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vor 9 Jahren - 08.08.2015
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Baltische Reise: Reval im Regen

Nun also Tallinn, das alte Reval ...



Je weiter wir nach Norosten fuhren, desto eiliger schienen wir dem Sommer zu entfliehen. Regenschauer, Wolken, kühler Wind und herbstliche 18° empfingen uns, als wir die estnische Grenze passierten.



Tallinn.
"Linn" bedeutet Stadt, und Tallin leitet sich ab von Taani Linn, was soviel wie "Stadt der Dänen" oder "Dänische Stadt" bedeutet.
Schon im 11. Jahrhundert stand hier eine estnische Burg, die einen Handelsplatz schützte.
Rävälä nannten die Esten diesen Ort.



1219 eroberten die Dänen unter Waldemar II. diese Burg, bauten sie aus und errichteten eine Domkirche.



1227 vertrieb der Schwertbrüder-Orden die Dänen und unterwarf nach und nach weite Gebiete um Reval.
Die eigentliche Stadtgründung kann wahrscheinlich auf das Jahr 1230 datiert werden, als der Schwertbrüder-Orden über 200 westfälische und niedersächsische Kaufleute anwarb, die sich unterhalb der Burg ansiedelten und mit Land sowie Zollfreiheit belehnt wurden.



Reval fiel allerdings bereits 1238 wieder an Dänemark, und unter dänischer Herrschaft wurde die Stadt bedeutend erweitert und gewann großen wirtschaftlichen Einfluß.
Schon 1252 schloß sich Reval der Hanse an.



1561 wurde Reval im Livländischen Krieg schwedisch, im Großen Nordischen Krieg dann 1710 für zwei Jahrhunderte russisch.



Eine Stadt mit bewegter Geschichte.
Man sieht es ihr an.



Die Altstadt wurde erstklassig restauriert, ganz so, wie ich es schon in Danzig und Riga bewundert hatte ...
Kirchen, Kapellen, alte Patrizierhäuser, Handelskontore, Mauern, Bollwerke ...
Der Rathausplatz mit der ältesten Apotheke Nordeuropas ...
Das Rathaus mit seinem einzigartigen Glockenturm ... das Schwarzhäupterhaus ... die "Dicke Margarethe", der einst der stärkste Kanonenturm des Baltikums war ... der Domberg mit der Alexander-Newski-Kathedrale ...

Und über allem liegt der schwere und wohl auch etwas wehmütige Geruch des Salzwassers, den auch der Regen nicht abwaschen kann.

Die Dächer glänzen, das penibel verlegte Straßenpflaster der Altstadt auch.

Ein Hauch von Marzipan und Schokoladenduft weht aus den weit geöffneten Türen der Konditoreien und verführt dazu, die Schokoladenmanufaktur im Rotermannviertel, das gleich am Hafen liegt, für mehr als nur einen flüchtigen Moment aufzusuchen.

Reval ...
Seht selbst und laßt euch vom Zauber des alten Baltikums einfangen ...

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