Fhfhfh

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Fhfhfh vor 12 Jahren 12
Ein Schreiben, in einer staubigen Truhe gefunden
Liebe Leute,
ein Dachbodenfund. Ich meide ja gewöhnlich die hitzigen Räume unter den im Sommer glühenden Dachpfannen, die nicht nur nach Staub schmecken sondern auch das Wispern der Geister vergangener Zeiten bergen. Doch diesmal musste ich hinauf, Archivalien suchen (eine Steuererklärung von 1812, die vom Finanzamt angemahnt wurde). Nebenbei stieß ich auf eine unscheinbare (wenn auch reizend verpackte) Schatulle, die den Briefwechsel eines entfernten Vorfahren mit der Schönheit eines fernen Landes enthielt. Ich will es kurz machen, eines der Schreiben enthielt Bemerkungen über Olfaktoria. Der erste Absatz handelt von der Freude, die Abfüllung eines lange gesuchten Parföngs zu erhalten – man mag ihn überschlagen, er tut nichts zur Sache. Der zweite aber handelt merkwürdigerweise von einer Essence, die angeblich erst 2007 erschaffen wurde: "Classic Chypre" von Esteban. Die Sache bleibt merkwürdig. Hier der Brief:

Derer von und zu, Dame von Aava-Land,
den knallenden Schlag der Erleichterung, mit der die stählerne Bande der Ungewissheit – ums bangende Herz und die zagende Brust geschlungen – gesprengt ward, die werdet Ihr wohl auch im fernen ** vernommen haben. Es begibt sich ja nicht oft, dass Nobilitäten die Sorgen und Bekümmernisse des einfachen Volkes nicht nur zu verstehen wissen, sondern sich ihrer auch huldvoll annehmen. Die Wohltat, welche die Zureichung dero Hundertstelliter Essenz bedeutet, vermag wohl nur der zu ermessen, der lang und fiebrig gejagt hat nach dem heiligen Gral, der duch glühende Wüsten schritt, von FataMorganischem Trugbild umgaukelt, und mit dürstender Seele den begehrten Tropfen in einer am Ende des Elends unverhofft angetroffenen Oase findet. Wenn das Labsal der Fülle (was 10ml zweifellos sind) sich über den Dürstenden ergießt, dann kann er Ruhe finden von der Getriebenheit weiterer Suche und seelig sein Haupt betten auf das wohlduftende Kissen seiner Abfüllung. Er ruht sanft im Schooße der Engel und atmet die duftende Luft des Paradieses.

Von der Essenz "Classic Chypre" berichte ich Euch gleich heiterer. Wie der wolkenlose Morgen eines Frühsommertages, da Aurora mit ihrer rosenfingrigen Anmut den Tau auf alle Blüten der Obstbäume sprengelt, steigt das Odeur eines gewaltigen Fruchtkorbes herauf und füllt den Äther, die Räume, die Seelen aller Wesen, die Nasen haben. Betäubend für die kleinen Wesen, Erhebend für die größeren spricht der Duft von der Verheißung ewiger Fülle, eiwgem Reichtum an Aromen und ungestillten Sehnsüchten. Da mag es den Verzagten schon bang werden, wenn so viel Ungestüm den Irdischen himmelwärts drängt. Und gerade dem Manne – mit den bitteren Säften des Bodens und der Bäume vertraut – mag sich Unbehagen einstellen, wenn die Grazien und Feen im luftig-fruchtigen Schleier um ihn tänzeln und ihn zum Schwelgen verführen wollen. Doch sein Widerstand erlahmt, wenn der Reigen an Blüthen und Früchten sich mit den holzigen Noten verbindet und als weihrauchige Wolke sich krönend in sein Haupt senkt. Da kann er nicht anders, es bricht aus ihm heraus, zu sagen: "Ja, ich will". Und glücklich führt er den Flakon heim, zum Duftaltar, als sei er seine Braut, der er das lebenslange Versprechen gegeben hat, zu kosen und sich kosen zu lassen in schmeichelnden Stunden, einander trostreich zu flüstern in finsterer Zeit, zum gemeinsamen Jubel auszubrechen wenn die Blüthen den Winter besiegen…
Dir Gönnerin, Wohltäterin küsse ich die Hände beide,
und mein Gestammel nehme als Hymnos
und bevor die Stimme nun endgültig bricht,
wispere ich huldvoll: Danke.
Der Euere
auf immerdar und balde…
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Fhfhfh vor 12 Jahren 31
Ein spukhaftes Gemälde: Öl auf Leinwand
Bekenntnis vorweg: Ich bin verfallen.
Hier der Tagtraum zum Bekenntnis:
Ein spukhaftes Gemälde, eine Dame zeigend. Eins von der Sorte von dem man immer angeguckt wird, egal wo man steht. Von einer irreal schönen Frau aus einem vergangenen Jahrhundert. Das Portrait hängt in einer holzvertäfelten Kammer und stets knarrt irgendetwas irgendwo, so als würden Schritte übers Parkett gehen. Das Portrait strömt einen überaus bezaubernden Duft aus.
Ich komme täglich. Verehrungsverharrung.
Dann, eines Tages, drehe ich mich nach meiner Stunde der Anbetung um, will den Raum gerade verlassen – und falle einem fleischlichen Abbild des Portraits in den Ausschnitt. Sie sagt nichts, wirft keinen Schatten, selbstverständlich nicht, und auch kein Spiegelbild. Nur ein Blick, ein Duft. Sex ist denkbar, aber nur einmal – so, wie man auch gewisse Pilze nur einmal in seinem Leben isst.
Vermutlich bin ich ihr auch nicht in den Ausschnitt gefallen, sondern in die Augen (welche Farbe? Grün natürlich, selbstleuchtendes, esmeraldisches Grün). Als ich wieder zur Besinnung kam, war sie weg. Aber der Duft war noch da. Ich gehe täglich in das Zimmer mit dem "Portrait einer Dame", sitze, schweige, träume. Sie ist immer und nie da. Noch etwas ist nicht da: die verrinnende Zeit. Und so ist das Warten auch kein Warten…

