DerR

DerR

Rezensionen
DerR vor 4 Jahren 8 3
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?
Zugegeben, ich habe dieses Buch von Herrn Precht nie gelesen, oder mich auch nur ansatzweise mit diesem Werk auseinander gesetzt, aber dennoch erschien mir dieser Titel vor meinem geistigen Auge, nachdem ich mir einen Flakon Égoïste zugelegt hatte.
Ich habe bisher noch kein Parfum erlebt, welches so viele Gesichter zeigt wie dieses hier. (Zugegeben, ich habe mich auch noch nicht mit so vielen auseinander gesetzt, wie es sicher eine Vielzahl an Parfumo Mitgliedern schon getan hat.)
Ich kann nicht mit absoluter Genauigkeit sagen, ob dieses Phänomen einfach nur unterschiedlichen Tagestemperaturen geschuldet ist, oder ob mein Riechorgan einfach nur sehr subjektiv die Duftmoleküle interpretiert.
Fakt ist: auf meiner Haut entwickelt sich Égoïste Hauptsächlich auf drei verschiedene Arten.
Die erste wäre Rose und was holziges.
Die zweite wäre in Richtung Vanille.
Und die dritte wäre in Richtung Zimt.
Die dritte Art der Entwicklung ist sicher die, welche am seltensten ist. Auch ist sie die interessanteste, denn der Zimt kommt nicht schleichend und langsam, sondern er bricht plötzlich tumultartig und durchaus hörbar hervor.
Der Verlauf ist vergleichbar mit folgender Situation: Sie haben morgens 7 Leute eingeladen. 6 kommen nach und nach und verabschieden sich jeweils nach ein paar Stunden wieder. Die Gäste sind weg und sie haben daraufhin Ordnung geschaffen und wollen sich jetzt erholen vom fordernden Tag. Plötzlich wird die Tür unerwartet aufgebrochen und der 7. Gast steht da. Überraschend kommt er doch noch! Unerwartet und allein auf weiter Flur steht er plötzlich im Raum.
Nach anfänglicher Überraschung bitten Sie ihn doch herein und lassen den Tag dann noch durchaus gemütlich und in angenehmer Atmosphäre ausklingen.

Ob man wirklich ein Egoist ist, wenn man Égoïste trägt kann ich nicht vollends beurteilen.
Denn, wenn ich ihn auflege, dann rieche ich ihn in fast all seinen Facetten verdammt gerne. Vermutlich mag ich ihn in 9 von 10 Fällen.
Doch wie so oft gibt es leider auch ein "Aber". Es gibt Tage, da kann ich nichts damit anfangen. Da fühl ich mich einfach nicht wohl. Ich rieche nur etwas Süß-Würziges und frage mich: Warum hast du dir das nochmal gekauft, das kann ja keiner ertragen?
Da ich aber auch noch nie negativ auf Égoïste angesprochen wurde bezweifle ich, dass sich alle meine Mitmenschen durch diesen Duft belästigt fühlen.

Ich würde eher sagen der Inhalt des Fläschchen ist der Egoist, der das tut was er will und alle seine Persönlichkeiten zeigen möchte!
3 Antworten
DerR vor 4 Jahren 4
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Über die Annahme von Ratschlägen und den Mut neues auszuprobieren
Vor etwas mehr als zwei Jahren war ich, warum auch immer, der Meinung: "Junge, du brauchst ein zweites Parfum!" (Meine Eltern waren mir zudem dankbar, dass ich mal wieder einen konkreten Weihnachtswunsch äußern konnte.)
Also schnell in diesen Laden, welchen ich in jungen Jahren immer wie den Namen von zwei amerikanischen Schauspielern (Vater und Sohn) ausgesprochen habe.
Dort angelangt legte ich frohen Mutes los.

Nach fünf Minuten Testen, hatte ich nicht wenig Lust das ganze wieder zu vergessen.
Ich roch einfach nichts mehr. Fragt mich nicht welche Gerüche ich damals alle meiner Nase in so kurzer Zeit zugemutet habe, es war schlicht und ergreifend einfach zu viel.
Also erstmal nach Hause und einen neuen Schlachtplan überlegen, wie ich dieses Thema "Neuer Duft" nun für mich am elegantesten zur Strecke bringen könnte

Ich kramte für den Masterplan also in dem Computer zwischen meinen Ohren und erinnerte mich an die Worte meines Onkels: "Die Faszination Youtube kommt daher, dass es egal zu welchem Topic mindestens ein Review gibt."

Also Rechner hochfahren, Youtube öffnen, "Parfum" in die Suchleiste eingeben, einem komischen Typen zuschauen der sagt: "Bleu de Chanel als Eau de Parfum, ist das beste Parfum wenn du nur genau Eines besitzen möchtest.", in den Laden gehen, auf Teststreifen sprühen, zu Hause beschnuppern, am nächsten Tag auf meiner Haut testen, an die Eltern weiterleiten, geschenkt bekommen.
Eigentlich recht simpel wenn man das Ganze rückblickend betrachtet.

Und genauso ist auch Bleu de Chanel. Es ist in ungefähr so stringent (falls man das bei Parfum sagen kann), wie ich letztendlich bei der Entscheidung für diese blaue Flasche. Einfach berechnend!

