04.12.2017 - 05:46 Uhr

FrauLohse
68 Rezensionen

FrauLohse
Top Rezension
35
Adagietto
Adagietto oder auch:
"Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass wir im Leben immer weiterkommen müssen? Ich würd einfach gerne mal ankommen."
Was mich an Chanel immer schon fasziniert hat, ist die leichte Sprödheit, die alle Düfte irgendwie einen. Sie beinhalten oft einen Gegensatz, den ich nicht genau aufzeigen kann. Coco Noir fällt hier aus dem Rahmen. Coco Noir ist nämlich eine Schmeichlerin.
Lange Zeit habe ich einen großen Bogen um den Duft gemacht, weil „Noir“ für mich andere Bilder bereithält. Die Coco als solches war mir bisher zu viel und da nochmal ne Schüppe druff. Oh nö. Bis ich hier las, wie groß die Enttäuschung war über Coco Noir. Erst da traute ich mich an die Schwarze heran.
Direkt der erste Sprühstoß brachte gleich etwas in mir zum Schwingen.
Ein guter Duft misst sich für mich nicht daran, wie toll er gemacht ist, mit welchen besonderen Zutaten er erschaffen wurde, sondern daran, ob ich ein Gefühl für ihn entwickle oder eben nicht.
Ich atmete ein und ließ mich direkt in den Duft fallen.
Er startet mit Getöse. Ähnlich einem Türengeklapper und großem Hallo, wenn man nach einer Reise wieder nach Hause kommt. Und genau das setzt augenblicklich ein. Ein „nach Hause kommen“. Der Duft dimmt sich ab, fährt immer weiter runter. Ein Aufatmen, ein Fallenlassen. Endlich, Schuhe aus, raus aus den Klamotten, Kerzenlicht, Musik, Badewanne, lange Gespräche am Abend gemütlich auf der Couch. Genauso fühlt sich der Duft für mich an. Friedvoll. Erfüllend. Wonnig.
Wie riecht er denn nun?
Ein bisschen staubig nehme ich ihn wahr, nicht ganz so klar gezeichnet, die Eindrücke verschwimmen, er ist fruchtig, ohne die übliche Herbe der Chanels, doch findet sich auch keine Mädchenfrucht, ein Hauch Mademoiselle, er ist patchoulig, auf nicht erdige Art, dunkelrosig, ohne Seife, vielleicht einen Tick rauchig anfangs, er ist pudrig, zart umschwebt von einer Ahnung Vanille, nach hinten erhellend.
Alles schön runter gedimmt, sehr dezent. Nichts erschlägt. Nichts ist dreckig. Der Duft hält sich mehr im Hintergrund auf. Gerade seine „leisen Töne“ gefallen mir ausnehmend gut. Man könnte ihn jetzt böse auf einen Fruitchouly runterbrechen, wird damit aber dem Duft nicht gerecht.
Er hält, entgegen der Meinungen hier, sehr lange. Am nächsten Tag nehme ich ihn immer noch auf den Textilien wahr und auch Fremde bestätigen, dass der Duft nach Stunden zwar dezent, aber präsent ist.
Nutzbar als Tages- und Abendduft. Aufbauen kann man mit ihm auch, so dass man Coco Noir am Tage trägt und z.B. Mademoiselle am Abend auflegt, ohne, dass sich die Nuancen der Düfte aneinander stören.
Coco Noir verändert sich im Tragen auch nicht groß, aber das ist für mich auch der Schönste der Düfte, der seinen Kopf ins Herz hineinzieht und dort verweilt, bis er ausklingt.
Für mich ist Coco Noir ein bisschen wie das Adagietto in Mahlers 5.
Das Adagietto, wage ich zu behaupten, erschließt sich erst wirklich in seiner ganzen Schönheit im Kontext der kompletten Sinfonie. Zwar kennt jeder das Adagietto und findet es schön, aber wie zart und sensibel es ist, wird einem erst klar, wenn man jede Minute der 5. genossen hat.
Ich weiß noch, wie es war, als ich die 5. Sinfonie das erste Mal gehört hatte. Mein Herz verwandelte sich in einen Kolibri, es flimmerte und wimmerte, es vibrierte, und all die Emotionen, die sich unweigerlich mehr und mehr aufbauten, verschafften sich beim Adagietto Erleichterung. Oder anders, ich musste heulen.
So sehr hat mich das Zusammenspiel all dieser Töne berührt und ich fand das Adagietto da nicht mehr schön, sondern so vollkommen und ergeben, dass mein Herz einfach überfloss.
Und so mag Noir vielleicht der falsche Name für diesen Duft sein, weil er in uns allen eine andere Assoziation hervorruft, den Einen enttäuscht, den Anderen nicht erreicht dadurch, aber er erschließt sich mir im Kontext. Er ist das Adagietto in Coco. Eine wahrhaftige Liebeserklärung. Ein Ruhepunkt.
Die Reihe Coco ist möglicherweise vollendet.
Das Mädchen Coco, die Frau Coco, mit Coco Noir scheint sie nun angekommen.
