Harpa

Noch nie war ich mit einem Duft so uneins wie mit Calamity J. Als ich sie erstmals schnupperte, sagte sie mir ganz und gar nicht zu, aber nach ein paar Minuten war es nicht mehr ganz so sehr Ablehnung. Die Verkäuferin überredete mich, mit den Duft aufs Handgelenk sprühen zu lassen und ich stelle fest, dass mir das, was sich da so im Lauf der Stunden entwickelte, am Ende ziemlich gut gefiel. Eigentlich sogar sehr gut.

Am nächsten Tag stecke ich mein Hand in die Jackentasche, in der ich am Vortag schon die beduftete Hand gehabt hatte. Himmel, wie rochen meine Finger gut, als ich sie wieder aus der Jackentasche rauszug. Wenn der Duft "alt" ist, ist er extrem gut, leicht, würzig und sanft-rauh - ein Traum. Aber bis ich diese Seite der Calamity j. riechen kann, muß ich viel Geduld haben und ich muß leiden mögen, den der Weg zur Vollkommenheit ist bei mir ziemlich heftig.

Heute morgen habe ich uns die erste offizielle Chance gegeben, ich trage den Duft als meinen Tagesduft und bis jetzt ist noch Leid angesagt. Ich war sehr sparsam und doch ist es mir zuviel, der Duft umweht mich ziemlich heftig, vor allem diese eine Note, die ich einfach nicht abzukönnen scheine. Und heute lehnt sie sich viel anschmiegsamer an mich, als damals in der Parfümerie. Damals war sie viel schneller auf dem Rückzug und hat Platz für andere Duftnoten gemacht, heute aber behauptet sie ihren Platz und das paßt mir nicht. Wenn das immer so lange dauert, dann werden wir keine Freunde werden!
Aber noch haben wir eine Chance, schauen wir mal, was wir beide daraus machen werden.

Ich war voller Spannung auf diesen Rosenduft ... und dann entwickelte sich bei mir nur ein Abklatsch von Rose, der sich zudem sehr schnell in einen flachen, pudrigen Geruch verwandelte.

Gut, in dem Abklatsch konnte ich ab und die Rose ahnen, auf die ich gehofft hatte, aber es war eindeutig mehr eine Ahnung als ein Sein.

Für mich oder auf mir ist diese Rose viel zu verfremdet, nur ein kleiner Duftbaustein unter vielen anderen und hoffnungslos überdeckt von der pudrigen Flächigkeit, die sich sehr bald entwickelt. Schade.

Ich beneide Euch, bei denen sich die Rose in all ihren Schattierungen deutlich zeigt. Für mich ist Miss Charming nicht geschaffen.

Der allererste Schnüffler war für mich klasse. Frisch und doch voll, blumig, mit einem sehr präsenten Pfingstrosenduft. In diesen ersten Momenten war ich vollkommen überzeugt, dass es für mich wie geschaffen ist. Aber es dauerte nicht lange, höchstens eine Minute, bis mir alles zuviel wurde. Da waberte irgendwie zuviel durcheinander, die Frische verlor sich, mir kam zuviel Süße und Schwere dazu und ich kam mir vom Geruch ziemlich zugedeckt vor.

Birne und die Wassernote treten ganz klar hervor, allerdings bei mir nur ganz am Anfang und extrem kurz. Die Rose habe ich gar nicht gerochen, dafür war die Pfingstrose sehr präsent und auch sehr schön. Rund um die wunderschöne Pfingstrose kam dann aber dieses "zuviel" daher, brachte zuviel Durcheinander hinein, leknte ab und deckte mich und die Pfingstrose zu. Wenn das die Nelke war, dann hat sie das allerdings durftlos geschafft, denn ich habe überhaupt keinen Neklendurft wahrgenommen. Vielleicht haben da die Hölzer schon vorgegriffen und der Nelke den Platz weggenommen, ich weiß es nicht.

Mich stört an der Flasche, dass die Blätter nicht aufgedruckt sondern ein herumgewickeltes Bild auf Papier oder Kunststoff sind. Das schaut nicht schön aus und macht einen billigen Eindruck - wobei die Form der Flasche natürlich über jeden Zweifel erhaben ist.