Doris32

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Doris32 vor 12 Jahren 10 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Duftende Sträucher im Mittelmeerraum
„Sideris“ ist ein Duft, der ganz um den harzigen Geruch des Labdanums herum komponiert wurde. Gewonnen wird dieses Harz aus dem „klebrigen Kraut“ der Zistrosensträucher, die neben anderen Macchie ausschließlich im Mittelmeerraum wachsen und im Frühjahr blühen. In dieser Zeit strömen sie einen schweren, süßen Duft aus. Die Inspiration zu „Sideris“ soll ein Nachtspaziergang an einem ligurischen Strand gewesen sein, wo die Zistrosen unter anderem wachsen.
Die Umsetzung der Natur-Impression ist gelungen; ich rieche deutlich die balsamische, honigähnliche Note des Harzes heraus, die Holznoten erzeugen Bilder der von der Sonne getrockneten, ineinander verflochtenen Äste der Macchie. Als imaginäre Reise ist das ziemlich spannend, und ich fühle mich gleich in den Süden versetzt und höre die Grillen zirpen; doch ist es bei meinem Spaziergang Tag und die Sonne brennt noch immer spürbar.
Leider passiert dann nicht mehr viel. Die als Herznote angegebenen Rosen kann ich nicht herausriechen, sie gehen völlig in dem leicht stechenden Geruch des Labdanums unter. Das ist wirklich schade, denn bei einem anderen durch das Labdanum geprägten Duft, Bois d' Iris, ist es gerade die Blumennote (dort die Iris) die den Duft so interessant macht. Auch Safran und Pfeffer sind bei Sideris leider nicht heraus zu riechen und vermögen dem Duft keine Würze zu geben. Myrrhe und Weihrauch riecht man heraus, doch auch sie verleihen dem Duft keine Ecken und Kanten und geben ihm keine aufregendere Wendung; sie dienen dem süß-klebrigen Harzgeruch lediglich als Begleitung. Und so bleibt der Duft dann im ganzen doch recht einseitig.
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Doris32 vor 12 Jahren 6 2
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Nostalgie – eine Reminiszenz an die guten alten Düfte
Der Name dieses Duftes beschreibt hier sehr treffend, was er bei derjenigen, die ihn trägt, auslöst: Nostalgie. Die ausgesprochen ausgewogene Komposition dieses Duftes erinnert an die Zeiten der hohen Parfümkunst, in der der es weniger auf immer neuere Neuheiten denn auf Qualität ankam. Ich habe ähnliche Düfte bei meiner exzentrischen und künstlerisch begabten Großmutter gerochen, die ein Sammelsurium an alten Düften wie einen Schatz bewahrt.
Ein aufregender Duftverlauf ist nicht auszumachen, von Anfang an lässt das harmonische Zusammenspiel aller Duftnoten einen vollen und edlen Duft entstehen. Vereinzelt sind einzelne Blumennoten zu erschnuppern, die Jasmin ist sehr präsent und das Veilchen sorgt für eine sehr spezielle süße Note, die aber nie in den Vordergrund rückt. Die Süße der Tonkabohne fügt sich hier glücklicherweise ebenfalls sehr dezent in die Gesamtkomposition ein und macht den Duft nicht schwülstig oder schwer. Dem wirken auch das Eichenmoos und die Ledernote entgegen, die den Duft erden und ihn etwas herb machen.
Wie die guten alten Düfte hinterlässt Nostalgie einen bleibenden Eindruck ohne die Trägerin oder ihr Umfeld zu erschlagen und ist deshalb sehr alltagstauglich. Nostalgie ist für mich ein Damenduft im wahrsten Sinne des Wortes; er erfordert eine gewisse Eleganz und Persönlichkeit der Trägerin, die erst mit den Jahren entstehen und ich kann ihn mir deshalb schwer an sehr jungen Menschen vorstellen. Davon, dass dieser Duft zu einem Mann passen könnte, müsste man mich ebenfalls erst überzeugen ;-)

Edit: Nun habe ich doch noch einen Duftverlauf ausmachen können. Nach einigen Stunden bahnt sich die Bienenwachs-Note ihren Weg durch die so perfekt abgestimmte Gesamtkomposition. Erst ist sie kaum wahrnehmbar, wird aber immer stärker und verdrängt erst die Blüten und die Aldehyde bis sie am Ende gänzlich die Basisnote ausmacht. Und die hält und hält und hält... Den Duft kenne ich gut, es riecht nach honigsüßem warmen Bienenwachs, das man lange in den Händen gerieben hat, um es formbar zu machen. Es ist ein angenehmer und warmer Duft, der aber längst nicht so raffiniert wie zu Beginn ist, sondern eher nach Natur riecht – wenn auch eine sehr sublime Natur.
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Doris32 vor 12 Jahren 12 3
10
Flakon
10
Haltbarkeit
10
Duft
Von der herben Eleganz zum Hautschmeichler
Komplexität ist der Begriff, der mir bei Bois d' Iris zuerst in den Sinn kommt. Ist es ein herber Duft, oder ein orientalischer? Ist er pudrig? Ist er süß? Passt er zu jungen oder älteren Trägern? Diesen Duft eindeutig einzuordnen, ihn in eine vorgefertigte Kategorie zu pressen, fällt mir schwer.
Zu Beginn ist er fruchtig und würzig, ein wenig schwer, orientalisch. Ich stelle mir einen Stand mit getrockneten Früchte und anderen süßen Leckereien auf einem Bazar vor, mit Händlern, die ihre Waren anpreisen und dem Stimmengewirr der Marktbesucher. Diese Aufregung sowie die Fruchtigkeit legen sich im weiteren Duftverlauf. Die feine Iris kommt ins Spiel, getragen von den herben Hölzern. Die Iris- und die Holznoten bleiben die ganze Zeit wahrnehmbar, sie sind das Zentrum dieses Duftes und verleihen ihm eine herb-elegante Schönheit. Es wird ruhig, fast andächtig, wenn das Weihrauch wahrnehmbar wird. Ich sehe die Götterbotin Iris, die auf der Bahn des Regenbogens schreitet und dort die Seelen der Verstorbenen ins Reich des ewigen Friedens begleitet. Nach einiger Zeit wird der Duft angenehm pudrig und sanft und passt sich ganz meiner Haut an.
Der Duft passt zu feierlichen Anlässen ebenso wie zu Momenten zu zweit, er kann aber auch im Alltag getragen werden, wenn man eine kleine Flucht aus der Trivialität des Alltäglichen antreten möchte. Bei mir hält er sehr lange, am Tag nach dem Auftragen umschwebt manchmal noch ein Hauch von Iris meine Nase.
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