Chemist

Von Zeit zu Zeit mag ich dieses Parfüm sehr gerne. Es hat etwas von einem Waldspaziergang. Fruchtig-blumige Noten mischen sich harmonisch mit herben Holznoten. Die Haltbarkeit ist relativ gut. Sticht in meinen Augen positiv aus den Designerdüften hervor.

Grundsätzlich mag ich intensive arabisch-orientalische Düfte. Bei Ambre Sultan ist mir aber leider die Vanille zu vordergründig. In meinen Augen verdrängt sie die übrigen Duftnoten zu sehr. Die Richtung stimmt aber: weniger Vanille, und wir kommen ins Geschäft.

Für mich hat dieses Parfüm neben der starken Gewürznote leider etwas Säuerliches im Duft, das mir gar nicht gefällt. Ich glaube nicht, dass es schlecht und schon umgekippt war, sondern dass dieser leichte Säurehauch zur Note gehört. Jedenfalls konnte ich mich damit nicht anfreunden, auch Stunden nach dem Auftragen war er nicht verschwunden. Die Gewürze und die Intensität würden mich nicht stören, im Gegenteil. Werde also bei Gelegenheit weitere Düfte von Serge Lutens probieren, um den passenden für mich zu finden. Arabie war es definitiv nicht.

Eine zitrische Kopfnote nehme ich nicht wahr, sondern schwelge von Beginn an in orientalisch anmutendenden Gewürzen, die auch an Weihnachten erinnern. Zimt und Nelke sind vordergründig, intensiv, aber nicht unangenehm oder gar aufdringlich. Rauch ist deutlich spürbar, wobei ich an Weihrauch dachte, der aber bei den Duftangaben fehlt. So kann man sich täuschen. Der Duft ist insgesamt sehr warm, würzig, rauchig, und sehr haltbar. Für mich ein absoluter Glücksgriff.

Dass die Flasche mit einem separaten Zerstäuberaufsatz geliefert wird, finde ich unglücklich. Zwar bleibt der Duft ungeöffnet durch den Schraubverschluss vermutlich länger haltbar, aber wenn man diesen durch den Zerstäuber austauscht, passt anschließend die Flasche nicht mehr in den Karton. Und der Zerstäuber hat nicht einmal eine Schutzkappe (der Originalverschluss passt nicht). Was also tun? Die Flasche nach der ersten Benutzung ohne Karton aufzubewahren, ist nicht gut für die Haltbarkeit. Den Zerstäuber jedesmal wieder herauszunehmen und die Flasche mit dem Originalverschluss zu schließen, kann auch nicht die ideale Lösung sein, da ja Parfümreste im Zerstäuber verbleiben, die oxidieren und im schlimmsten Fall den Zerstäuber unbrauchbar machen können, oder man bringt bei der nächsten Benutzung Schmutz in die Flasche ein. Will der Produzent hierdurch die Verbraucher zwingen, die Flasche schnell aufzubrauchen?

In diesen Duft habe ich mich spontan verliebt. Im starken, komplexen Auftakt sind vor allem die Trockenfrüchte vorherrschend, die nicht nur zur Winterzeit passen, sondern - vermutlich dank der Harze - rund, weich und warm die Nase umschmeicheln. Ein bisschen wurde ich erinnert an Jubilation XXV von Amouage (Orange) und Elixir von Penhaligon's (Orangenblüte, Vanille).

Leider hält die Kopfnote nicht lange an, sondern verflüchtigt sich schon nach kurzer Zeit und geht in einen warmen, edlen, beinahe nobel-aristokratisch anmutendenden Old-English-Gentleman-Ton über, aus dem die Vanille dezent, aber spürbar hervorsticht. In dieser Phase erinnert mich der Duft ein wenig an Ambre Sultan von Serge Lutens, ist aber wesentlich unauffälliger.

1270 ist, wie ich finde, ein recht komplexes und sehr interessantes Nischen-Parfüm, einziges Manko ist die hohe Flüchtigkeit insbesondere der Kopfdüfte. Frapin stellt übrigens hauptsächlich Cognacs her. So erinnert die Farbe des Parfüms durchaus an einen feinen Cognac...