Portrait of a Lady. Was für eine Lady bist Du? Alle Duft-Schönheiten sind all-in-eins gemischt (ich habe aber auch keine Abneigung gegen Rose nicht und gegen Patchouli nicht und gegen Weihrauch schon gar nicht). Auf eine Weise die mir sagt: nein, auf diesem (Öl-)Bild sehe ich nicht Nasen, Ohren, Mund (Kopfnoten), sehe nicht Kopf auf Schultern über Torso (Herznoten), sehe nicht Vordergrund vor Hintergrund hinter Firnis (Basis). Ich habe nur das Hangelenk vor dem Schnüffel und sauge Luft ein. Und sehe das "Bildnis einer Dame". Weiter will ich da zergliedernd gar nicht eindringend, denn das können bekennende Verfallene ja ohnehin nicht.

Warum "Portrait of a Lady" 100 Punkte bekommt (eine andere Zahl kam gar nicht in Betracht)? Habe ich mich auch gefragt. Habe ich drüber nachgedacht. Habs in meinem Blog aufgeschrieben.

Aber jetzt muss ich wieder in die Kammer. Ich werde erwartet.
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Fhfhfh vor 12 Jahren 18
Auf der Suche nach Dinosauriern
Die Spur des Dinosauriers ist verwaschen. Luca Turin: "if you look around there are no pre-WWII [world war II] leathers left standing: Kobako, Shocking, and no doubt many others, are gone."
Grund genug also ein Fläschlein zu jagen, wenn es sich in der Bucht zeigt (PdT 50ml=20€). Pech des Jägers: das Tier trägt das gleiche Federkleid, ist aber ein anderes Tier. Kobako (in der oben abgebildeten Version) mit hübschem Crysanthemen-Ornament auf der Umverpackung. Ledrig ist es nicht und nicht vorkriegshaft. Vielmehr ist es grün, leicht holzig, mit zartbitteren Blüten (also nicht saftig) und sehr flüchtig. Angenehm durchaus und schnell verbraucht, denn man muss sprühensprühensprühen.
Wie verläuft die Evolution von Parfüm? Manche starten als Monstren, als Extraterresten – großartig, unheimlich, unabweisbar – aber sie werden, je länger sie unter uns weilen (von Generation zu Generation), desto menschlicher, nachbarschaftlicher, bald so langweilig, wie wir selber sind. Aber wer will schon ein Duft, der so ist, wie man selber ist? Wir wollen Dinosaurier, Monster, Superhelden als Duft, wenn es um etwas geht. (Ja, ich weiß, einige unter uns wollen Harmonie, wollen etwas passendes zum Outfit, etwas dezentes zur Garderobe, etwas Verborgenes für alle Gelegenheiten – aber das ist nicht Parföngkunst, sondern Accesoir).

