Esther19
Esther19s Blog
vor 13 Jahren - 19.07.2011
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Gedankensplitter zu Louces Blogeintrag: Geschlechterstereotype

 

Geschlechterbilder sind ein brisantes Thema-besonders natürlich, wenn man dem "schwachen" Geschlecht angehört.
Beginnen möchte ich mit einem amüsanten Erlebnis.
Als unsere Kinder klein waren, besuchten wir in Abständen den Tierpark einer benachbarten Stadt.Eine der Attraktionen dort war die Affenanlage mit Pavianen,dessen Chef dort  ein bereits angejahrter Pavian namens "Herbert" war, der seine Rolle jedem klar machte. Ich stand also beobachtend am Käfig, als  mir der Herr ungeniert eindeutige gestische Avancen machte, sehr eindeutige,etwas resigniert beobachtet von seinen Damen. Mein Mann war belustigt, trat zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter. Da wurde der Pascha böse und bewarf uns erzürnt mit Sand, schrie und agierte bedrohlich.Seine Lieblingsdame versuchte, beruhigend auf ihn einzuwirken.Oder habe ich da etwa hämische Schadenfreude wahrgenommen?-Welchen Duft ich damals trug, ist mir leider nicht mehr erinnerlich.
Einige Jahre später, unsere Tochter hatte die Pubertät erreicht, war gar nicht  mehr ich interessant, sondern die Heranwachsende. An diese klar definierte Hormonsteuerung muss ich oft denken, wenn ich wabblige alte Herren sehe, die jungsche Dinger beeindrucken wollen.Hormonelle Determiniertheit in Reinform.Hämisches Grinsen, denn Herbert ist mittlerweile verblichen, sein Nachfolger präsentiert sich gebührlicher.
Ist er emanzipierter? Zu seinen Gunsten will ich das mal so interpretieren.Oder wird sein Harem langsam aufsässig? Hoffentlich!
Im 20.Jahrhundert kippten  viele Dogmen und der Einfluss sozial determinierter Faktoren wurde deutlich.Natürlich gab es auch früher schon immer Versuche, Zwängen zu entkommen und auszubrechen, oft genug mit gesellschaftlicher Ächtung teuer bezahlt. Aber auch in der Bunderepublik mussten Frauen bis 1969 (!) die Erlaubnis ihres Ehemannes vorlegen, um arbeiten zu dürfen.Und im Bundestag wurde damals diskutiert, ob Parlamentarierinnen Hosen tragen dürften, erschreckend kurz der zeitliche Abstand zu männlicher Vormundschaft.
Wir leben heute in einer privilegierten Zeit,aber eben erst seit kurzem.
Zweifellos hat sich das Geschlechterbild gewandelt,stürmisch schnell nd viel zu langsam (Gehälter, Mutterrolle, Aufgabenverteilungen).
Dennoch bin ich unsicher: Wird die Neudefinition der Rollen die biologischen Unterschiede völlig aufheben?Das glaube -und hoffe- ich eigentlich nicht, wäre ja auch schade!
Um zu Düften zu kommen: Dass heute Männer relativ ungeniert "Damenparfums" benutzen "dürfen" wie auch  Frauen Herrenparfums,was eher akzeptiert wird als umgekehrt,und es viele Unisexdüfte gibt, weist wenigstens in Richtung Freiheit.Männliche/weibliche Präferenzen bei Düften werden vermutlich weiterhin existieren.Aber das Bewusstsein der nicht nur biologischen  Determiniertheit, sondern  auch des sozialen Antrainiertseins- in manchen Ländern Andressiertsein, wobei auch das aufbricht- kann zu Toleranz oder besser Selbstverständlichkeit bei "Überschreitung der als selbstverständlich oder natürlich geltenden Grenzen"führen.
Ja, auch das selbstkritische Hinterfragen eigener Klisches gehört dazu. 

Ich habe keinerlei Probleme damit, wenn ein Mann sagen wir, ein liebliches Veilchenparfum trägt, obwohl ich den Duft sicher eher weiblich etikettieren würde.Toleranz versus Befangensein in der tradierten Zuordnung? Darüber denke ich nach.
Das Problem besteht meiner Meinung nach weniger in den realen biologischen Kategorien "männlich" und "weiblich", sondern in den ihnen oft innewohnenden Konnotationen - und Reaktionen.
Immerhin wächst das Bewusstsein für diese Art Fragestellungen, natürlich auch durch den Mut von Menschen, die diese Grenzen eingerissen haben. 

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