Asphodel

Asphodel

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Asphodel vor 9 Jahren 10 3
The Lumberjack Song
"I... I wanted to be... A LUMBERJACK!
Leaping from tree to tree! As they float down the mighty rivers of British Columbia! [...]
The Larch!
The Pine!
The Giant Redwood tree!
The Sequoia!
The Little Whopping Rule Tree!
We'd sing! Sing! Sing!"
(Monty Python)

Norne wurde von meinen Vorkommentatoren als Waldduft beschrieben. Das ist er auch, aber ich würde meinen Kommentar zu den vorhandenen, hevorragenden Beschreibungen nicht hinzufügen, würde Norne nicht einen bestimmten Wald evozieren:

Nicht den grünen, stillen, von Farnen und Moosen durchwucherten Laubwald.
Nicht den Wald, in dem Rot- und Schwarzwild durchs knackende Unterholz bricht.
Den Duft von Pilzen, Beeren wird man hier vergeblich suchen.

Die dunkle, ölige Flüssigkeit erschnuppernd taucht in der Phantasie eine Nadelwaldlichtung auf und - sofern die Phantasie lebhaft ist - das monoton-durchdringende Geräusch von Motorsägen: Holzfäller! Der durchdringende, etwas säuerlich-stechende, leicht medizinische Geruch frisch gefällten Nadelholzes dringt überwältigend in die Nase, ebenso das tropfende Harz aus den zersägten Baumscheiben. Kiefern... Kiefern, würde ich sagen. Oder doch Fichten?

Man schließt die Augen: Wo zum Teufel ist der Wald?

Ist man nicht doch mitten in einem Sägewerk?

Und die klar wahrnehmbare rauchige Note, was wird da verbrannt?

Ganz fein zieht sich eine Süße durch den Duft, auch sie wirkt eher krautig, holzig, wie verblühende Erika auf den großen Heideflächen meiner Kindheit.

Es ist nicht der Zauberwaldduft von Peter Pan oder der Greensleeves-Duft Robin Hoods.

Es ist ein harziger, schwerer, rauer und wie ich finde schöner Duft, sehr maskulin, sehr: Ich mache mir die Erde Untertan. Der Mensch an der Maschine. Mitten im uralten Wald.
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Asphodel vor 9 Jahren 1
Jasmin in ultralight-Version
Die Kaffeeblüte, so heißt's, blüht des Nächtens und soll im Duft dem Jasmin ähneln.

Wenn dem so ist, so handelt es sich um eine Ultralight Version dessen, was man als typischen Jasminduft einordnen würde.

Bei mir explodiert beim Auftragen der Duft mit ungeheurer, etwas scharfer Süße, eine Pfeffernote kann ich nicht erkennen, der Eindruck entsteht vielleicht aus der zarten Fruchtsäure, die den Akkord begleitet.

Der Süße gesellt sich sehr schnell die pudrige, üppige Version weißer Blüte hinzu, weich, aber zart - der Gedanke an Jasmin drängt sich auf, und die etwas irritierende Erinnerung an eine reichhaltige Creme, was dem Duft eine nicht vermutete Schwere verleiht. Last but not least entfaltet sich bei mir eine ganz feine, für meinen Geschmack viel zu weiche Holznote, Vanille nehme ich nur sehr dezent wahr.

Der Werbeslogan suggeriert "the diversity of Costa Rica: as exotic as its tropical beaches, natural and airy as its mountains. Refreshing and distinguished [...]".

Refreshing? Ein leichter Duft für Liebhaberinnen von pudrigsüßen weißen Blütendüften mit warmer Basis, vermute ich (und damit definitiv nicht mein Duft, aber das nur am Rande).
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Asphodel vor 9 Jahren 9 4
Ligusterblüten an stillen Frühsommertagen
Die Marke Hampton Sun, vor rund 10 Jahren von zwei New Yorkern geschaffen, ist bekannt für luxuriöse Sonnenschutz- und Hautpflegeprodukte. Das Unternehmen hat nur ein einziges Parfüm herausgebracht, den Signaturduft der Marke, Privet Bloom, übersetzt schlicht: Ligusterblüte

Meine Suche nach bestimmten floralen Erinnerungen brachte ich mich durch Zufall zu diesem Duft. Prägend für meine Kindheit und Jugend (oh hätte man noch das Geruchsvermögen von damals!) waren die verwilderten Gärten, darin unter vielen anderen Pflanzen der Efeu, den ich in Diptyques "Eau Lierre" wiederentdeckt hatte, und die hohen Ligusterhecken.

Blühender Liguster mit seinen kleinen, verschlossen wirkenden weißen Blütenrispen mit ihrem betäubenden, überwältigenden Duft - sollte es tatsächlich ein Parfüm geben, das diesen Duft perfekt einfängt?

Privet Bloom war ein Blindkauf - mir gefiel die Idee eines Ligusterparfüms und auch die begleitenden Noten entsprachen meinen Vorlieben. Der Flakon gefiel mir ausnehmend gut, gleichzeitig schlicht und verspielt-elegant.

