Cristalle

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41 - 43 von 43
Cristalle vor 13 Jahren 7 5
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Heilige Messe in der Domstadt
Zufällig kam ich gestern bei Farina Gegenüber (was ist denn das für ein Name?) vorbei und spazierte neugierig hinein. Hier gibt es ein Duftmuseum, interessant. Leider konnte ich nicht hinein, weil es erst später am Nachmittag eine Führung gab und ich zu dem Zeitpunkt noch was anderes vor hatte.

Nachdem ich hier auf Parfumo einiges über Ledergerüche gelesen hatte, und mir so gar nicht vorstellen konnte, wie Leder in Flüssigform riecht, zog mich der Flakon von Russisch Leder magisch an.

Herrenduft also, hmm… Also zunächst vorsichtig auf’s Papierkärtchen gesprüht – was soll ich sagen, so männlich erschien der mir gar nicht. Anfangs frisch und anschließend würzig, wagte ich den vorsichtigen Test auf dem Handrücken. Schon nach relativ kurzer Zeit roch ich nur noch süßlichen Weihrauch, volle Dröhnung! Wirklich passend zum nahen Kölner Dom. Leder?! Wo? Also Leder riecht für mich definitiv anders. Vielleicht war’s gestern zu heiß für Leder. Auf jeden Fall kann ich mir betagte, distinguierte Herren mit Hut vorstellen, die für den Besuch der Heiligen Messe am Sonntag Morgen Russisch Leder auflegen - Kyrieleison. Und dieser Weihrauch hatte Ausdauer, meine Güte.

Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass ich mir kein rechtes Urteil erlauben kann und ich vielleicht nochmal nachlegen sollte, kann ich aber nicht, weil hab ich nicht. Deshalb eine vorsichtige neutrale Bewertung. Schlecht roch es nicht, aber irgendwie hatte ich was anderes erwartet.

Nachtrag: Der Flakon sieht heute völlig anders aus: Eckig und aus Glas.
5 Antworten
Cristalle vor 13 Jahren 18 5
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Auf dem fliegenden Teppich über's Mittelmeer
Gestern führten mich meine Schritte nach Köln, wo ich dank der tollen Tipps des „Parfümerie-Reiseführers“ aus dem Parfumo-Forum zielstrebig die Parfümerie Goldkopf ansteuerte. Die Beratung war super-freundlich, ausgesprochen kompetent und Humor hatte die Dame auch noch. Da war ich sicherlich nicht zum letzten Mal.

Etra läßt mich fliegen: Ich schwebe wie eine Jeannie mit dem fliegenden Teppich rund ums Mittelmeer – so leicht, geradezu ätherisch. Von ferne wehen mich laue Lüftchen aus türkischen Rosengärten und orientalischen Märkten mit ihren Gewürzen an und über allem liegen trockene Winde aus der Sahara.

Als unerfahrene Schnüfflerin fällt mir eine analytische Duftbeschreibung schwer und die Duftpyramide hilft da auch nur bedingt weiter. Ich versuche es trotzdem: Ganz kurz nur, direkt nach dem Aufsprühen, rieche ich etwas säuerlich-frisches-zartwürziges, fast als hätte sich eine Zitrusfrucht in die Flasche verirrt. Die säuerliche Note aber verschwindet schnell und macht einem dezent-fruchtig-zartblättrigen Röschen Platz – keine gefüllte Rose sondern eher eine Wildrose, die von den Gewürzen sanft umschmeichelt wird. Dann kommt eine trockene Holznote dazu und ein wenig Pfeffer, der sich ziemlich lang im Hintergrund hält. Jasmin und Geranie kann ich nicht erkennen und bei den hölzernen Noten, scheint die Zeder das Sandelholz zu übertönen, obwohl ein klitzekleines bisschen Süße zu erahnen ist. Die säuerliche Note kehrt bei mir irgendwann in der Herznote wieder zurück, bis sie sich endgültig auflöst.

Etra legt sich um mich wie eine zweite Haut, wird eins mit mir - fantastisch, wunderschön - ich schwelge. Noch lange nach dem Auftragen geht von meiner Haut eine Aura von ganz leicht süßlich-trockener Würze aus. Etra ist stimmig, rund und sehr natürlich. In der Herznote erinnert mich Etra übrigens an Perles de Lalique, was vermutlich an der Kombination Rose/Pfeffer liegt. Beide Noten sind bei Etra aber nicht so ausgeprägt.

Etra ist ganz anders als meine bisherigen Sommerdüfte. Ich würde ihn wohl in der größten Sommerhitze nicht tragen, aber für laue Sommernächte und den Spätsommer oder auch Frühherbst ist Etra für mich eine echte Entdeckung. Ich glaube, wir beide werden richtig gute Freunde werden!

Wer allerdings gerne einen großen Duft-Auftritt hinlegt, wird auf Etra wohl besser verzichten, denn dieser Duft gehört eindeutig zur Kategorie der Leisetreter, was mir in den meisten Alltagssituationen durchaus zusagt.
„Frau Goldkopf“ hat mich also erkannt und mir genau das vorgeschlagen, was ich suchte – den etwas anderen leichten Duft! Danke dafür. Und obendrein durfte ich mit 3 Pröbchen von dannen ziehen. Ein richtig schönes Einkaufserlebnis. Mit Verkäufern zu reden, die ihren Job mit Interesse, Enthusiasmus und Fachkenntnis tun ist mir eine ausgesprochene Freude. Schade nur, dass solche Verkäufer immer seltener anzutreffen sind.

