüdend. Als Raumduft vielleicht nicht schlecht. Zudem kann man ähnliche Resultate einfacher und ein wenig günstiger haben z.B. beim Putzen seines Bades.
Er hat seinen Platz auf der Wunschliste abgeben müssen.

Dank einer guten Freundin bin ich jetzt auch schon Besitzer dieses Duftes.

Was Jean Paul Gaultier hier auf den Markt gebracht hat ist schön, gourmand und ungewöhnlich.

Grüne Frische triff auf Kakao in Form von Zartbitterschokolade, das sind meine ersten Gedanken als ich den Duft auf meiner Haut sprühe. Die Süße wird vom Patchouli geliefert, jedoch nur sehr dezent, der Kakao-Akkord bleibt sonst erst einmal relativ unverfälscht, der Vetiver puffert hier anscheinend, da der Gourmand-Charakter in der ersten Zeit nicht so stark ausgeprägt ist und Kokorico auch auf meiner Haut nicht so schwer ist.

Im Verlauf der Duftentwicklung wird die Schokolade zudem durch einen würzigen Basiston ergänzt, dem man einen leicht holzigen Akkord entnehmen kann, jedoch dominiert das Würzige.

Ich finde Kokorico sehr originell, für Jean Paul Gaultier jedoch auch ein zurückhaltender und dezenterer Duft, im Vergleich mit dem Portfolio (siehe z.B.
Le Male und Fleur du Male). Jedoch hat auch er eine gute Projektion wie ich von meinem Bruder erfahren durfte.

Auf meiner Haut entwickelt sich dieser Gourmand sehr gut, somit kann ich nur sagen, ein Volltreffer beim Blindkauf

Nach dem Aufsprühen mutiere ich zu einem knusprigen Schokoplätzchen (mit Vorliebe zu einem Bahlsen Schokoröllchen). Dieser Zustand hält laaaaaaaaaange an! Wo erst schon befürchtet wird es gibt keine Entwicklung, kommt sie dann. Das Schokoplätzchen werwandelt sich und somit mich in Plätzchenteig. Gedanklich ertappe ich mich wieder beim Teig naschen aus der Kindheit.

Nachdem man dann doch relativ lange als besagter Plätzchenteig durch die Gegend gewandelt ist, tritt eine letzte Metamorphose ein, ich werde zu einem Vanillekipferl.

Also, die Schoko- und Vanillenoten werden bei diesem Duft ins exzessive ausgekostet.
Jeder sollte selbst einmal die Erfahrung machen, ob er ein Plätzchen sein will, ich kann nur sagen: Ich bin ein Plätzchen und das ist gut so.

Ja er ist süß, wie schon von einigen Kommentatoren angemerkt und auch schwer aber ich empfinde die Süße als angenehm und schwere Düfte mag ich auch sehr gerne.
Die Kopf- und Herznote vereinen sich und bilden einen nur schwer zu entwirrenden Gesamtkomplex. Das einzige was ich herausfiltern kann, ist eine floral würzige Note. Die Basisnote ist wohlig warm, man fühlt sich in ihr geborgen. Dominiert wird sie von Amber, Patchouli und Sandelholz, die das weiche, samtige Gefühl vermitteln.

Bei all dem Positiven gibt es jedoch auch ein ABER - die Haltbarkeit. Sie hängt bei mir anscheinend von der Tagesform ab oder wer weiss was; mal hält Antidote einen halben Tag öfter aber auch nur ein paar Stunden, wo ich mir dann die besagte Herrenhandtasche wünsche um den Flakon zu zücken und eine Auffrischung vorzunehmen.

Man kann sagen ein schöner Duft, der jedoch bei der Haltbarkeit Punkte einbüßt.