GregoryPeck

Mad et Len's "Humus" ist derzeit mein absoluter Lieblingsduft! Nach Jahren der Trauer über das Verschwinden von Guccis "Rush for Men" (2003) und eines deshalb induzierten Lebens in absoluter Duftlosigkeit, hat mich der kürzlich erfolgte Nasenkontakt mit "Humus" wie ein Schrittmacher geschockt und mich in die Welt der Düfte zurück gebracht. In große Begeisterung versetzt mich der bei beiden Düften von mir aus unbekanntem Grund vermutete hohe Anteil synthetisierter mineralischer Duftnoten (Salz, Kiesel, Sand, Feuerstein, Schießpulver(!), ...), wobei hier nur Stein und (Stein-)Pilz als Duftnoten verzeichnet sind. Fortsetzung folgt

Das Oud Satin Mood (Extrait de Parfum) zeichnet sich durch orientalische Reflexe aus, mit einer leichten Akzentuierung der auf der Sinnlichkeit beruhenden harmonischen Vereinigung türkischer Rosen und Rosengeranien mit den dunkel und animalisch anmutenden Noten von Oud-Holz, Amber und zarten Veilchenakkorden. Oud Satin Mood (Extrait de Parfum) ist eine opulente Explosion betörender, holzig-orientalischer Duftnoten mit maximal ausgeprägter Haltbarkeit und Sillage, die einer leuchtenden Sternschnuppe am Wüstenhimmel des Orients gleicht.

Die Rosengeranie sorgt für den berauschenden Auftakt und wird nach ihrem Verduften im weiteren Verlauf des Abends durch den fruchtigen, appetitlichen und leicht grün-holzigen Duft der Blütenblätter der Veilchen hauchdünn überholt. Dann, zu fortgeschrittener Stunde, entwickelt sich im Schatten einer zur erneuten Dominanz gelangten aber schon wieder verblühenden türkischen Rose ganz langsam der animalisch-würzig-harzige Duft des laotischen Adlerholz, der in einer perfekten Verschränkung mit den nur in wenigen Quanten vorhandenen Vanille steht.

Nachdem mich am Morgen danach Morpheus aus seiner herzlichen Umarmung entlassen hatte und sich bei mir nach einer Dusche die schweren Nebel der vorabendlichen, zu intensiven geistigen Bewässerung gelichtet hatten, war noch ein ordentlich animalisch würziger Duft von Oud mit nicht zu viel Vanille wahrnehmbar. Dieser war geblendet mit Spuren der Substituenten ("Bernstein" bzw. "Amber") aus dem Körpersekret verblichener Pottwale (echtes "Ambra") und durch die Kombination mit den wohlig aromatischen Popodrüsenölen möglicherweise von Katz (Substituent "Benzoin") und bestimmt von Ochs (naturidentisches "Moschus") wieder in Präsenz gesetzt. Dieses Fest des Duftes sorgte bei mir für eine schnelle Erholung bei instantaner Förderung der Lust auf Spaß und Spiele.

In meinen Augen ist das Oud Satin Mood (Extrait de Parfum) ein toller und interessanter Duft, der allerdings in mancher Hinsicht mit Vorsicht zu genießen ist: Ähnlich den Auflagen in Verbindung mit der leckeren tropischen Stinkfrucht sollte dieses Parfum keinesfalls in engen, dicht besiedelten und kleinvolumigen Räumlichkeiten wie z.B. dem Druckkörper eines vollbesetzten Flugzeugs oder dem Duschraum einer Fußballmannschaft nach verlorenem Spiel aufgelegt werden. Ansonsten könnten körperliche Auseinandersetzungen resultieren.