Obwohl, sofern Noir nicht schon die Altersmilde mit einschließt, könnte man ja noch auf Coco Teil 4 hoffen.
"Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass wir im Leben immer weiterkommen müssen? Ich würd einfach gerne mal ankommen."
Was mich an Chanel immer schon fasziniert hat, ist die leichte Sprödheit, die alle Düfte irgendwie einen. Sie beinhalten oft einen Gegensatz, den ich nicht genau aufzeigen kann. Coco Noir fällt hier aus dem Rahmen. Coco Noir ist nämlich eine Schmeichlerin.
Lange Zeit habe ich einen großen Bogen um den Duft gemacht, weil „Noir“ für mich andere Bilder bereithält. Die Coco als solches war mir bisher zu viel und da nochmal ne Schüppe druff. Oh nö. Bis ich hier las, wie groß die Enttäuschung war über Coco Noir. Erst da traute ich mich an die Schwarze heran.
Direkt der erste Sprühstoß brachte gleich etwas in mir zum Schwingen.
Ein guter Duft misst sich für mich nicht daran, wie toll er gemacht ist, mit welchen besonderen Zutaten er erschaffen wurde, sondern daran, ob ich ein Gefühl für ihn entwickle oder eben nicht.
Ich atmete ein und ließ mich direkt in den Duft fallen.
Er startet mit Getöse. Ähnlich einem Türengeklapper und großem Hallo, wenn man nach einer Reise wieder nach Hause kommt. Und genau das setzt augenblicklich ein. Ein „nach Hause kommen“. Der Duft dimmt sich ab, fährt immer weiter runter. Ein Aufatmen, ein Fallenlassen. Endlich, Schuhe aus, raus aus den Klamotten, Kerzenlicht, Musik, Badewanne, lange Gespräche am Abend gemütlich auf der Couch. Genauso fühlt sich der Duft für mich an. Friedvoll. Erfüllend. Wonnig.
Wie riecht er denn nun?
Ein bisschen staubig nehme ich ihn wahr, nicht ganz so klar gezeichnet, die Eindrücke verschwimmen, er ist fruchtig, ohne die übliche Herbe der Chanels, doch findet sich auch keine Mädchenfrucht, ein Hauch Mademoiselle, er ist patchoulig, auf nicht erdige Art, dunkelrosig, ohne Seife, vielleicht einen Tick rauchig anfangs, er ist pudrig, zart umschwebt von einer Ahnung Vanille, nach hinten erhellend.
Alles schön runter gedimmt, sehr dezent. Nichts erschlägt. Nichts ist dreckig. Der Duft hält sich mehr im Hintergrund auf. Gerade seine „leisen Töne“ gefallen mir ausnehmend gut. Man könnte ihn jetzt böse auf einen Fruitchouly runterbrechen, wird damit aber dem Duft nicht gerecht.
Er hält, entgegen der Meinungen hier, sehr lange. Am nächsten Tag nehme ich ihn immer noch auf den Textilien wahr und auch Fremde bestätigen, dass der Duft nach Stunden zwar dezent, aber präsent ist.
Nutzbar als Tages- und Abendduft. Aufbauen kann man mit ihm auch, so dass man Coco Noir am Tage trägt und z.B. Mademoiselle am Abend auflegt, ohne, dass sich die Nuancen der Düfte aneinander stören.
Coco Noir verändert sich im Tragen auch nicht groß, aber das ist für mich auch der Schönste der Düfte, der seinen Kopf ins Herz hineinzieht und dort verweilt, bis er ausklingt.
Für mich ist Coco Noir ein bisschen wie das Adagietto in Mahlers 5.
Das Adagietto, wage ich zu behaupten, erschließt sich erst wirklich in seiner ganzen Schönheit im Kontext der kompletten Sinfonie. Zwar kennt jeder das Adagietto und findet es schön, aber wie zart und sensibel es ist, wird einem erst klar, wenn man jede Minute der 5. genossen hat.
Ich weiß noch, wie es war, als ich die 5. Sinfonie das erste Mal gehört hatte. Mein Herz verwandelte sich in einen Kolibri, es flimmerte und wimmerte, es vibrierte, und all die Emotionen, die sich unweigerlich mehr und mehr aufbauten, verschafften sich beim Adagietto Erleichterung. Oder anders, ich musste heulen.
So sehr hat mich das Zusammenspiel all dieser Töne berührt und ich fand das Adagietto da nicht mehr schön, sondern so vollkommen und ergeben, dass mein Herz einfach überfloss.
Und so mag Noir vielleicht der falsche Name für diesen Duft sein, weil er in uns allen eine andere Assoziation hervorruft, den Einen enttäuscht, den Anderen nicht erreicht dadurch, aber er erschließt sich mir im Kontext. Er ist das Adagietto in Coco. Eine wahrhaftige Liebeserklärung. Ein Ruhepunkt.
Die Reihe Coco ist möglicherweise vollendet.
Das Mädchen Coco, die Frau Coco, mit Coco Noir scheint sie nun angekommen.
Obwohl, sofern Noir nicht schon die Altersmilde mit einschließt, könnte man ja noch auf Coco Teil 4 hoffen.
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