Bleudegonse
Bleudegonses Blog
vor 9 Jahren - 12.06.2015
16 33

Signora Schlossparfümerie oder wer bin ich ?

Damals, im Jahre 3 der Flakonzeitrechnung, begleitete ich den Mann meines Herzens in eine der exklusivsten Parfümerien der Stadt. Er trug ein Zettelchen mit 5 Namen in der Tasche, ich fünf Taschen. Wir hatten schon mehrere Parfümerien besucht, nie hatte es einen Namen vom Zettelchen gegeben und meine Nase war schon etwas wund von all den angebotenen Neuheiten und Besonderheiten, alle angeblich so besonders wie wir. Nun ja.

Für heute hatte ich also die Suche nach einem würdigen Nachfolger für mein geliebtes wilde Jahre Parfüm aufgegeben, und war fast verzweifelt über die unzähligen Düfte, die alle nicht richtig waren. Alles war so viel und ich wusste auch nicht, was ich suchen sollte, und so wollte ich mich auf die Rolle der Taschenträgerin beschränken, denn hier endlich, mehrere Namen vom Zettelchen waren vorrätig und ich stellte mich geduldig darauf ein, dass die nächste Tüte hier gefüllt würde, wenn auch nach längerem Prozess. Ich betrachtete die schöne Einrichtung, ließ mich ab und an von einem Papierstreifchen bewedeln, sagte „hmhm“und „auch nicht schlecht“, und „puh, das geht gar nicht „ und vertiefte mich wieder in die präsentierten Flakons, aber eher mit dem Hintergedanken mein Geruchswissen systematisch zu erweitern.

Der Liebste wurde weiter umschwirrt und ich stand daneben sagte jetzt eher “ ja, der ist sehr schön „ oder „da ist etwas drin , was mir nicht gefällt" und zuletzt war dann die gewichtigste der Flaschen ausgesucht, sie trug eine hübsche goldene Sonne auf dem Bauch und alle waren nach dem schweren Kampf erleichtert und glücklich.

Ob man der Dame auch etwas aufsprühen dürfe. Ich zeigte auf ein mit fünf Sternlein gelobtes Fläschchen, das nur in dieser Parfümerie zum Probesprühen offen dastand. Wenn schon keine Orgie, dann wenigsten Theorie.

Ich hielt brav mein Handgelenk hin und kaum stieg der Duft nach oben, war klar - schon wieder nichts.

„Der ist nichts für Sie“ sagte die Verkäuferin milde.

„Ja“ sagte ich traurig „der ist nichts für mich“.

„Der passt nicht zu Ihnen“.

“Nein“ sagte ich resigniert.

Pause

„Zu Ihnen passen andere Düfte“.

„Ja ?“ sagte ich und wurde von einer kleinen Hoffnung gestreift, „was meinen Sie, könnte denn passen ?.

Sie schwieg.

Der Liebste wollte nun auch wissen, was zu mir passen könnte. Stumm schritt sie die Regale ab, bis sie den Flakon gefunden hatte.

„DER ist was für Sie“

Ich hielt ihr schicksalsergeben das andere Handgelenk hin.

Volltreffer.

Sie suchte wieder in den Regalen.

„Und der.“

Ich machte die Armbeuge frei.

Versenkt.

„Gehen Sie spazieren“.

Die Hohepriesterin entließ uns zur Entscheidungsfindung und wir tanzten vollkommen beglückt durch die Straßen, die Choreografie kennt ihr alle, links rechts, eigenes Handgelenk, eigene Nase, links rechts, eigenes Handgelenk fremde Nase, links rechts, fremdes Handgelenk eigene Nase und von vorne…

Die Tüte ist dann noch etwas schwerer geworden.

Ich habe und liebe beide Düfte, und bin nach wie vor beeindruckt von der Signora Schlossparfümerie, der besten Parfümverkäuferin der Stadt, die Einzige, die nicht nur etwas von Parfüm versteht, sondern auch von Menschen.

( Auch wenn ich im Jahre 40 der Flakonzeitrechnung ein paar Abstriche im Hochlob machen muß. Weiße Blüten stehen auf meiner Stirn nun wirklich nicht geschrieben, und das konnte sie lesen )

Nachtrag: es waren "Back to Black" und "Bouquet Ideale". Bis dahin wußte ich noch nicht einmal von der Existenz der beiden Firmen.

16 Antworten

Weitere Artikel von Bleudegonse