Auch wenn mann wie ich diesen imho eher feminin denn unisex zu charakterisierenden Duft mag, muss mann sich erst einmal trauen, diesen "Schwulst" außerhalb der eigenen Peergroup in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu gehören eine gehörige Portion Selbstvertrauen und Mut. Falls mann zu dick aufträgt, könnte mann ungewollt zum Erreger öffentlicher Ärgernisse mutieren: Denn größere Teile unserer Mitbürger dürften diesen Duft als Provokation empfinden und recht schnell ihre nur schwach ausgeprägte PC vergessen - auf dem Lande mehr als in der Stadt. Denn dieser tolle Duft besitzt imho als weiteres Charakteristikum ein immanentes Konfliktpotential.

Aber ich möchte jeden ermutigen, sich eine 2 ml Probe (ca. 10 €) des Oud Satin Mood (Extrait de Parfum) zuzulegen, mann kann damit auf jeden Fall viel Spaß haben und den meisten unter uns werden diese 2 ml über Jahre ausreichen.

Update nach 96h:
Aus der Nähe ist der Duft auf der Haut mit einer holzig-würzigen Note auch jetzt noch wahrnehmbar und steckt mit einem zusätzlich floralen Anteil noch richtig lecker in der Kleidung ;)

Während früherer Zeiten des Friedens und bis dato ungeahnter Freiheit erstand ich auf einem winterlichen Flug in Richtung der tropischen Inseln unter dem Winde an Bord der südamerikanischen Geiermaschine einen Flakon eines Duftes, der so ganz anders war als alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt erschnuppert hatte. Mein erster, berauschender Eindruck war geprägt von der Wahrnehmung neuer, als artifiziell aber sehr angenehm empfundener Geruchsstoffe, wie die einem frisch geöffneten EimerLatexdispersionsfarbe entströmenden, die den Bestandteilen des Dufts im Keller einer Champignonzucht nicht unähnlich sein dürften. Den Keller der Pilzaufzuchtstation über die Geruchsbrücke der Champignons verlassend kommt man in ein feuchtes, mit viel grünem Moos bewachsenes Nadelmischgehölz, mit einer extrem holzig-harzigen Atmosphäre. Die Basis war für mich der Geruch einer handvoll feuchten Humus' vom Waldboden.

Von diesem leicht künstlichen, grün-erdig-würzig-harzigen Duft war ich anhaltend hin und weg und verdampfte in den folgenden Jahren bestimmt mehr als 3 Liter über meine Hautoberfläche in die Umgebung. Da H/S nicht übermäßig ausgeprägt waren war von eriner morgens applizierten Dosis nicht mehr viel übrig, aber bestimmte Reaktionen von Leuten im morgentlichen ÖPNV ließen darauf schließen, dass nicht jeder meine Begeisterung für dieesen Duft teilte. Und dann und wann kam es tatsächlich vor, dass Personen plötzlich hustend und Rotz und Wasser heulend vor mir geflohen sind.

Ich mag mich täuschen, aber meiner Erinnerung nach war eine der Hauptkomponenten eine Form des Eichenmoos', dem im Laufe der Zeit eine hochallergene Wirkung nachgewiesen wurde und das deshalb nicht mehr verwendet werden durfte. Meines Wissens führte dies zur Einstellung der Produktion von Gucci Rush for Men. und damit zum Ende meiner spezifischen Duftsuchtkarriere.

Inzwischen sind offenbar neue Eichenmoosaromen entwickelt/gefunden worden, die nicht mehr (so stark) allergen wirken und zusätzlich noch viele neue natürliche aber auch künstliche Aromen. Diese inspirieren zur Kreation neuer Düfte und bereichern den "Duftraum". Als ich kürzlich die Parfumo-Site entdeckt hatte, war die erste Aktion die Suche nach Gucci Rush for Men in der Datenbank ... und das Auffinden der "Dupes", die dem Originalgeruch von damals teilweise sehr nahe kommen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Initiatoren und Organisatoren dieser Datenbank herzlich bedanken für die Schaffung einer frei zugänglichen Möglichkeit zur Erforschung der Welt der Düfte.