Der Duft an sich sollte eigentlich vielen bekannt sein. Zitrusfrucht und Holz sind in diesem Fall gelungen, wobei ich mir tatsächlich schwer tue, die aufgeführten Noten explizit zu erschnuppern. Lediglich Sandelholz meine ich zu erkennen.
Tatsächlich ist das aber auch egal, denn meiner Meinung nach beabsichtigte man nur folgendes bei der Reihe der Blauen: Irgendwas das gut riecht und was man immer tragen kann. Hauptsache nichts ausgefallenes!
Und das haben sie tatsächlich auch geschafft.
Da Chanel draufsteht, wird automatisch das Wort "wohlhabend" dazu assoziiert.

Kommen wir zum Fazit:
Bleu de Chanel (schon der Name ist simpel) ist ein solider Duft, keine Ecken, keine Kanten, passt auch Überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit tragbar. Wenn nicht überdosiert (ist mir anscheinend auch schon passiert), riecht man für die meisten Mitmenschen im Alltag gut genug ohne negativ aufzufallen.
Ob man erst 18 Lenze zählt oder schon derer 80, alle Baujahre können diesen Duft getrost benutzen.

Ob ich zufrieden bin: Ja, auch werde ich Ihn höchstwahrscheinlich nachkaufen.
Es war eine richtige Entscheidung erst auf meinen Onkel und dann auf Fremde von nem Bildschirm zu hören.

Und dennoch denke ich mir im Nachhinein manchmal: Etwas mehr Mut hätte auch nicht geschadet!
0 Antworten
DerR vor 4 Jahren 11 1
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Unkreativer Einstieg
Mein Einstieg in den Kreis der Parfumbesitzer, dementsprechend mein erster Kommentar zu eben jenem Duft.

Auch wenn Sun Men nicht das erste Parfum war, welches meine Haut berührte, so war es doch das Erste, welches ich mir als Flakon gekauft habe.
Dies geschah jetzt doch vor fast 5 Jahren und es dauerte auch noch fast 3 Jahre, bis sich ein weiterer Flakon dazugesellte. Dementsprechend war Sun Men lange Zeit mein "Signatureduft", was wohl an fehlenden Alternativen im Regal gelegen haben könnte.

Warum gerade dieser hier?
Nun sicher lag es daran, dass ich (woher auch immer) eine Probe davon in den Händen hielt.
Es könnte auch noch sein, dass mir nicht sofort die Nasenhaare abstarben, wie bei der alten Flaschen 4711er meiner Großmutter die noch bei meinen Eltern irgendwo rumflog, sprich mir der Geruch durchaus zusagte.
Und außerdem spielte, wie fast immer im Leben, Geld eine Rolle.

Zur Duftpyramide:
Den Auftakt mit der Bergamotte kann ich durchaus nachvollziehen. Jetzt wird es aber kniffliger. Rosmarin bzw. Kardamom und später Muskat, bilde ich mir ein zu erkennen. Vielleicht tue ich das aber auch nur weil mein Gehirn sagt, das muss drin sein, also riechst du das jetzt auch!
Da ich weder einen Garten habe, noch Botaniker bin, kann ich nicht sagen, ob man jetzt die Frangipani erkennt oder nicht.
Eine holzige und auch süßliche Basisnote, lässt sich meiner bescheidenen Meinung nach aber nicht bestreiten.
Der Duftverlauf ist dabei relativ fließend, ohne dass meine Nase sich durch die neue Duftkomponenten überrumpelt fühlt.

Wie schon genügend Vorredner auch bemerkten, und womit diese auch vollkommen Recht haben: er eckt zu keiner Zeit wirklich an, will dass man sich wohlfühlt, wie an einem schönen Tag am Strand (Calone soll ja auch laut Wikipedia der Geruch der frischen Seeluft sein).
Deshalb ist es verständlich und auch nicht verwerflich, dass Einige ihn nur als Sommer- bzw. Urlaubsduft titulieren.

Nun komme ich aber nicht darum herum, für mich festzustellen: warum nicht gerade deshalb auch im Winter tragen? (Passenderweise war es schon ein verregneter Januartag als ich den Kauf dieses Parfums tätigte.)
Ein usseliger Tag im November, kann schon mal die Laune drücken. Da helfen mir dann auch schon mal 2 Sprüher aus dem durchsichtigen Fläschchen.
Schlagartig wird die Laune besser, die trüben Gedanken klaren auf und ein sonniges Gemüt kommt zum Vorschein.

Ansonsten natürlich auch ein richtiger T-Shirt Duft für sonniges Wetter, den ich nicht unbedingt in einer konservativen Anwaltskanzlei tragen würde. Aber wer bin ich auch schon, dass ich konservativen Anwälten.... Lassen wir das!

Wie schließe ich den ersten Kommentar?
Ich versuche die Brücke zum Titel zu schlagen: Sicher nicht das kreativste, lauteste, anspruchsvollste, kunstvollste oder beliebteste, was die Parfumwelt so hervorgebracht hat. Dies ist mit Sicherheit aber auch nicht die Intention gewesen. Der puristische Flakon jedenfalls passt zum Inhalt.

Im Nachhinein denke ich mir trotzdem: Mit dem Kauf alles richtig gemacht, denn man sollte klein aber solide anfangen!
1 Antwort