Die Evolutionsgeschichte von Kobako (der Name ist sicher japanisch und heißt sicher etwas – ich werde das nachliefern… ja, heißt etwas, heißt: kleine Schachtel) kenne ich nicht, leider, denn es scheint einmal etwas Großartiges gewesen zu sein. Die vorliegende Fassung ist aber so harmlos wie ein Kindergeburtstag. Nur nicht so laut, so schmutzig, so chaotisch, so brutal lebendig… Vielleicht eher wie die Eltern des Kindergeburtstagskindes: abgespannt, maulfaul, sterbensmüde – aber topgepflegt auch gen Mitternacht. Ich mag Kobako (schon 4mal gesprüht), aber die Suche nach dem Dinosaurier geht weiter… muss weitergehen…
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Fhfhfh vor 12 Jahren 24
Hau bloß ab… aber nicht zu schnell!
Mal im Ernst, was kann die süße Schnutteltüte aus der Oberprima auflegen um den alten grantigen Holz- und Weihrauchhändler hinterm kalten Ofen hervorzulocken? Natürlich: gar nichts. Und wieso kriecht dieses süße Zeuch durch alle Ritzen und lockt? Keine Ahnung, ich bin Opfer.
Hatte ich mir nur gekauft, weil Francis Kurkdjian draufstand (ich weiß, primitiv, aber ich kaufe auch alles, wo Johannes Brahms draufsteht (oder Antonin Dvorak)). So, da kommt die hübsche Verpackung, tooolll, und der Flakon mit Glittersteinen dran, tooollll, und da kommt nicht mal richtiges Parföng raus, sondern so ein Schmier-Gel ("parfum révélation", nie gehört.).
Ja und da fängt da so ein Tischfeuerwerk auf meim Arm zu knispeln und zu knallern an: Da hasstu Du Pfirsich, und hasstu Himbeere und hasstu Mango (oder watt) – und hört überhaupt nicht mehr auf… Ich motze, aber das Ding hört überhaupt nicht zu!
Mit schweren Ermüdungserscheinungen ziehe ich mich aufs kantige Lager zurück, träume zuckrige Träume, das graue Zwielicht zieht herauf, bleischwere Wolken dräuen auf dem zaghaften Licht, die Stimmung mal wieder Apokalypse multipliziert mit Montag, aber irgendetwas stört. Das kleine, heitere feucht-fröhlich-fruchtige-gute-Laune-Heiterkeits-am-Arm-Feuerwerk prattelt immer noch… Unstoppbar, Unerstickbar.
Gabs für kleinen Preis in der Bucht. Leute, tut Euch das nicht an. Hinterher werdet ihrs noch adoptieren. Und dann habt ihr so ein Gute-Laune-Monster auf dem Nachttisch und werdet es nicht mehr los.
Übrigens: wer Gucci "Rush" für eine ordinäre Frucht-Göre gehalten hat: hier ist die Göre, dagegen ist Rush-Gucci ne Diva!
Naja, ich fang schon an mit der Göre zu reden…
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Fhfhfh vor 12 Jahren 22
Stinke, Stinke?
Neulich, im Sputnik [einer interstellaren Bar].
- A [ein Extraterrest mit dem Gesicht eines Hammerhais]: Hasse gesehen? Odoradus hat den Zirh reingerissen. Hat ihm nicht geschmeckt. Ich finde ja, Parföng sollte man nicht trinken wollen. Besser ist, man tuts bei die Blumen…
- B [ein Extraterrest mit Giraffenhals]: Jou, er hats mit Desjin. So ist das mit Duft. Passt nicht ins Badezimmer, kann Kacheln kaputtmachen und wenn Du in den Spiegel blicken willst, isser beschlagen.
- C [ein Extraterrest, mit der Anmutung einer Planierwalze]: 1. iss zu billich 2. richt nicht wirklich gut.
- A: er nun wieder.
- B: Jaa, stehn die Frauen drauf.
- D [Voltaire tritt auf, Zombie, 18th Jahrhundert]: Nun, im Namen der Aufklärung. Jeder befleissige sich seiner eigenen Nase. Watt?: Ein kleiner Kick zum Start / das ist doch recht apart. Ein bisschen Zimt in der Mitten / ich darf ums Aufmerken bitten. / Ein Ausklang nach der Hölzer Art / dies wiederum apart.
- A: Dass diese Terraner sich hier immer so ungeniert vordrängen dürfen…
- B: Noij noij, warum ist das Zeuch auch so billich. Kann ja nix taugen.
- D: Gruuunnzz…
Tja, was soll man sagen: "Klick Klack Klick Klack Klick Klack" – schon ist der Zacken ab. Manchmal ist es vielleicht besser die Zigarren aus dem Gesicht zu nehmen, wenn man Parföng appliziert. Cool ist sowas natürlich. Sachdienlich nicht.
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