Calantha

Calantha

Rezensionen
Calantha vor 11 Jahren 17 7
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Die "Weissen Nächte" von St. Petersburg
Coco Noir - welch ein verführerischer Name mit einem edlen Flacon! Und der Duft ist es auch, aber er ist nicht schwarz - nie im Leben ist er das - eher ähnelt er der Abenddämmerung. Vielleicht erinnerte sich J. Polge bei der Duftkomposition von Coco Noir an die Liaison zwischen Coco Chanel und Igor Stravinsky, welcher in der Nähe von St. Petersburg aufwuchs und mit dem sie später wohl eine Romanze der besonderen Art hatte, als er in Frankreich im Exil lebte? Vielleicht schwärmte Stravinsky gegenüber unserer Coco einst von den berühmten "Weissen Nächten" seiner Heimat - wer weiss das schon?

Den Duft habe ich jetzt über einen längeren Zeitraum ausgiebig testen können. Die Ouvertüre ist grandios, ein gelungener, sanfter orientalischer Auftakt lässt mein Herz höher schlagen. Doch nach etwa zehn Minuten verblasst dieser Rausch so schnell, wie er gekommen ist, und ich hatte die Befürchtung, Coco Noir hätte sich beinahe verabschiedet, aber dem war nicht so - Gott sei Dank!

Denn jetzt erkennt man ziemlich deutlich den Jasmin in Kombination mit Patchouli und das bleibt auch eine ganze Weile so, Geranie und Rose kann ich nicht erkennen. Man könnte meinen, über St. Petersburg würde nun die späte Dämmerung liegen, die aber in den Sommernächten nie in eine vollkommene Dunkelheit übergeht; ein Hauch von Mystik, eine kaum wahrzunehmende Spur an Erotik aber auch ein wenig Romantik umgeben einen.

Später wird Coco Noir nach und nach immer sanfter, Weihrauch und Sandelholz geben hier vorwiegend den Ton an. Ein warmer Duft mit einer hölzernen, rauchigen Basis umschmeichelt einen und diese endet ganz still mit dem Eintritt der Morgendämmerung in St. Petersburg.

Die Haltbarkeit ist im Vergleich zu fast allen anderen Chaneldüften leider nur mittelmässig, nach etwa sechs Stunden ist der Zauber (zumindest auf meiner Haut) verflogen. Selbst an recht warmen Sommertagen konnte ich diesen Duft ohne Probleme tragen, da scheint die Sillage doch arg zu schwächeln.

Dennoch: Coco Noir fasziniert mich und ich bin hin- und hergerissen. Er hat es immerhin schon auf meine Wunschliste geschafft, dieser Duft passt irgendwie zu mir, aber (noch) nicht zu hundert Prozent.

Vergleiche mit Coco EdP oder Coco Mademoiselle werde ich nicht ziehen. Denn: Coco Noir steht meines Erachtens nach ganz für sich allein, ein feiner, edler und eleganter Duft, rauchig & hölzern, niemals aufdringlich, zu schwer oder gar zu opulent, weder beschwingt noch verspielt, aber eben auch nicht schwarz!
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