Noch ein Wort zur Haltbarkeit: Erstaunlich! Zumindest für einen so leichten, dezenten Duft – noch nach 6 Stunden deutlich auf der Haut wahrnehmbar.

Edit - eine Woche nach dem Kauf
Nachdem die ersten Wellen der Begeisterung etwas abgeebbt sind, gibt es leider 10 Punkte Abzug bei der Bewertung. Zwar war mir klar, dass dieser Duft nicht raumfüllend ist, aber wenn niemand außer mir überhaupt etwas wahrnimmt, außer wenn er förmlich in mich reinkriecht (was nur den wenigsten Menschen meiner näheren Umgebung vergönnt ist), und das obwohl ich mich für meine Begriffe schon richtig eingenebelt habe, dann ist das doch etwas dürftig für den Preis. Es wird mir daher nicht schwer fallen, dieses Fläschen (50 ml) in Nullkommanix zu leeren, da mir der Duft an sich nach wie vor seeehr gut gefällt. Ich werde einfach mal sehen, ob ich etwas strahlkräftigere Alternativen in dieser Richtung finden kann.
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Cristalle vor 13 Jahren 13 8
10
Haltbarkeit
6
Duft
Ein Duft wie Plätzchen backen
Na, dann will ich mal versuchen, hier meinen Einstand zu geben, obwohl meine Nase wohl noch einiges an Nachhilfe benötigt, wenn ich mir so angucke, was andere Leute alles aus den Duftwässerchen heraus schnuppern.

Ihr werdet es kaum glauben, aber ich habe an diesem Wochenende in der hintersten Ecke meines Kellers eine Schatzkiste gefunden - voll mit alten (auf Vorrat gekauften) Schätzen und Schätzchen, die meisten aus Duty-Free Läden rund um die Welt und auf jeden Fall alle noch aus DM-Zeiten. Ich habe meinen Augen nicht getraut, es war die reinste Wundertüte.

Und in dieser Tüte steckte auch noch eine große Flasche Venice, die ich als erste antesten musste, denn der Name sagte mir rein gar nichts mehr - im hinterletzten Winkel meiner Dufterinnerungen verloren - so dachte ich. Denn als ich es auf der Haut hatte, änderte sich das schlagartig - da war es wieder, dieses kurze, frische mandarinige Aufblitzen, das innerhalb kürzester Zeit unter einem Berg an Gewürzen begraben wird. Zu schnell für meinen Geschmack. Ich mag's lieber länger frisch, und wenn am Ende ein kleiner Orientale um die Ecke linst, dann hab ich nichts dagegen.

In mir steigt das Bild einer Weihnachtsplätzchen backenden Mutti auf - Vanille auf jeden Fall, Nelken vielleicht, Zimt - bestimmt - in jedem Fall entwickelt sich nun ein sehr runder, weicher, warmer Weihnachtsduft, in dem noch ein ganz klein wenig Mandarine mitschwingt, wenn auch nicht lange. Nennt man das Gourmand? Und ganz am Ende grüßt der Räuchermann von ferne und gibt der Mutti das Signal, die Bleche zusammenzuräumen und die Krümel aufzufegen. Mutti setzt sich nun mit einer schönen weichen Wolldecke auf's Sofa und entspannt mit dem Räuchermann. Dazu gibt es noch ein Löffelchen Honig gegen die Kälte.

Dieser Duft ist brav und sehr zahm, anfangs ziemlich hell, aber dann doch schnell dämmrig werdend - so richtig dunkel wird's mit ihm aber nicht, dazu verbreitet er am Ende zu viel Süßigkeit - für meinen Geschmack etwas zu ungezügelt. Aber vermutlich bin ich - was diesen letzten Punkt angeht - kein guter Maßstab.

Es ist wohl dieses brave Back-Aroma und diese "Überdosis" an Zucker, oder vielleicht doch eher Honig, was mich den Duft völlig vergessen ließ, denn mit dem Backen hab ich's nicht so.

Und was hat nun DAS ALLES mit Venedig zu tun?! Ach, klar - Der Räuchermann war sicher gar nicht echt, der trug eine Karnevalsmaske und statt Konfetti hat er Gewürze gestreut.

Nachtrag einen Tag später:
Haltbarkeit: Ein Wort reicht eigentlich, um es zu beschreiben: UMWERFEND für ein EdT - Nach mehr als 10 Stunden und mehrmaligem Händewaschen lag noch immer ein leichter Vanillehauch auf meinem Handrücken.

Und noch was fiel mir im Nachhinein auf - es ist vermutlich eine Bergamotte, die den zitrisch-hellen Auftakt bestimmt - ich bin noch sehr ungeübt in der Zuordnung einzelner Duftbestandteile, aber wenn ich andere Düfte vor meiner "geistigen Nase" vorbeifliegen lasse, dann vermute ich eher Bergamotte als Mandarine, ein bißchen Mandarine ist vielleicht auch dabei, könnte ich aber nicht drauf schwören.

PPS - Noch einen Tag später - Versehentlich ist mir ein Tröpfchen auf's Shirt gefallen. Da riecht das Zeug jetzt RICHTIG lecker drauf.
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