Und der Duft? Der Liguster ist überwältigend, dominant, wie die sonnenbeschienenen Hecken entlang der Gärten an einem trockenheißen Frühsommertag: Mit der stechenden, herben Süße der Ligusterblüte, abgemildert durch den weichen Jasmin, unterfüttert mit einem Hauch Moschus und ganz zart anklingend Salz, in Summe sehr grün- floral, klar und kühl.

Ein Unisexduft, zu herb für einen rein femininen Duft, zu floral für einen rein maskulinen Duft.

Ein interessanter Akzent, ein Duft en passente und ein Traum für alle, die den Duft von Ligusterblüten lieben und sich in die Stille, Ordnung und Konzentration eines Labyrinths aus hohen, grünen, ebenso lieblich wie streng duftenden Hecken hineinträumen wollen.
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Asphodel vor 9 Jahren 2 1
"Das ist der Hessenduft, der duftet nach Kirschblüten, fruchtig ein bisschen."
So beschrieb ihn David Albrecht* von der Parfümerie Albrecht in Frankfurt, die zu den für das Image des Bundeslandes als innovativem Standort geschaffenen Hessen Produkte 2006 den Duft beigesteuert hat.

Der Flakon ist 2006 im Rahmen eines Projektes der Hochschule für Gestaltung Darmstadt speziell für diesen Duft kreiert worden und er ist gelungen: Apfelbaumholz bildet den Sockel des Flakons aus wunderbar weißem Höchster Porzellan, der Verschluss besteht aus einem transparentem Plexiglas-Stab, mit dem ich nun zwecks Probe eine winzige Menge Inspire! aufs Handgelenk tupfe. Innovativ ist der Flakon in seiner Verbindung von bewährten Werkstoffen und puristisch-moderner Linie zweifelsohne - mal sehen, ob der Duft das innovative Hessen auch so verkörpern kann.

Zunächst entfaltet sich die zitierte Kirschblüte, frisch, süßlich und eher zart. Vielleicht auch eine feine Magnoliennote - gibt es Magnolien in Hessen? Ein floraler, eher süßlicher Duft. Findet sich Frucht? Vielleicht ein Hauch Apfel, süß und hauchfein zitrisch-frisch wie ein Elstar. Bald breitet sich die Basis aus, pudrige, cremige Vanille mit einer leicht grün-holzigen Note...in Summe ein süßer, fedrig frühlingshafter Duft, eher weich und warm als frisch, zumindest entwickelt er sich so auf meiner Haut.

Während der Flakon urban wirkt, evoziert der Duft doch eher die Landschaften Hessens.

Inspire! kam 2006 in einer Startauflage von 2000 Stück auf den Markt, laut FAZ war wegen der großen Nachfrage seinerzeit die weitere Produktion geplant. Aktuell findet man auf der Homepage von Albrecht keine Informationen mehr zu Inspire!

*Zitat von David Albrecht siehe http://www.mdr.de/exakt/frankfurt108-download.pdf
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Asphodel vor 9 Jahren 6 3
Abgesang auf einstige Größe
Dieser Kommentar beschreibt einen Duft, den es so nicht mehr gibt. Einen Duft in der alten Version. Einen Duft, der einem auf der Suche nach Vintagedüften vor dem Fluch der Reformulierung in einem eckigen Flakon und mit damals sehr heller Bernsteinfarbe in irgendeiner Auktion noch begegnen mag.

Das alte Ofrésia war ein klarer Blütenduft, der mit einem gewaltigen Akkord von Pfeffer begann: Die für Freesien so charakteristische Pfeffernote war so stark, ein so unwiderstehliches Prickeln frisch gemahlenen Pfeffers in der Luft, dass man unwillkürlich niesen musste - ist es ein Wunder, dass der Duft reformuliert wurde in einer Zeit, die potentielle Allergieauslöser sanktioniert wenn auch nur der Hauch eines Verdachts zu bestehen scheint?

Nach diesem furiosen Auftakt wich die würzige Pfeffernote der voll aufgelühten Freesie, weder süß noch lieblich, sondern kraftvoll und klar, unterfüttert vom immer noch deutlich, aber sich harmonisch einfügenden Pfeffer - ja, hier sind sie: Freesien - meist weiße oder gelbe zarte Blütendolden mit einem überraschend intensivem Duft, dem eine Kraft innewohnt, die man bei dieser mageren Pflanze kaum vermutet. Die folgenden Holznoten sind sehr hintergründig , ein feiner Akzent, der die Würze untermalt ohne der Blüte ihren Raum zu nehmen.

Das war Ofrésia bis ca. 2005

Was daraus wurde ist ein schmalbrüstiger floraler und, wie ein anderer Kommentator schrieb: kein großer Duft. Ofrésia - das ist nun ein zarter Duft, der sich unauffällig, sang- und klanglos und nun eben auch: arglos unter die vielen Frühlingsdüfte gesellt.

Ofrésia war einst ein Duft so ungewöhnlich wie die Freesie selbst: Eine kühle, dennoch würzige Blüte, filigran, doch kraftvoll, monothematisch, doch anhaltend und überraschend facettenreich - es ist dieser Duft, den Olivia Giacobetti Ende der 90er geschaffen hat.
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